27/03/2013

Das entsetzliche Versäumnis : Offener Brief von Pater Hugo Ruiz Vallejo


                                            
Das entsetzliche Versäumnis 


„Wenn das Salz seine Kraft verliert...“ 

Offener Brief von Pater Hugo Ruiz Vallejo an die Gläubigen der Tradition von Mexico-City

Der gute Hirt




Pater Hugo Ruiz Vallejo von der Priesterbruderschaft St.Pius X., der in Mexico tätig ist, erinnert uns an den guten Hirten, der sein Leben hingibt für seine Schafe. Wir verstehen und bewundern ihn  und schließen uns ihm ganz an. Wir beten, daß dieser Brief vielen Priestern in Frankreich und weltweit helfen möge, den gleichen Schritt zu tun.


Liebe Freunde in Christo,

einige von Ihnen wissen bereits, daß ich meinen Wohnsitz in der Casa San José hier in Mexico aufgegeben habe. Um zu vermeiden, daß es unter Ihnen zu Mißverständnissen und Ratlosigkeit kommt, erachte ich es als wichtig und notwendig, Ihnen die schwerwiegenden Gründe darzulegen, die mich zu meiner Entscheidung bewogen haben.

Sie alle kennen die Gründe, die zu dem geführt haben, was man heute die Bewegung der Tradition nennt und die zu Beginn in verschiedenen Teilen der Welt existierte. Sie lebt jetzt hauptsächlich in der Priesterbruderschaft St. Pius X. weiter, dem Werk eines vorbildlichen Bischofs, Mgr Marcel Lefebvre, der es unternahm, die Werte der katholischen Kirche gegen die Invasion des Modernismus zu verteidigen – diesen Modernismus, der die Kirche Christi vor allem durch das II. Vatikanische Konzil und durch alle kirchlichen Reformen, die aus diesem Konzil hervorgingen, heimgesucht hat. Dieser Angriff auf die Kirche hat unter den wahren Katholiken eine Bewegung der legitimen Verteidigung hervorgerufen, die nicht nur natürlich sondern auch notwendig war. Der Kampf gegen die lehrmäßigen Irrtümer der modernen Welt, den die Päpste des 18., 19. und 20. Jahrhunderts, allen voran Papst Pius X., geführt haben, war auch der unsere, den wir auf uns nehmen und zu Ende führen wollten.

Indessen stellen wir - d. h.vor allem die Traditionalisten, die den Kampf von Anfang an geführt haben – fest, daß unsere Oberen nach und nach unsere Ansprüche herabgesetzt und im Kampf zur Verteidigung des Glaubens nachgelassen haben. Sie haben zunächst vorgegeben, daß man auf diese Weise Rom bekehren könne – nicht nur, indem man die Verirrungen der kirchlichen Autoritäten nicht mehr so stark anprangerte, sondern auch, indem man sich der Amtskirche immer mehr annäherte. Nun stellt sich die Frage: Ist dies ein angemessenes Mittel, um Rom zu bekehren? Kann  man jemand zur Wahrheit bekehren, indem man die Wahrheit verschleiert? Kann man eine Änderung bei jemandem bewirken, indem man sich ebenfalls auf die schiefe Ebene seiner Irrtümer und seiner Dialektik begibt?

Zahlreiche Priester und Gläubige der Bruderschaft sowie befreundete Orden stellen mit wachsender Besorgnis ein Versäumnis fest, das immer stärkere Ausmaße annimmt, und ein Schweigen, das immer deutlicher wahrnehmbar wird.

Es steht fest, daß die Römer weder von den schlimmen Irrtümern des II. Vatikanischen Konzils ablassen, noch von der Neuen Messe, noch von den Reformen, die aus diesem Konzil hervorgegangen sind und an denen das Leben der ganzen Kirche leidet. Rom hat lediglich einige Zugeständnisse politischer Natur gemacht, um sich der Bruderschaft anzunähern; es sind kleine Zugeständnisse, die nicht ausreichen, um einen Richtungswechsel Roms im Sinne der Tradition nachweisen zu können. Ganz im Gegenteil läßt sich bei all diesen Verhandlungen und Gesprächen ein diplomatisches Vorgehen voller Falschheit feststellen. Wir können unsere wichtigen Entscheidungen nicht nur von Gerüchten abhängig machen oder von Fakten, die in keiner Hinsicht einen Beweis für die Bekehrung der kirchlichen Autoritäten darstellen.

Es steht fest, daß man trotz des Scheiterns der lehrmäßigen Gespräche, die angeblich geführt wurden, um Rom zu bekehren (und die nicht öffentlich gemacht werden), um jeden Preis mit der Annäherung an Rom fortfahren will, und dies unter äußerst gefährlichen Bedingungen. Und als Krönung des Ganzen gibt es heute schon solche, die glauben, daß die Bruderschaft ein Abkommen schließen müsse, ganz gleich, ob Rom sich bekehrt hat oder nicht!... („Ich würde sogar angesichts dieser erhabenen Realität sagen, daß es eine Lappalie ist, ob man mit Rom über ein Abkommen spricht oder nicht... Den Glauben verteidigen, den Glauben bewahren, im Glauben sterben, das ist das Wesentliche!“ Predigt Mgr Fellays am 30. Januar 2013 in Paris). Aber wollen wir uns denn von denen abhängig machen, die nicht die gleichen katholischen Grundsätze haben wie wir? Kann man gute Seelsorge betreiben ohne die richtige Lehre? Sollen etwa diejenigen, die die richtige Lehre nicht haben, die Seelsorge der Traditionalisten leiten? Wie sollten wir uns hinsichtlich der Glaubenspraxis verstehen, wenn wir nicht die gleichen Glaubens- und Moralgrundsätze haben? Hat nicht der neue Papst Franziskus sein Pontifikat dadurch angetreten, daß er auf dem Petersplatz ein Buch des Häretikers Kasper empfahl, Urbi et orbi ? Wäre es nicht ein sehr frommer Einfall, in der Höhle Ali Babas und der 40 Räuber zu wohnen, um Ali Baba und die 40 Räuber bekehren zu können...? Ein sehr frommer und sehr realistischer Einfall...

Die Beschlüsse des letzten Generalkapitels der Bruderschaft haben unsere Befürchtungen aufs Schlimmste bestätigt, denn im offiziellen Beschluß haben die Oberen der Bruderschaft die sechs Bedingungen erläutert, die im Fall eines Abkommens mit Rom oder einer innerhalb des römischen Systems vorzunehmenden Regularisierung in Frage kommen. Drei dieser Bedingungen seien notwendig und die anderen drei „wünschenswert“; d. h. selbst wenn der Papst sie nicht gewähren sollte, würden wir trotzdem das besagte „Abkommen“ treffen.

Ich mache darauf aufmerksam, daß eine „wünschenswerte“ Bedingung in Wahrheit gar keine Bedingung ist. Zu all diesen Bedingungen wäre viel zu sagen, aber das Schlimmste findet sich in der ersten der drei „wünschenswerten“: Die Entscheidungen unserer Kirchengerichte könnten von den Gerichten der Konzilskirche aufgehoben werden, und das auch noch mit unserem Einverständnis! Das heißt nichts anderes, als daß letztere mit ihren modernistischen Prinzipien über die Seelsorge der Priester der Tradition entscheiden!!! Darüber hinaus nimmt man in der zweiten „wünschenswerten“ Bedingung die Abhängigkeit von den Ortsbischöfen in Kauf, obwohl man ganz genau weiß, wie gern uns diese ihren Ansichten und und der Pastoral des II. Vatinanischen Konzils unterwerfen möchten!!! Hier geht es um einen geplanten Selbstmord der Tradition!!! Außerdem  billigt man in der dritten [wünschenswerten] Bedingung, daß der Leiter der uns vor dem Papst vertretenden Kommission unter Umständen kein Mitglied der Tradition ist! Wie könnte uns aber jemand vertreten, der nicht so denkt wie wir und der nicht aus unseren Reihen kommt...? Pater Mario Trejo, der mexikanische Distriktobere, schrieb kürzlich im Mitteilungsblatt des Distrikts Gott stirbt nie, daß in der Erklärung des letzten Generalkapitels der Bruderschaft „jeder Satz, jedes Wort erwogen und nochmals erwogen worden sei, um Zeugnis abzulegen für den Glauben aller Zeiten“... Wie könnte dann unter diesen Bedingungen der Glaube aller Zeiten von jenen verteidigt werden, die ihn nicht mehr bekennen?

