29/12/2012

Ist dies Operation Selbstmord ?



Ist dies Operation Selbstmord?

Übersetzungsentwurf aus dem Englischen1 von
Paul O. Schenker



Eine Analyse der Begründung/Rechtfertigung einer Vereinbarung zwischen der Priesterbruderschaft St. Pius X. und der Konzilskirche in Rom

Mit Material zusammengestellt von Stephen J. Fox

In diesem Buch versuche ich, die Grundlagen (Begründungen) einer möglichen Einigung zwischen der Priesterbruderschaft St. Pius X und der konziliaren Kirche zu analysieren. Ich schließe daraus, dass viele der Oberen der Bruderschaft bereit sind, in eine Vereinbarung mit der konziliaren Kirche zu treten, wobei diese Vereinbarung (nur) eine praktische Vereinbarung ohne doktrinäre Lösung wäre und deren Bedingungen bedeuten würden, dass die Bruderschaft der Konziliaren Kirche unterstellt (unterworfen) wäre.

Ich erkenne, dass das Verhalten von vielen der Oberen der Bruderschaft in Bezug auf eine mögliche Einigung mit der konziliaren Kirche einen erstaunlichen Wandel weg von den Prinzipien der Bruderschaft und ihrer (bisherigen) Ausrichtung ist. Ich erkenne, dass die von vielen der Oberen der Gesellschaft eingenommene Position in Bezug auf eine solche Vereinbarung im Widerspruch steht zur Position des Gründers der Bruderschaft, Erzbischof Lefebvre.

Erzbischof Lefebvre sagte folgende Worte am 6. September 1990 : 2


"Einige Leute werden stets das Gras in des Nachbars Wiese bewundern ... sie schauen auf unsere Gegner auf der anderen Seite."Schließlich müssen wir lieb sein, müssen wir freundlich sein, dürfen wir nicht trennend sein, schließlich feiern sie die tridentinischen Messe, sie sind nicht so schlecht, wie alle sagen"- aber SIE VERRATEN UNS - verraten uns! Sie schütteln die Hände mit den Zerstörern der Kirche. Sie schütteln die Hände mit den Leuten, die modernistische und liberale Ideen  vertreten, die von der Kirche verurteilt sind. Und so tun sie des Teufels Arbeit. Sie werden jetzt sagen: "So lange sie uns die alte Messe gewähren , können wir mit Rom Hände schütteln, kein Problem." Aber wir werden sehen, wie es funktioniert. Sie sind in einer unmögliche Situation. Unmöglich. Man kann nicht beides: Hände schütteln mit
Modernisten und weiter die Tradition halten. Unmöglich. Unmöglich.”


Erzbischof Lefebvre sagte folgende Worte im Juli oder August 1989: 3

Frage : Manche Leute sagen: "Ja, aber Erzbischof Lefebvre hätte eine Vereinbarung mit Rom akzeptieren sollen, weil wenn die  Priesterbruderschaft St. Pius X einmal anerkannt worden und die Suspensionen angehoben wäre, er in einer Lage wäre, in wirkungsvollerer Weise zu handeln innerhalb der Kirche, während er sich jetzt sich außerhalb ihrer befindet. "

Erzbischof Lefebvre : Solche Dinge sind leicht zu sagen. In der Kirche zu bleiben, oder sich(wieder) in die Kirche zu versetzen - was bedeutet das? Erstens, von welcher Kirche redden wir? Wenn Sie die konziliare Kirche meinen, dann würden wir, die wir während 20 Jahren gegen das Konzil gekämpft haben, weil wir die katholische Kirche wollen, in diese konziliare Kirche (wieder) eintreten müssen, um sie angeblich katholisch zu machen. Das ist eine völlige Illusion. Es sind nicht die Untergebenen, die die Vorgesetzten machen, sondern die Vorgesetzten, die die Untergebenen machen.

Erzbischof Lefebvre sagte folgende Worte am 30. Juni 1988 : 4


Es steht nicht mir zu, zu wissen wann die Tradition ihre Rechte in Rom wieder zurückbekommen wird, aber ich denke, es ist meine Pflicht, für die Mittel zu sorgen, das zu tun, was ich die ,,Operation Überleben" nennen werde, ein Vorgehen zur Sicherung des Überlebens der  Tradition. Heute, an diesem Tag, geschieht die Operation Überleben. Wenn ich diesen Deal mit Rom gemacht hätte, indem wir weitergemacht hätten mit dem Abkommen, das wir unterschrieben hatten und indem wir es in die Tat umgesetzt hätten, hätte ich eine ,,Operation Selbstmord" begangen. Es blieb keine Wahl, wir müssen leben! Darum bin ich heute, indem ich diese Bischöfe weihe, überzeugt, dass ich fortfahre, die Tradition am Leben zu erhalten, was soviel heisst wie : die Katholische Kirche.