Jedenfalls ist es jetzt offensichtlich, daß jene, die die Priesterbruderschaft St. Pius X. leiten, eine neue Haltung gegenüber Rom und seinen Irtümern einnehmen, eine Haltung, die geprägt ist von unzähligen Versäumnissen und einer Bereitschaft zu schwerwiegenden Kompromissen, die, obwohl sie noch nicht geschlossen wurden, eine äußerst besorgniserregende Geisteshaltung offenbaren. Es kommt zu immer mehr Versäumnissen bei all dem, worauf sich unser Kampf bezieht, bei den Zielen, die Mgr Lefebvre der Bruderschaft gesetzt hat, die den Grund für unser Vorhandensein bilden und  die den „Notstand“ rechtfertigen, aufgrund dessen wir unser Priesteramt ausüben können. Gäbe es keinen „Notstand“, so ließe sich unser Ungehorsam gegenüber Rom theologisch ebensowenig rechtfertigen wie der Gehorsam gegenüber der Autorität, den die derzeitigen Oberen der Bruderschaft mit Nachdruck fordern.

Der externen Politik entspricht eine interne „Politik“, d. h. daß sich innerhalb der Bruderschaft eine immer offensichtlichere Repressionspolitik gegenüber denen ausbreitet, die mit der Neuorientierung der Bruderschaft nicht einverstanden sind. Man übt Druck auf sie aus, man verfolgt, diskreditiert und straft sie in unterschiedlicher Weise. Hinzu kommen immer besorgniserregendere Erklärungen und Handlungen. So hat beispielsweise Pater Raphael Arizaga O.S.B. während eines spirituellen Vortrages vor Seminaristen im Seminar von Winona am 21. Dezember 2012 aus dem Mund von Mgr Fellay folgendes zu hören bekommen: „Weil ich die innere Einheit der Bruderschaft erhalten wollte, habe ich das Dokument zurückgezogen, das besagte: 'Ich verwerfe nicht das ganze II. Vatikanische Konzil', was ich tatsächlich gesagt habe.“  

Monseigneur Lefebvre riet nicht nur davon ab, die Indult-Messen zu besuchen, sondern auch die Messen von Gruppen wie der Petrus-Bruderschaft, weil diese Milieus an der Wurzel verdorben sind, in dem Sinne, daß das, was dort gelehrt und gefördert wird, über kurz oder lang zur Angleichung an die Konzilskirche führt. Wenn aber die Priesterbruderschaft St. Pius X. ihre Geisteshaltung und ihre Ziele ändert, würde sie dann nicht in eine ähnliche oder gar schlimmere Lage geraten, auch wenn derzeit das Abkommen mit Rom noch nicht Gestalt angenommen hat? 

Ich habe selbst festgestellt, daß viele Priester ihre Vorstellungen und ihre Haltung zum Kampf der Tradition gegen ihre Feinde geändert haben, und leider ist dies häufiger bei Neupriestern der Fall. Ich gehöre selbst zu den Opfern dieser neuen Linie unserer Oberen, eine Linie, die in unserem Kampf eine Fülle von Versäumnissen erkennen läßt. Man glaubt, in Rom nicht mehr viele Feinde zu haben, und der Optimismus ersetzt nach und nach das natürliche Mißtrauen, das man gegenüber den Zerstörern der Kirche empfinden müßte. Mein Distriktoberer, Pater Mario Trejo, hat mir verboten, über diese Themen zu reden, und zwar nicht nur bei der Predigt, sondern auch im privaten Umgang mit Gläubigen oder Priestern, wobei er mit Versetzung und strenger Bestrafung drohte.

Da ich innerhalb der Bruderschaft meinen Auftrag als Priester nicht mehr erfüllen kann - diesen Auftrag, der darin besteht, die ganze Wahrheit zu verkünden und vor der ganzen Gefahr zu warnen, die das Heil der Seelen bedroht, habe ich mich zum Wohl der Gläubigen von Mexico-City, die meine priesterlichen Dienste in Anspruch nehmen wollen, entschlossen, mein Amt außerhalb der Struktur der Bruderschaft auszuüben, obwohl ich ihr weiterhin angehöre. Ich hoffe, daß Sie und meine Mitbrüder die Gründe für diese schwerwiegende Entscheidung verstehen.

Möge Gott Sie durch unsere Mutter und Liebe Frau von Guadelupe segnen und erleuchten.

Pater Hugo Ruiz Vallejo, FSSPX
 
22. März 2013

Zum Gedächtnis der Sieben Schmerzen der allerseligsten Jungfrau Maria

Kontaktadresse: Salterrae22@gmail.com   

20/03/2013

Ein Brief von Pater Pfeiffer an die Priester und Gläubigen


Ein Brief von Pater Pfeiffer an die Priester und Gläubigen




Sollten Sie Ihr bequemes Verbleiben im Mainstream der Bruderschaft rechtfertigen wollen, müssen Sie, zumindest „im Wesentlichen“, mit jeder der folgenden Erklärungen einverstanden sein. Sollten Sie feststellen, daß auch nur EINE von ihnen eine Gefahr für die Seelen darstellt, sind Sie vor Gott verpflichtet, zu reden und zu handeln.

1. „Die offizielle Grundsatzerklärung vom 14. Juli 2012, die das Generalkapitel nie zurückgezogen
hat und die nicht zwischen den beiden Lehrämtern unterscheidet, die sechs Bedingungen sowie die doppelsinnige Ausdrucksweise hinsichtlich der Bedeutung der Tradition stellen keine Gefahr für den Glauben dar und führen die Seelen nicht auf die schiefe Bahn des Modernismus.“

Wenn diese Erklärung den Glauben der Seelen gefährdet, sind Sie als Priester Gottes verpflichtet,
das klar und deutlich zu sagen und die Herde zu warnen.

2. „'Die entschlossene und gebilligte' offizielle Entscheidung des Generalkapitels, 'die Bruderschaft zu verpflichten', sich der Autorität des modernistischen Roms zu unterstellen, stellt keine Gefahr für den Glauben dar und führt die Gläubigen nicht auf die schiefe Bahn des Modernismus.“ 

Wenn diese Erklärung den Glauben der Seeelen gefährdet, sind Sie als Priester Gottes verpflichtet, das klar und deutlich zu sagen und die Herde zu warnen.

3. „Die Anweisung des Generaloberen im Cor unum vom 18. März, 'unser Verhalten gegenüber Rom zu ändern', es nicht mehr 'frontal anzugreifen', sondern uns für ein Abkommen offen zu zeigen, wenn Rom uns erlaubt, erstens die Liturgie von 1962 zu behalten, und zweitens, 'unter bestimmten Umständen mit einer gewissen Freiheit zu handeln' ist kein Kompromiß, der eine Gefahr für den Glauben der Priester und Laien der Bruderschaft darstellt und die Gläubigen auf die schiefe Bahn des Modernismus führt.“

Wenn diese Erklärung den Glauben der Seelen gefährdet, sind Sie als Priester Gottes verpflichtet, das klar und deutlich zu sagen und die Herde zu warnen.

4. „Die neue 'positive Annäherung' an das neo-modernistische Rom bringt die Gläubigen nicht in Gefahr, dem Modernismus der 'Neo-Konservativen'  - Petrusbruderschaft, Institut Christkönig, Redemptoristen, Michael Voris etc. - zu verfallen.“

Wenn diese Erklärung den Glauben der Seelen gefährdet, sind Sie als Priester Gottes verpflichtet, das klar und deutlich zu sagen und die Herde zu warnen.

5. „Die Tatsache, daß die Bruderschaft in ihren offiziellen Mitteilungen (Pius.info, Mitteilungsblatt, Kirchliche Umschau) Nachrichten aus Rom sowie Artikel von Neo-Konservativen bringt, vermischt mit ähnlichen Artikeln von Autoren der Bruderschaft, ohne die darin enthaltenen Irrtümer zu korrigieren oder zu kommentieren, stellt keine Gefahr für den Glauben derjenigen dar, die diese
offiziellen Publikationen der Bruderschaft erhalten und führt sie nicht auf die schiefe Bahn des Modernismus.“

Wenn diese Erklärung den Glauben der Seelen gefährdet, sind Sie als Priester Gottes verpflichtet, das klar und deutlich zu sagen und die Herde zu warnen.

6. „Es ist ein schlimmeres Vergehen gegen die Einheit und den Gehorsam, den Generaloberen wegen seiner 'angeblich' liberalen Erklärungen zu kritisieren, die weder widerrufen noch klargestellt werden - sein Interview mit CNS, sein eigenes DICI-Interview, seine Anweisungen vom 18. März, sein Brief vom 14. April  2012 an die drei Bischöfe, sein Communiqué vom 14. Juli 2012 – als sie öffentlich zu kritisieren, weil sie 'eine schwere Gefahr für den Glauben darstellen, der die Gläubigen auf die schiefe Bahn des Modernismus führt.' Das heißt mit anderen Worten, daß DIE EINHEIT WICHTIGER IST ALS DER GLAUBE.“

Wenn diese Erklärung den Glauben der Seelen in Gefahr bringt, sind Sie als Priester Gottes verpflichtet, das klar und deutlich zu sagen und die Herde zu warnen.  

7. „Ein Priester der Bruderschaft hat erst dann, und nicht zuvor, das Recht, sich zu äußern, wenn man ihn zwingen will, die neue Messe zu lesen oder eine offene Häresie zu verkünden. Alles andere
darf nur im privaten Rahmen kritisiert oder korrigiert werden, und schon gar nicht vor den Gläubigen, denn diese werden nicht negativ beeinflußt, solange sie nicht der Neuen Messe beiwohnen. Das heißt mit anderen Worten, daß die Doktrin nach der traditionellen Liturgie den zweiten Rang einnimmt.“

Wenn diese Aussage wahr ist, müssen Sie sich der Petrusbruderschaft oder einer anderen Gruppe von Novus-Ordo-Anhängern Ihrer Wahl anschließen.

Wenn diese Aussage den Glauben der Seelen in Gefahr bringt, sind Sie als Priester Gottes verpflichtet, das klar und deutlich zu sagen und die Herde zu warnen.

8. „Priester und Gläubige müssen ihren Oberen vertrauen. Sie sollen daher in der derzeitigen Krise der Bruderschaft nur das lesen, was den offiziellen Quellen entstammt: Pius.info, Mitteilungsblatt; sie sollen nicht versuchen, sich anderweitig zu informieren. Das ist Ungehorsam gegenüber Gott. Die Gläubigen sollen nicht nachforschen, sondern der Erfahrung und der Weisheit   des Generaloberen vertrauen und sich seinem Urteil unterwerfen, denn er wurde von Gott und Erzbischof Lefebvre erwählt und er verfügt über die Standesgnade, die weder Priester noch Gläubige haben. Die Gläubigen sollen daher einfach blind dem Generaloberen folgen, dem Weihbischof einer frommen Vereinigung, der keinerlei richterliche Gewalt über sie hat.“

Wenn diese Aussage den Glauben der Seelen in Gefahr bringt, sind Sie als Priester Gottes verpflichtet, das klar und deutlich zu sagen und die Herde zu warnen.


Der hl. Bernhard sagt, daß der Priester ein Wachhund ist und daß ein Hund, der nicht bellt, niemandem nützt. Wo bleibt Ihr Gebell? Der hl. Felix II. sagte, daß „man den Irrtum billigt, wenn man ihn nicht verurteilt, und daß man die Wahrheit verurteilt, wenn man sie nicht lehrt.“ Diese Aussage bezieht sich nicht auf bislang unbekannte oder noch nicht gelehrte Irrtümer, sondern auf die Irrtümer unserer Tage, unserer Zeit und unserer Umgebung. In einer heidnischen Umgebung spricht man nicht von den Irrtümern des Molinismus oder des Monotheletismus. Wenn es also in unserer Bruderschaft als unserer katholischen Kirche Irrtümer gibt, dann erfordert es der gleiche Grundsatz, daß der katholische Priester sie verurteilt.

17/03/2013

Rundbrief Nr. 2013-03 SP 2 an die Distriktoberen, Seminare und autonomen Häuser


Rundbrief Nr. 2013-03 SP 2 an die Distriktoberen, Seminare und autonomen Häuser

Pater Thouvenot

Mit der Immaculata steht auf der Seite der Patres Rioult, Pinaud und Salenave. Wir glauben, dass die doctrinale Erkärung gefährlich für den Glauben ist. Wir warten auf die Veröffentlichung von Cor Unum. Wir brauchen dieses Cor unum auf deutsch. Danke! InDominoSperavi.

Menzingen, 7. März 2013 

Zur Verteilung an alle Mitglieder 

Exzellenzen, sehr geehrte Obere, liebe Mitbrüder, 

innerhalb der Bruderschaft wurde ein subversives Unternehmen ins Leben gerufen. Seit mehreren Monaten zirkulieren im Internet anonyme Briefe, die auch durch die Post an unsere Mitglieder verschickt wurden und die darauf hinzielen, die Oberen zu verleumden. Die Portale „Antimodernisme.info“ und „La Sapinière.info“, die sich auf die „Schirmherrschaft von Priestern der Priesterbruderschaft St. Pius X.“ berufen, verbreiteten diese Schriften sowie Angriffe gegen mehrere Obere. 

Am 28. Februar wurde ein angeblicher „Brief von 37 Priestern des französischen Distrikts“ veröffentlicht. In Wirklichkeit ist dieser Brief das Werk einer Handvoll Priester, die entschlossen sind, die Bruderschaft aufzuspalten, indem sie vor allem den Rücktritt des Generaloberen und seiner Assistenten fordern und indem sie verleumden, diffamieren und Fakten durcheinanderbringen, jene Mittel, derer sich die Desinformation bedient. Herr Pater de Cacqueray hat dieses destruktive Vorgehen gegenüber seinen Priestern angeprangert. 

In enger Zusammenarbeit mit Bischof Williamson erweist sich Herr Pater Olivier Rioult als Leiter dieses Werks der Gehorsamsverweigerung, und zwar im Einvernehmen mit Herrn Pater Nicolas Pinaud und Herrn Pater Matthieu Salenave. Sie werden nicht nur von anderen Priestern unterstützt, unter ihnen mehrere, die kürzlich wegen subversiver Machenschaften aus der Bruderschaft ausgeschlossen wurden, sondern auch von Laien, die große Erfahrung im Umgang mit dem Internet haben und in der Instrumentalisierung von Diskussionsforen, die aufrührerischen Zwecken dienen. Diese Priester schrecken vor nichts zurück und sind entschlossen, bis zum Äußersten zu gehen. 

Damit diese Aufwiegler, die die Pflichten ihrer priesterlichen Berufung aus den Augen verlieren, entlarvt werden, wurde ihnen heute mitgeteilt, daß sie ihres priesterlichen Dienstes enthoben sind und daß sie sich in getrennte Priorate begeben müssen. Es wird ein kirchenrechtlicher Prozeß gegen sie eingeleitet werden, es sei denn, sie verweigern weiterhin den Gehorsam, in welchem Fall sie aus der Bruderschaft ausgeschlossen werden. 