Inhalt
Einführung


Erzbischof Lefebvre und die Bruderschaft

1. Jemand der das Buch liest ,,Die Biographie Marcel Lefebvres" geschrieben von Bischof Tissier de Mallerais, entdeckt beglückt, wie wahr der Erzbischof sprach, als er sagte, dass er uns nur das weitergegeben habe, was er selber gelehrt bekommen und empfangen habe, ,,Tradidi quod et accepi ­ Ich habe euch weitergegeben, was ich empfangen habe" - 1 Kor. 15, 3)

2. Ich bin Erzbischof Lefebvre und der Bruderschaft dankbar. Während vieler Jahre war die Bruderschaft die geistliche und sittliche (Beg-) Leitung für das Leben meiner Familie.


Eine Zusammenstellung

3. Ich bitte Sie, das Material und meine Folgerungen in einem Geiste der Nächstenliebe zu beachten. Ich habe das Material aufbereitet als ein Zusammensteller ­ nicht als ein Autor. Meine Worte sind nachrangig und von geringer Bedeutung. Was wichtig ist, ist die Offensichtlichkeit, und ich bitte Sie, diese Evidenz objektiv zu betrachten. Ich habe nicht versucht, die geschriebenen oder gesprochenen Worte in Bezug auf die innere oder subjective Disposition des entsprechenden Autors zu interpretieren ­ sondern vielmehr mit Bezug auf die Bedeutung der Worte, die der Autor geäußert (oder geschrieben) hat.

4. Es gibt welche, die sagen würden, dass ich nicht qualifiziert sei, eine Meinung zu haben. Ich kann nur sagen, dass ich genügend qualifiziert bin, zu sehen, zu lesen und, dank der Gnade Gottes, zu denken.

5. Ich verfasste dieses Dokument in der Art einer Zusammenstellung dessen, was ich glaube, dass es relevant ist. Ich meine, dass der Beweis so klar ist, dass er für sich selber spricht und die Schlussfolgerungen unausweichlich macht.

6. Ich habe versucht, Einzelheiten der Quellen des sachdienlichen Materials, auf das ich mich beziehe, zu liefern, aber ich entschuldige mich für irgendwelche Fehler, und ich versichere meine Leser, dass solche Fehler unbeabsichtigt sind und nur den Zwängen der Zeit und des
Könnens zuzuschreiben sind.

7. Ich beabsichtige nicht, irgendeiner Person Respektlosigkeit oder Beleidigung zuzufügen, und falls jemand sich betroffen fühlt, so bitte ich, dass die betreffende Person mir vergebe und meine aufrichtige Absicht in dieser Hinsicht annehme.

Etwas geht schief

8. Ich setzte anfänglich die Schreibfeder aufs Papier, weil es überreichlich klar wurde, dass etwas schief lief, schief im dem Sinne, dass die Bruderschaft ihre Einheit verloren hat 5, schlecht im Sinne, dass die Oberen der Bruderschaft der Ansicht sind, dass die  Konzilskirche ,,sich verändere" zugunsten der Tradition, während sie bei ihrem eigenen Eingeständnis und ich gemäß meinen eigenen Augen weiß, dass sie sich nicht ändert, schlecht in dem Sinne, als die Oberen der Bruderschaft bereit sind, die Bruderschaft diesem Konziliaren Rom zu unterstellen, schlecht in dem Sinne, dass die Priester der Bruderschaft unfähig oder unwillens sind, eine mögliche Vereinbarung mit Rom zu diskutieren oder zu kritisieren ­ nicht weil sie die involvierten Fragen nicht verstehen würden, sondern weil ihnen ,,befohlen" wurde, still zu sein, und schlecht in dem Sinne, dass die Oberen der Bruderschaft sich selber und Erzbischof Lefebvre widersprechen.

9. Die Behauptung, dass ,,es nichts Besorgniserregendes gebe" oder ,,dass sich nichts geändert habe" oder ,,dass die Bruderschaft ihren Prinzipien von Erzbischof Lefebvre treu bleibe" oder dass ,,die Bruderschaft weder in ein Abkommen mit Rom eingewilligt habe noch es tun werde" ist insgesamt gegen die wirkliche Offensichtlichkeit. Die Bruderschaft hat ein Dokument datiert vom 14. Juli 2012 (nach dem kürzlichen Generalkapitel) herausgegeben, in welchem die Bruderschaft die ,,Bedingungen" für eine ,,Normalisierung" für die Verbindungen zwischen der Bruderschaft des Heiligen Pius X und Rom aufführt. Diese Bedingungen ziehen in Erwägung, dass die Bruderschaft sich dem modernen, liberalen Rom unterwerfen wird ohne irgendeine lehrmäßige Lösung und ohne eine Rückkehr Roms zur Tradition.