Diese irregeleiteten Priester haben bereits weitere Angriffe geplant, insbesondere die baldige Veröffentlichung der doktrinalen Erklärung vom 15. April 2012, die Mgr Fellay an Kardinal Levada gesandt hatte. Mgr Williamson hat sie ihnen zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt. Im nächsten Cor unum [ausschließlich für Priester bestimmtes Mitteilungsblatt] wird dieser Text mit allen Anlagen veröffentlicht, so daß Sie Kenntnis des gesamten Vorgangs erhalten, der uns im letzten Jahr beschäftigt hat. Wie gewöhnlich wollen die aufsässigen Priester dieses Dokument als Beweis des Verrates und des „Anschlusses von Menzingen“, an den Modernismus, an die Messe Pauls VI. und an die konziliaren Irrtümer darstellen... Jeder von Ihnen wird den Unterschied zwischen Information und anonym organisierter Manipulation feststellen können. Das letzte Cor unum hat mit der Veröffentlichung der im Winter 2011/2012 vom Generaloberen gegebenen Antworten begonnen; dasjenige von Ostern wird diese klare und deutliche Informationsarbeit fortsetzen. 

In dieser Zeit der Fasten, aber auch der Vorbereitung auf die Weihe der Bruderschaft an den heiligen Joseph, den Patron der römisch-katholischen Kirche, versichere ich Sie meiner achtungsvollen und treuen priesterlichen Ergebenheit. 


Pater Christian Thouvenot 

13/03/2013

Katechismus der Krise der Bruderschaft (Vierter und letzter Teil)


          
Katechismus der Krise der Bruderschaft 
(Vierter und letzter Teil)



70)   Welcher Art  ist diese Ekklesiologie Benedikts XVI.?

Es ist die Kardinal Ratzingers, der bereits 1988 „auf der einen Kirche, derjenigen des II. Vatikanums beharrt“ hatte. (Mgr Lefebvre, Ecône, 19-6-1988)

71)   Hatte Mgr Lefebvre denn nicht vor dieser falschen Ekklesiologie gewarnt?

Selbstverständlich! „Kardinal Ratzinger hat uns wer weiß wie oft darauf hingewiesen: 'Es gibt nur eine Kirche!... Es darf keine Parallelkirche geben!' Also ist diese Kirche natürlich die konziliare  Kirche. Wenn man dann zu ihm von der Tradition spricht, antwortet Kardinal Ratzinger:
„Aber das Konzil ist die Tradion von heute. Sie müssen sich der Tradition der heutigen Kirche anschließen, nicht der vergangenen. Schließen Sie sich der Kirche von heute an!'“ Und Mgr Lefebvre kommentierte: „Man spürte das sehr gut in seinen Überlegungen: es  braucht vielleicht ein paar Jahre, aber man wird die Bruderschaft zum Geist des Konzils hinführen müssen...“ (Ecône 9-6-1988)

72)   Glaubt Mgr Fellay denn auch, daß es nur eine konkrete Kirche gibt?

Ja, und das verkündet er auch! „Daß wir uns nach Rom begeben, heißt nicht, daß wir mit ihnen einer Meinung sind. Aber das ist die Kirche. Und es ist die wahre Kirche. Auch wenn man das verwirft, was nicht stimmt, so darf man doch nicht alles verwerfen. Sie bleibt die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.“ (Flavigny, 2-9-2012) Diese Vorstellung ist jedoch ein Trugschluß, denn Rom hat den Glauben verloren. Wenn man heute von der Kirche redet, darf man etwas derart Wichtiges nicht einfach beiseite lassen. Die Tatsachen -  der Glaubensverlust an der Spitze der Kirche - bleiben bestehen, auch wenn sie auf dem Geheimnis des Bösen beruhen.

73)   Steht das wirklich im Widerspruch zum Denken Mgr Lefebvres?

Selbstverständlich. „Die sichtbare Kirche erkennt man an den Zeichen, die sie von jeher als Merkmale ihrer Sichtbarkeit festgelegt hat: Sie ist einig, heilig, katholisch und apostolisch. Ich frage Sie: Wo finden sich die wahren Merkmale der Kirche? Eher in der Amtskirche (es handelt sich
nicht um die sichtbare Kirche, es handelt sich um die Amtskirche) oder bei uns, in dem, was wir verkörpern, was wir sind? Es steht fest, daß wir diejenigen sind, die die Einheit des Glaubens bewahren, die aus der Amtskirche verschwunden ist. Diese Merkmale finden sich nicht mehr bei den anderen... Nicht wir verlassen die Kirche, sondern die Modernisten. Wer sagt 'die sichtbare 
Kirche verlassen', der irrt, indem er Amtskirche und sichtbare Kirche gleichsetzt. Wir gehören sehr wohl zur sichtbaren Kirche, zur Gemeinschaft der Gläubigen unter der Autorität des Papstes, denn
wir lehnen nicht die Autorität des Papstes ab, sondern das, was er tut... Verlassen wir demnach die Amtskirche? In gewisser Weise ja, ganz offensichtlich.“ (Ecône, 9-9-1988)

74)    Mgr Lefebvre begab sich aber auch nach Rom.

Gewiß, aber mit einem ganz bestimmten und nicht verhandelbaren Ziel: „Ich höre sie sagen: 'Sie übertreiben! Es gibt immer mehr gute Bischöfe, die beten, die den Glauben haben, die tugendhaft sind...'  Selbst wenn sie Heilige wären, sobald sie die falsche Religionsfreiheit anerkennen, d. h. den laizistischen Staat, den falschen Ökumenismus, d. h. die Zulassung mehrerer Heilswege, die Liturgiereform , d. h. praktisch die Verneinung der Opfermesse, sobald sie die neuen Katechismen mit all ihren Irrtümern und Häresien einführen, tragen sie offiziell zur Revolution in der Kirche und zu ihrer Zerstörung bei... Nur eines ist notwendig, damit die katholische Kirche fortbesteht: Bischöfe, die ganz katholisch sind, die keinerlei Kompromiß mit dem Irrtum eingehen, die katholische Seminare gründen...“. (Mgr Lefebvre, Geistlicher Wegweiser)

75)    Woher rührt der Begriff „konziliare Kirche“?

Dieser Begriff entstammt einem Schreiben von Mgr Benelli an Mgr Lefebvre (25-6-1976). Und  angefangen mit Paul VI. (Konsistorium vom 24-5-1976), für den jene „außerhalb der Kirche stehen“, die die „Lehren des Konzils ablehnen“, über Johannes Paul II. (Sacrae Disciplinae Leges, 25-1-1983) der „im Kirchenrecht ein großes Bemühen“ sieht, „die Doktrin der konziliaren Ekklesiologie... die die grundlegende Neuheit des II. Vatikanischen Konzils in der Kontinuität mit der gesetzgebenden Tradition der Kirche bildet, in die kanonische Sprache zu übertragen“ bis hin zu Benedikt XVI. gibt es eine vollkommene, wenn auch frevelhafte (inique) Kontinuität.

76)    Seit wann ist Mgr Fellay dieser Ansicht?

Seit mehreren Jahren. „Die Gleichsetzung von offizieller Kirche (Amtskirche) und modernistischer Kirche ist ein Fehler, weil wir von einer konkreten Wirklichkeit sprechen.“ (Mgr Fellay, Flavigny, 16-2-2009)

77)   Hat man ihn auf seinen Irrtum aufmerksam gemacht?

Selbstverständlich. Anläßlich eines Priestertreffens bat ein Theologe und ehemaliger Seminarlehrer  den Generaloberen, diese Doppeldeutigkeit bezüglich der Kirche - katholisch oder konziliar? - aufzuheben. Er bekam zur Antwort: „Ich bin diesen Streit um Worte leid.“

78)   Diese Antwort ist in der Tat überraschend.

Mehr als überraschend! Sie ist beklagenswert. Vierzig Jahre theologischer Kampf um die Orthodoxie oder Heterodoxie der Worte,  damit man das von einem Nachfolger Mgr Lefebvres zu hören bekommt! Mgr Lefebvre, der ein Jahr nach den Bischofsweihen in einem Interview bekannte:

„Was Dom Gérard und M. Madiran zur sichtbaren Kirche sagen, ist kindisch. Es ist unglaublich, daß man von der sichtbaren Kirche sprechen kann, wenn man die Konzilskirche meint, im Gegensatz zur katholischen Kirche, die wir vertreten und fortsetzen wollen. Ich sage nicht, daß wir die katholische Kirche sind. Das habe ich nie gesagt. Aber wir vertreten wirklich die katholische Kirche so, wie sie früher war, denn wir setzen fort, was sie immer getan hat... Selbstverständlich sind wir gegen die konziliare Kirche, die praktisch schismatisch ist, auch wenn sie das nicht gelten lassen will. In der Praxis ist es möglicherweise eine exkommunizierte Kirche, weil sie modernistisch ist.“

79)  Deshalb vermeiden es Menzingen und seine Presseorgane (DICI...), Begriffe wie „konziliare Kirche“, „Kirche des II. Vatikanums“ ... zu verwenden.

Gewiß. Noch mehr Anlaß zur Sorge ist aber, daß das Kapitel von 2012 weder die Worte der Grundsatzerklärung vom 21. November 1974 wiederholen wollte: „Wir lehnen es ab und haben es immer abgelehnt, dem Rom der neomodernistischen und neoprotestantischen Tendenz zu folgen, die klar im II. Vatikanischen Konzil und nach dem Konzil in allen Reformen, die daraus hervorgingen, zum Durchbruch kam“, noch die Worte des offenen Briefes an Kardinal Gantin: „Wir wollten nie zu diesem Apparat gehören, der sich selbst als konziliare Kirche bezeichnet und sich durch den Novus Ordo Missae, den indifferentistischen Ökumenismus und die Laisierung der ganzen Gesellschaft qualifiziert. Nein, wir haben keinerlei Anteil, nullam partem habemus, an dem Pantheon der Assisi-Religionen. Wir lassen uns gern exkommunizieren...“

80)   Gefährdet es denn nicht den Glauben, wenn man von einer neuen Kirche spricht?

Das ist nicht gefährlich, sondern notwendig, denn es entspricht der Realität!

„Eine neue Kirche ist entstanden... sie sind besessen von der Treue zum II.Vatikanischen Konzil, das für sie die neue Kirche ist; es ist die konziliare Kirche mit ihren Sakramenten, ihrem Glauben, ihrem Kultus und ihren Katechismen, und das alles ist schrecklich, einfach schrecklich. Dem können wir uns nicht unterwerfen, das ist unmöglich... Was soll ich also fordern, soll ich von meinen Seminaristen verlangen, daß sie einen Eid auf die konziliare Kirche ablegen? Das geht nicht. Nein, nein, jetzt ist klar, daß wir es mit einer neuen Kirche zu tun haben, mit einer zwölf Jahre alten Kirche.“ (Cospec, 33B, 1976)

81)   Die konziliare Kirche ist jetzt 50 Jahre alt. Im Grunde hat sich doch nichts geändert?

Doch, es hat sich etwas geändert. Heute will Mgr Fellay, Generaloberer der von Mgr Lefebvre gegründeten Bruderschaft, den katholischen Gläubigen weismachen, daß diese 50jährige konziliare Kirche die gleiche ist wie die katholische Kirche, während sie doch die Verfälschung dieser katholischen Kirche ist. 

82)   Ist das unannehmbar für Sie?

Nicht für mich, sondern in sich. So wie es für all jene unannehmbar war, die 1988 bei den Bischofsweihen dabei waren und dem Anathema, das Mgr Lefebvre dem Konzilsgeist entgegenschleuderte, Beifall gezollt haben:

„Was ist aber diese Wahrheit für sie, wenn nicht die Wahrheit des II. Vatikanischen Konzils, die Wahrheit dieser konziliaren Kirche? Das ist ganz klar. Folglich ist es auch klar, daß für den Vatikan die einzige Wahrheit, die heute existiert, die konziliare Wahrheit ist, „der Geist des Konzils“. Das ist der Geist von Assisi. Das ist heute die Wahrheit! Und das wollen wir nicht um alles in der Welt, nicht um alles in der Welt! (langer und starker Beifall) (Mgr Lefebvre, 30-6-1988)

83)   Nach Ihrer Auffassung muß man also weder Rom noch Benedikt XVI. schonen?

Nicht nach meiner, sondern nach der Mgr Lefebvres, der ich zustimme. Nach seiner Auffassung „gibt man den Glaubenskampf praktisch auf“, wenn man aufhört „Rom anzugreifen“.  (Fideliter, zitiert von Mgr de Galarreta, Albano, 7-10-2011)
 
84)   Nun gut, wenn die Oberen der Bruderschaft der Lage nicht mehr gewachsen sind, so unternimmt doch Rom wenigstens nichts mehr nach der Niederlage, die es erlitten hat und nach der Ablehnung eines Abkommens durch die Bruderschaft?

Rom mag eine Schlacht verloren haben, aber nicht den Krieg. „Falls sie uns den Rücken kehren,  wäre eine Pause in der ständigen Spannung, die diese Kontakte für die Bruderschaft bedeuten, sehr willkommen und in meinen Augen eine Fügung. Jedenfalls werden sie, wie ich sie kenne, nicht lange zögern, bis sie uns wieder ansprechen.“ (Mgr de Galarreta, Albano, 7-10-2011)

85)    Stimmt das?

Ja, tatsächlich hat es nicht lange gedauert. Im Dezember 2012 richtete Mgr di Noia ein Schreiben an alle Mitglieder der Bruderschaft im Hinblick auf die „Wiederversöhnung“. Hierzu müssen „die    offensichtlich unüberwindlichen Unstimmigkeiten hinsichtlich Autorität und Interpretation des Konzils transzendiert“ werden, um „die Einheit wirklich zu wünschen“. Er forderte uns auf, „den Eifer unseres Gründers“ nicht aufzugeben. Demnach müssen wir aufhören, „die anderen in der Kirche öffentlich zu kritisieren“ und uns nicht „den Auftrag des Papstes anmaßen“. Dann wird „das  echte Charisma der Bruderschaft“, das „darin besteht, Priester heranzubilden“, der Kirche von Nutzen sein. Wir müssen unser „Streben nach Unabhängigkeit“ aufgeben und „nach einer Wiederversöhnung suchen“. Er behauptete, „die Zukunft der Priesterbruderschaft
St. Pius X. bestünde einzig auf dem Weg einer vollen Gemeinschaft mit dem Heiligen Stuhl...“

86)   Was ist davon zu halten?

„Das II. Vatikanum ist die politische Entthronung unseres Herrn Jesus Christus und das Leugnen Seiner Rechte über die Gesellschaften. Das II. Vatikanum ist ein unendlicher Schaden und ein Skandal für die Seelen dieser Gesellschaften, die den Irrtum und das Laster fördern und die Hölle füllen, und die man sinnentstellend „andere Religionen“ nennt. Das II. Vatikanum ist der Triumph des Demokratismus in der Kirche, der jede Autorität trügerisch und jedes Gebot fast unmöglich macht, der die Verbreitung der Häresie und des Schismas erlaubt. Das II. Vatikanum ist in Wahrheit die größte Katastrophe, die sich in der Kirche je ereignet hat... Um sich davon zu erholen, muß sie sich davon lösen. Die Bruderschaft kann in keiner Weise den großen Kampf der Glaubensverkündigung aufgeben, der das Anprangern des Irrtums zwangsläufig einschließt. Sie muß demütig und respektvoll, aber kühn und furchtlos bleiben, um weiterhin alles zu sagen, was sie sagen muß, um alles zu bekennen, was sie bekennen muß und um alles anzuprangern, was sie anprangern muß. (Pater de Cacqueray, Suresnes, 31-12-2008)          

87)   Da Mgr Fellay ja dreimal erklärt hat, daß er nicht unterschreiben kann, warum behauptet Rom dann, es erwarte immer noch seine Antwort und warum gibt es der Bruderschaft noch Zeit?

Weil Mgr Fellay aufgrund seiner falschen Ekklesiologie und seines fortwährenden Versuchs eines Anschlusses an Rom, sich weigert, Benedikt XVI. öffentlich als Verbreiter von Irrtümern
anzuprangern. Er beharrt auf Dokumenten Mgr Lefebvres von 1987, die besagten: „Wir sind einverstanden, wenn der Papst uns so anerkennt, wie wir sind, und wir sind bereit, an der Erneuerung der Kirche mitzuarbeiten; den Bruch mit dem Nachfolger Petri haben wir nie gewollt...“ (Schreiben an Kardinal Gagnon vom 21-11-1987). Er weigert sich, den Sinneswandel Mgr Lefebvres nach 1988 zu sehen, der selbst sagte, er sei in seinen Beziehungen zu Rom zu weit gegangen.

88)   Die Bedingung, an die Mgr Fellay sich klammert: „daß wir so anerkannt werden, wie wird sind“, ist demnach doppelsinnig?

Ja, weil sie mit der „Hermeneutik der Kontinuität“ vereinbar ist und weil dieser Begriff in den Bereich des Ökumenismus fällt, da er in einer einzigen kirchlichen Struktur Wahrheit und Irrtum miteinander verbindet.

89)   Wann wird die Krise der Bruderschaft überwunden sein?

Die Krise wird überwunden sein, wenn Menzingen

-   mit seinen doppeldeutigen Aussagen aufhört,

- die Dinge bei ihrem Namen nennt; wenn es einen Modernisten einen Modernisten nennt, auch wenn es der Papst sein sollte; wenn es eine praktisch schismatische konzialiare Kirche als solche bezeichnet, auch wenn sie das Tragen der Soutane und den „außerordentlichen“ Ritus fördert,

- sich entschließt, die von Mgr Lefebvre gestellten Bedingungen öffentlich zu fordern.

90)   Um zum Schluß zu kommen, „was wird Rom tun? Die Exkommunikation aussprechen...
die Dinge so lassen, wie sie sind... oder die Lage entschärfen?“ (Mgr Fellay, Ecône, 7-9-2012)

Mgr Fellay hat selbst die Antwort gegeben: „Ich würde sagen: machen Sie sich ein bißchen auf alles gefaßt.“

91)   Was bedeutet das?

Das heißt, daß wir aus der Zone der lehrmäßigen Turbulenz noch nicht heraus sind. Die Aussagen Mgr Fellays zu dem Zeitpunkt, da man es unternimmt, Paul VI. selig zu sprechen, beweisen es:

„Schauen Sie, es ist doch interessant, wer sich in dieser Zeit unserer Anerkennung am meisten widersetzt: die Feinde der Kirche. Ich kann sagen, daß wir dieses Argument in Rom benutzen werden, um sie zum Nachdenken zu bringen...Ich habe absolut keine Ahnung, wann ein Abkommen geschlossen werden kann, und die Bezeichnung „Abkommen“ ist nicht angemessen; es wird eine „Anerkennung/Normalisierung sein“... Trotz allem, was nicht in Ordnung ist, gibt es Hoffnung und ich bin in dieser Situation optimistisch... Ich sage, daß es beim Betrachten der Lage der Kirche immer noch Winter ist, daß man aber bereits die ersten Anzeichen des Frühlings sieht.“ (New Hamburg, 28-12-2012)

92)   Was sollen wir tun?

Dem Rat eines Mitbruders folgen: wenn (das Flugzeug) in eine Turbulenzzone gerät, fordert man uns auf, den „Sicherheitsgurt zu befestigen“, aber nicht „ihn zuzuschnallen“. (Le Chardonnet, Juli-August 2012)

93)   Sie sind pessimistisch.

Nein, realistisch. Unser Oberer sieht den Teufel überall in der Bruderschaft am Werk, außer in Menzingen. Er ist unfähig, sich selbst in Frage zu stellen. Ein Mitbruder, der die ungerechten Maßnahmen des Generalhauses aufzählte (Einschüchterungen, Verweise, Versetzungen, Aufschub
von Priesterweihen, Ausschluß von Priestern und eines unserer Bischöfe) hat es sehr schön ausgedrückt:

„Letzten Endes haben sie eine wahre Diktatur in der Bruderschaft errichtet. Sie haben sich wissentlich über die Warnungen kluger Personen hinweggesetzt, die ihnen von einem praktischen Abkommen mit dem modernistischen Rom abrieten. Sie haben der Einheit und dem Gemeinwohl der Bruderschaft Schaden zugefügt, indem sie sie der Gefahr eines Kompromisses mit den Feinden der Kirche aussetzten. Und sie widersprechen sich schließlich selbst, wenn sie das Gegenteil dessen beteuern, was sie noch vor wenigen Jahren gesagt haben. Sie haben das Erbe Mgr Lefebvres verschleudert, ihre Amtspflichten verletzt und das Vertrauen Tausender mißbraucht, ja selbst das Vertrauen derer, die ihnen weiterhin vertrauen, obwohl sie von ihnen getäuscht wurden. Sie haben sich fest entschlossen gezeigt, die Bruderschaft zu einem Abkommen mit unseren Feinden zu führen, koste es, was es wolle. Es ist kaum von Bedeutung, daß das Abkommen mit der konziliaren Kirche noch nicht geschlossen ist oder ob es weder in naher Zukunft noch jemals geschlossen wird... die Bruderschaft befindet sich nach wie vor in großer Gefahr, da ihre Obereren die falschen Prinzipien, von denen sie sich bei ihren zerstörerischen Machenschaften leiten ließen, nicht aufgegeben haben...“ (Pater Ortiz, Dezember 2012)   

94)   Ist das Ihr letztes Wort?

Nein. Ehre, wem Ehre gebührt. Ich überlasse das letzte Wort unserem Generaloberen, trotz allem, was er sich hat zuschulden kommen lassen.

„Wir müssen damit rechnen, daß Rom versuchen wird, uns dem universalistischen Gemisch einzuverleiben, in welchem man uns einen Platz „unter den anderen“ anbieten würde, etwa so, wie man bereits jetzt die Orthodoxen zur Schwesterkirche erklärt. Man kann wohl annehmen, daß die Versuchung, in die „offizielle Kirche“ einzutreten, groß sein mag, entsprechend den Angeboten, die das ökumenistische Rom uns machen kann. Wenn wir uns dann weigern, dieses Verwirrspiel mitzumachen, werden wir als die häßlichen Bösen gelten. Dies ist jedoch vorerst nur eine Vermutung...“ (Mgr Fellay, Cor unum, März 1995)  

09/03/2013

Katechismus der Krise der Bruderschaft (Dritter Teil)



Katechismus der Krise der Bruderschaft 

(Dritter Teil) 




49) Wurde Mgr Fellay nicht in die Irre geführt durch „den Widerspruch, der in Rom herrscht“ (Mgr Fellay, Dici 264)? 

Rom hat sich immer der gleichen Sprache bedient, die zwar falsch, aber klar und präzise ist. Der Generalobere hingegen hat sich die ganzen letzten Jahre hindurch in seinen offiziellen Communiqués und Pressemitteilungen einer zweideutigen und ungenauen Ausdrucksweise bedient. 


50) Konnte man sich über die Absichten des Papstes nicht täuschen? 
Nein! 


51) Warum nicht? 

Weil Benedikt XVI. am Mittwoch, den 20. April 2005, dem Tag nach seiner Wahl, vor 114 Kardinälen seine erste Botschaft an die Welt richtete. Darin lobte er Papst Johannes Paul II., „seine Lehre und sein Beispiel“: 
„Papst Johannes Paul II. hat das II. Vatikanische Konzil zu Recht als einen 'Kompaß' bezeichnet, an dem wir uns im weiten Ozean des dritten Jahrtausend orientieren können. Deshalb will auch ich, während ich mich darauf vorbereite, mein Amt als Nachfolger Petri auszuüben, mit Nachdruck meinen festen Willen bekunden, der Aufgabe der Umsetzung des II. Vatikanischen Konzils, im Einklang mit meinen Vorgängern und in treuer Kontinuität mit der zweitausendjährigen Tradition der Kirche nachzukommen... Die Konzilsdokumente erweisen sich als besonders relevant angesichts der neuen Bedürfnisse der Kirche und der heutigen globalisierten Gesellschaft.“ (Osservatore Romano, 21-4-2005) 


52) Was dachte Mgr Fellay von Benedikt XVI. zum Zeitpunkt seiner Wahl? 

„Um unsere Auffassung ganz kurz in einem Bild zusammenzufassen: Wenn wir die Allegorie des freien Falls nehmen, um das Pontifikat Johannes Pauls II. zu kennzeichen, können wir vermuten, daß Benedikt XVI. versuchen wird, einen Fallschirm zu öffnen, dessen Größe wir noch nicht kennen. Der Fallschirm bewirkt, daß der Fall mehr oder weniger stark gebremst, die Richtung jedoch beibehalten wird; man fällt immer tiefer. Dadurch könnte sich manch einer täuschen lassen und glauben, daß der Zeitpunkt der Erneuerung der Kirche gekommen sei. Das ist jedoch nicht der Fall, es sei denn, es geschieht ein Wunder. Das II. Vatikanum sowie die großen Leitlinien der Kollegialität, des Ökumenismus und der Religionsfreiheit bleiben weiterhin die Norm, wobei vor allem der Ökumenismus mit den „Nächststehenden“, das heißt Orthodoxe, Anglikaner und Juden, mit Nachdruck betrieben wird. Was die Frage der Liturgie betrifft, müssen wir mit einer Stärkung der (Kommission) Ecclesia Dei und dem Versuch einer „Reform der Reform“ rechnen.“ (Cor unum, Juni 2005) 


53) Und was dachte er im Jahr 2012, als man den 50. Jahrestag des Konzils feierte und den Gläubigen, die sich einen Vortrag über das II. Vatikanum anhörten, Ablässe gewährte? 

„Wir können in der Haltung der Kirche eine Veränderung feststellen, die durch die Gesten und Maßnahmen Benedikts XVI. gegenüber der Tradition unterstützt wird... Der Vorrang des II. Vatikanums verliert an Bedeutung... In Rom habe ich bemerkt, daß die bis zum Überdruß wiederholte Glorifizierung des II. Vatikanums zwar noch in vieler Munde ist, aber nicht mehr in allen Köpfen.“ (Brief vom 14-4-2012) 


54) Seien Sie doch ehrlich, an dieser Festellung ist etwas Wahres dran. 

Wenig Wahres, das viel Falsches verbirgt. Mgr Lefebvre vergaß bei seiner Beurteilung nie das Wesentliche: die Prinzipien. In einem Interview mit der Zeitschrift Jesus erklärte Kardinal Ratzinger, daß „die Werte zweier Jahrhunderte liberaler Kultur“, die „außerhalb der Kirche entstanden seien, „in der Vision, die die Kirche von der Welt hat, Platz gefunden“ hätten. Da jedoch das Klima nicht mehr vom Optimismus der sechziger Jahre geprägt sei, müsse man „jetzt nach einem neuen Gleichgewicht suchen.“ Hierzu bemerkte Mgr Lefebvre: 

„Eines ist klar: das sind die Menschenrechte, die Religionsfreiheit, der Ökumenismus. Das ist satanisch. Und der Kardinal sagt: 'Das ist eine vollendete Tatsache, jetzt muß man nach einem neuen Gleichgewicht suchen.' Er sagt nicht, man müsse die Prinzipien und Werte, die von der liberalen Kultur herrühren, beseitigen, sondern man müsse versuchen, ein neues Gleichgewicht zu finden. Dieses neue Gleichgewicht ist das des Opus Dei: ein äußerer Anschein von Traditionalismus, von Frömmigkeit, von religiöser Disziplin, gepaart mit liberalen Vorstellungen. Ein Kampf gegen die Menschenrechte, gegen den Ökumenismus oder gegen die Religionsfreiheit kommt nicht in Frage. Um dieses Gleichgewicht zu finden, müssen sie (das Opus die) daher die Theologie der Befreiung ein wenig kritisieren, desgleichen die französischen Bischöfe wegen des Katechismus; sie müssen denen, die sich wirklich nach der alten Messe sehnen, eine kleine Freude bereiten, das genügt. Sie geben sich letztlich den Anschein, zur Tradition zurückkehren zu wollen, aber sie haben nicht den Willen dazu. Wir müssen daher unsere Gläubigen warnen, damit sie sich nicht täuschen lassen, damit sie sich nicht gefangennehmen lassen von einem äußeren Anschein der traditionellen Reform, der sie aber zwangsläufig zur Annahme des Liberalismus und der liberalen Vorstellung führen würde.“ (Saint-Nicolas-du Chardonnet, 13-12-1984) 


55) Mgr Fellay sagt, er habe sich im Papst getäuscht, weil er in Rom getäuscht wurde. 

Sagen kann er das, aber nicht beweisen. Der Papst hatte Mgr Fellay und die Bruderschaft öffentlich gewarnt: 

„So wird klar, daß die jetzt zu behandelten Probleme hauptsächlich lehrmäßiger Natur sind und es dabei vor allem um die Annahme des II. Vatikanischen Konzils und des nachkonziliaren Lehramtes der Päpste geht... Man kann die lehramtliche Autorität der Kirche nicht im Jahre 1962 einfrieren; das muß der Bruderschaft klar sein. Indessen müssen wir jene, die sich selbst zu großen Verteidigern des Konzils ernennen, daran erinnern, daß das II. Vatikanum die ganze doktrinale Geschichte der Kirche umfaßt. Wer dem Konzil Folge leisten will, muß den Glauben anerkennen, der im Laufe der Jahrhunderte verkündet wurde; er kann nicht die Wurzeln kappen, von denen der Baum lebt.“ (Benedikt XVI. zu den Bischöfen, 10-3-2009) 



56) Vielleicht rühmt Benedikt XVI. das II. Vatikanum aus politischen Gründen, glaubt aber im Grunde selbst nicht daran, wie Mgr Fellay vor den in Flavigny versammelten Prioren vorgab, als es um die Seligsprechung Johannes Pauls II. ging? (13-2-2012) 

Wenn Benedikt XVI. glaubt, was er sagt, ist er Modernist. Wenn er es nicht glaubt, ist er ein Heuchler. In beiden Fällen ist der Wille einer solchen Persönlichkeit nicht maßgebend. In beiden Fällen ist es zumindest unangebracht, zu sagen: „Zum Wohle der Bruderschaft würden wir bei weitem die derzeitige Zwischenlösung des Status quo vorziehen, aber offensichtlich nimmt Rom das nicht mehr hin.“ (Mgr Fellay, Brief vom 14-4-2012) 


57) Sie sehen immer nur das, was uns spaltet und nie das, was uns eint. Benedikt XVI. verurteilt aber doch „die Hermeneutik des Bruches“! 

Sie reden wie ein Neuling, der die modernistische Lehre überhaupt nicht kennt. Nach Ansicht der Modernisten ist alles lebendig, ist alles Geschichte. Alles ist historische, aber nicht lehrmäßige Kontinuität, denn ein Modernist glaubt, daß die Wahrheit sich entsprechend dem Leben der Kirche fortentwickelt. 


58) Wurde Mgr Fellay vielleicht schlecht beraten? 

In Menzingen sicher, aber nicht in der Bruderschaft. Höhere Obere, Bischöfe, befreundete Priester und Ordensobere haben Mgr Fellay gewarnt. Selbst in Rom haben ihm manche abgeraten, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Unter anderem der Hochwürdige Pater Ferre, der Sekretär von Kardinal Cañizares, und andere (Quelle: Mgr de Galarreta, Albano, 7-10-2011) 


59) Aber Mgr Fellay hat doch keinerlei Kompromiß mit Rom geschlossen und keinerlei Zugeständnis gemacht? 

Es kann sein, es kann aber auch nicht sein. Es liegen uns noch nicht alle Dokumente vor; es wird sich in Zukunft zeigen. Mgr Fellay hat jedenfalls folgende merkwürdige vertrauliche Mitteilung gemacht: „Die Unterredung vom 13. Juni mit Kardinal Levada hat in der Tat bestätigt, daß der Vatikan“ uns „auf Basis meines Schreibens vom 14-4-2012 eine kanonische Lösung“ vorgeschlagen hat, bei der man gleichzeitig sagen muß, man sei einverstanden und man sei es nicht.“ „Mit diesem äußerst heiklen Schreiben schienen sowohl der Papst als auch die Kardinäle einverstanden zu sein.“ (Cor unum, Sommer 2012) 


60) Darf ich Sie daran erinnern, daß Mgr Fellay am 13. Juni 2012 nichts unterschrieben hat? 

„Wer eine Frau auch nur begehrlich anschaut, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.“ Man kann sehr gut in Gedanken oder Begierden geistigen Ehebruch begehen, ohne seine Schandtat ausgeführt zu haben. 


61) Aber Sie beurteilen ja die Absicht. 

Nein! Ich kann aber lesen. Mgr Fellay warf den Bischöfen der Bruderschaft ihre „zu menschliche und gar fatalistische“ Sicht der Kirche vor. (Brief vom 14-4-2012) 

„Wir müssen anerkennen, daß uns alle Gesten der letzten Jahre unter der Leitung von Benedikt XVI. erwiesen wurden.“ (Das ist falsch, wie wir gesehen haben.) 

„Aber sie geben eine Linie vor - keine ganz gerade – aber doch klar zugunsten der Tradition.“ 

(Das ist eine oberflächliche Behauptung, weil sie materialistisch und subjektivistisch ist und daher objektiv und formal falsch.) 

„Man verwandelt die Konzilsirrtümer in Superhäresien, das wird zum absolut Bösen, schlimmer als alles andere... Das ist schlimm, weil diese Karrikatur nicht mehr der Realität enspricht.“ (Man fragt sich, ob Mgr Fellay den Kampf Mgr Lefebvres überhaupt verstanden hat, der sagte: „Die Antworten Roms auf unsere Einwände versuchten zu beweisen, daß es keinen Wechsel gab, sondern daß die Tradition fortbestand. Diese Behauptungen sind schlimmer als die der Konzilserklärung über die Religionsfreiheit. Das ist die wahre offizielle Lüge. Wir können uns nicht mehr verstehen, man (Rom) befindet sich in einer ständigen Weiterentwicklung. Wir können nicht mehr [miteinander] reden.“ (Mgr Lefebvre, zitiert von Mgr de Galarreta, Albano, 7-10-2011) 

„Das wird logischerweise in Zukunft in einem wahren Schisma enden.“ (Hier haben wir es mit einem weiteren unaufrichtigen Sophismus zu tun, der an das Gefühl appeliert und nicht auf nüchterner Überlegung beruht. In einem Brief, den Mgr Lefebvre 1989 an Mgr de Galarreta richtete, schrieb er: „Wir sollten das Vorgehen des Dämons zur Schwächung oder Vernichtung unseres Werkes einer Untersuchung unterziehen. Die erste Versuchung besteht darin, gute Beziehungen zum Papst oder den derzeitigen Bischöfen zu unterhalten. Selbstverständlich ist es eher üblich, mit den Autoritäten mit Einklang zu leben als mit ihnen im Streit zu liegen. Man wird die Bruderschaft dann anklagen, die Irrtümer des II. Vatikanischen Konzils übertrieben darzustellen, übermäßige Kritik an den Schriften und Maßnahmen des Papstes und der Bischöfe zu üben, sich mit übertriebener Strenge an den traditionellen Ritus zu klammern, zum Sektierertum zu tendieren, der sie eines Tages zum Schisma führen wird. Sobald das Wort Schisma einmal gefallen ist, wird man es als Schreckensbild verwenden, um den Seminaristen und den Familien Angst einzuflößen, damit sie die Bruderschaft umso leichteren Herzens verlassen, als Priester, Bischöfe und selbst Rom Garantien für eine gewisse Tradition bieten.“) 

„Und vielleicht ist diese Tatsache eines der Argumente, die mich drängen, nicht länger zu warten, um den dringenden Bitten Roms nachzukommen. Derartig, daß wir in der entscheidenden Frage, der Möglichkeit, zu den Bedingungen einer Anerkennung der Bruderschaft durch Rom zu überleben, nicht zur gleichen Schlußfolgerung gelangen wie Sie.“ (Klarer kann man sich nicht ausdrücken.) 


62) Aber dieser private Brief war doch nicht zur Veröffentlichung gedacht. 

Ja und? Hat jemand das Recht, privat eine Blasphemie auszusprechen, wenn er darauf verzichtet, es öffentlich zu tun? Hört eine böse Absicht deswegen auf, böse zu sein?


63) Menzingen behauptete, daß der für diese Indiskretion Verantwortliche „schwer gesündigt“ hätte. 

Wir glauben ganz im Gegenteil, daß er nichts weiter getan hat als seine Pflicht. Wenn der Führer den Kopf verliert, muß das Korps das wissen. Und wenn es Sünde war: O felix culpa, die die Gedanken der Herzen emporgehoben hat. 


64) Das sind schlimme Vorgänge, für die wir unwiderlegbare Beweise brauchen. 

Es liegen uns genügend Aussagen von Mgr Fellay vor, die sein inneres Denken offenbaren. 


65) Welche Aussagen? 

An dem „Text, den man ihm im Juni vorlegte“, gab es Änderungen, die der Papst persönlich gewollt hatte (die drei Bedingungen: Lehramt, II. Vatikanum, die Messe Pauls VI.). „Als man mir dieses Dokument vorlegte, habe ich gesagt: 'Nein, ich unterschreibe nicht, die Bruderschaft unterschreibt das nicht.'“ (Mgr Fellay, 1-11-2012, Dici 264) 


66) Wodurch wird diese Verteidigung Mgr Fellays zum Urteil? 

Wenn diese Änderungen Mgr Fellay bewogen haben, nicht zu unterschreiben, dann heißt das doch, daß es an jenem Tag tatsächlich etwas zu unterschreiben gab. Zu sagen: „Nein, ich unterschreibe nicht“, schließt doch unausgesprochen die andere Möglichkeit ein: „Ja, ich unterschreibe“. 

Und in diesem Fall, das heißt ohne die päpstlichen Änderungen, was konnte er da, im Namen der Bruderschaft, anderes unterschreiben als ein praktisches Abkommen ohne lehrmäßiges Abkommen? 

Und dies gegen den Willen den Kapitels von 2006 und ohne Zusammenkunft eines außerordentlichen Kapitels. 



67) Ohne diese lehrmäßigen Erläuterungen, die der Papst hinzugefügt hat, wäre es also zum Anschluß gekommen? 

Alles deutet darauf hin; und es wird durch mehrere Indiskretionen der Generalassistenten Pfluger und Nély bestätigt. 


68) Mgr Fellay ist aber doch kein Modernist. 

Natürlich nicht. Das hat auch nie jemand geglaubt. Aber Cardinal Billot hat gelehrt, daß der Liberale „ein zusammenhangslos denkender Mensch ist, einer, der ja sagt, der nein sagt, der es nicht genau weiß, der sich nie klar ausdrückt, der immer zweideutig redet, und dies alles, um der Welt zu gefallen“. Wer zum liberalen Denken neigt, ist daher anfällig für die Versuchung eines Anschlusses an Rom, bevor es sich bekehrt hat. Darin besteht die Gefahr: in einem Willen zum Ausgleich, nicht in einer direkten und theoretischen Anerkennung des II. Vatikanums. Die Gefahr besteht in dieser liberalen Illusion, die in der Praxis einen modus vivendi mit dem konziliaren System sucht. 


69) Warum haben sich Mgr Fellay und sein Generalrat aller diese Doppeldeutigkeiten bedient? Warum waren sie derart unvorsichtig bis hin zum Ungehorsam? Warum haben sie es mit dieser derart gefährlichen und selbstmörderischen Politik versucht? 

Weil Mgr Fellay und seine Umgebung im Grunde genommen eher zur Ekklesiologie Benedikts XVI. neigen als zu der Mgr Lefebvres.
 
(wird fortgesetzt)