10. Ich bin besorgt über die Tatsache, dass die Bruderschaft nicht fähig (oder willens) gewesen ist, eine vollständige und vernünftige Erklärung der Streitpunkte herauszugeben. Wo ist eine logische und vollständige Analyse der Streitpunkte bezüglich eines vorgeschlagenen Übereinkommens zwischen der Bruderschaft und der Konzils-Kirche im Jahre 2012? Wo ist die vollständige Erklärung der Widersprüche zwischen einerseits dem, was Erzbischof Lefebvre, Bischof Fellay und viele andere Autoren in der Vergangenheit gesagt haben und dem, was Bischof Fellay und Bruderschafts-Obere heute sagen?

Ist eine Änderung Treue gegenüber Erzbischof Lefebvre ?

11. Es scheint klar zu sein, dass einige Bischöfe, einige Priester und viele Gläubige keine Versöhnung mit Rom wünschen. Es scheint klar zu sein, auch mit Bezug auf die Belege, auf die ich mich in dieser Zusammenstellung bezogen habe, dass jene Bischöfe, Priester und Gläubigen gerechtfertigt werden können in ihrer Gegnerschaft gegenüber einer Übereinkunft.

12. Wenn es die Wahrheit (Wirklichkeit) ist, dass nur einige der Mitglieder der Bruderschaft es wünschen, sich mit Rom unter den Umständen zu versöhnen, während es Wahrheit (Wirklichkeit) ist, dass Rom sich nicht geändert hat (zugunsten der Tradition und des Katholizismus), dann müssen sich jene Mitglieder, die eine Versöhnung wünschen, geändert haben. Es scheint mir, dass die Frage, die einem jeden unserer Priester und Oberen in Liebe (zu ihrem und unserem Wohle) gestellt werden muss, diejenige ist, ob sie sich geändert haben
oder nicht.

13. In aller Liebe, wir müssen prüfen, ob diese Männer den Glauben verteidigen oder nicht. Wir müssen herausfinden, ob diese Männer Erzbischof Lefebvre gegenüber treu sind oder nicht. Wir müssen einen jeden dieser Männer fragen, ob sie fähig sind oder nicht, zu sagen ,,Ich habe das weitergegeben, was ich empfangen habe. Alles, was ich empfangen habe, habe ich weitergegeben" 6.

Aufgaben und Pflichten

14. Ich habe meine Befürchtungen im Voraus geäußert und ich weiß, dass (auch) Andere ähnliche Befürchtungen erhoben haben. Ich stelle fest, dass während es Ausnahmen gegeben hat, die allgemeine Antwort auf die Besorgnisse eine Verweigerung ist, die Streitfragen vernünftig zu
diskutieren aus einem oder mehreren folgender Gründe:

a. Die Sache betrifft die interne Administration der Bruderschaft und haben keinen Bezug auf Laien;

b. Die Sache wurde angemessen behandelt im Material, das über die offiziellen Kommunikations-Kanäle der Bruderschaft veröffentlicht wurde;

c. Die Bruderschaft hat noch ,,kein Abkommen mit Rom" abgeschlossen und deshalb ,,gibt es nichts, worüber man besorgt sein müsste";

d. Die Bruderschaft wird nicht ,,in ein Abkommen eintreten mit Rom";

e. Die Sache betrifft nur den Gehorsam;

f. Der Generalobere ist ein ,,guter Kerl" und ,,Sie sollten Vertrauen haben in ihn"; oder g. Schweigen.

15. Mit Respekt, ich meine, dass solche Antworten vom Klerus unaufrichtig sind und ein Versagen seitens jener sind, die verantwortlich sind für die Schafe. Mit Respekt, ich meine, dass solche Antworten von meinen Mit-Laien einfach nur Faulheit/Bequemlichkeit sind und ein Versagen ihrerseits, den Glauben zu verteidigen. Wie können wir beanspruchen, Katholiken und traditionelle Katholiken zu sein, wenn wir nicht wissen, was wir glauben und was die Konzilskirche lehrt, warum wir nicht in der gleichen Weise Gottesdient feiern wie die Konzilskirche, warum wir nicht um Führung von unserem lokalen Konzilsbischof bitten. Wie erkläre ich meinen Kindern die Tatsache (die Wahrheit!), dass sie der Novus Ordo Messe (oder dem Gottesdienst?) nicht beiwohnen dürfen oder sich einschreiben lassen dürfen für den ,,neuen Katechismus(unterricht)", wenn ich nicht erklären kann, warum die Bruderschaft in eine Vereinbarung mit Rom eingehen sollte oder nicht.

16. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Mit-Laien eine Bereitschaft zeigen, die Streitfragen zu ,,vermeiden" mit der Begründung, dass ihr Lebensstatus es von ihnen nicht verlange, die Streitsache zu erwägen oder dass sie gehorsam seien den Oberen der Bruderschaft, oder auch ihren lokalen Priestern oder dass sie glauben, dass alles in Ordnung sei, solange sie weiterhin die Sakramente empfangen können. Ich fordere jene Personen auf zu erklären, wie ihr Lebensstatus von ihnen nicht verlangen könne, den Glauben gegen die Irrtümer des Modernismus und Liberalismus zu verteidigen, die nämlichen Irrtümer, die ,,die Konzilskirche" infizieren. Ich fordere jene Personen auf zu erklären, wie sie Rechenschaft ablegen werden, wenn sie verantwortlich gemacht werden für die Tatsache, dass sie teilgenommen haben werden (auch durch Schweigen) an der Zerstörung der Bruderschaft, die traditionelle katholische Priester ausbildet und allgemein der Anker ist für den traditionellen Katholizismus in der Welt. Ich fordere jene Personen auf, loyal zu sein gegenüber ihren Vorfahren und gegenüber Erzbischof Lefebvre. Ich fordere diese Personen auf, nur einmal zu denken!

17. Ich zitiere die Worte des Dr. White in seinem Buch ,,Der Schlund des Löwen" 7:
... Die Gläubigen, selbst jene, die eine Ahnung hatten, dass etwas falsch sein könnte, vertrauten auf ihre Bischöfe und ihre Priester und  akzeptierten jede neue Schändung mit einem beipflichtenden  Kopfnicken. Das war Faulheit im tiefsten Sinne, geistige Faulheit, eine
Weigerung, das zu wissen, was notwendig ist für unser Heil und eine Weigerung, für unser eigenes geistiges Wohl zu handeln. Die Gläubigen gaben stillschweigend ihr Einverständnis zur Zerstörung ihrer Kirche; es war leichter als zu denken, zu argumentieren, zu handeln. Sie taten einfach, was man von ihnen verlangte...

18. Ich zitiere Seine Exzellenz Bischof De Castro Mayer 8:

Es ist schmerzlich, Zeuge zu sein der bedauernswerten Blindheit so vieler Mitbrüder im Episkopat und im Priesterstand, die die gegenwärtige Krise nicht sehen oder nicht sehen wollen, noch die Notwendigkeit, dem herrschenden Modernismus zu widerstehen, um treu zu sein der Sendung, die uns von Gott anvertraut wurde. Ich möchte hier meine aufrichtige und tiefe Zustimmung bezeugen zur Position Seiner Exzellenz Erzbischof Lefebvre, die diktiert ist von seiner Treue zur Kirche aller Jahrhunderte. Wir beide, wir haben an der gleichen Quelle getrunken, welches jene ist, der Heiligen Katholischen Apostolischen und Römischen Kirche.

19. In seinem Buch ,,Die Biographie Marcel Lefebvres" bezieht sich der Autor, Bischof Tissier de Mallerais, auf Seite 316 und 317, auf folgende Worte Seiner Exzellenz Erzbischof Lefebvre:
... Was mich überrascht, dass von all jenen, die mit mir waren im Seminar und die auch Bischöfe wurden, viele alles annahmen: Bischof Ancel, Erzbischof Garrone, Bischof Lebrun, Bischof Michon, und weiß ich wer alles sonst noch... sie waren alle sehr eifrig, einige von ihnen mehr als ich, beim Gedanken an die Teilnahme an den Schlachten des Papstes im Kampf für die Kirche. Sie hatten brillante Vorlesungen gegeben am Seminar, die legendary geblieben waren. Jedoch als sie als Bischöfe in Frankreich ernannt waren, wurden sie umgepolt. Sie hatten sich total verkauft an den Liberalismus und an die liberalen Thesen. Es ist sehr bedauerlich. Es ist etwas vom Traurigsten in meinem Leben.


Gehorsam


20. Es gibt einige, die auf meine Bedenken antworten, indem sie meinen, dass ,,die Streitfrage eine solche des Gehorsams" sei, und wenn sie gedrängt werden zu erklären, antworten sie, indem sie sagen, dass sie ,,gehorsam" und ,,loyal" bleiben wollen gegenüber dem Generaloberen der Bruderschaft, und sie können sogar so weit gehen, dass sie jene Bischöfe oder Priester der Bruderschaft ermahnen, welche es gewagt haben zu fragen, ob die Bruderschaft in eine Vereinbarung mit Rom eintreten solle oder nicht.

21. Ich finde die ,,Gehorsams-Entschuldigung" besonders interessant, weil die gleichen Leute, die bereit sind, gegenüber der Konzilskirche ,,ungehorsam" zu sein, bereit sind, gehorsam zu sein jenen gegenüber, die vorhaben, sie derselben Konzilskirche zu unterstellen und sie zu einem Teil von ihr zu machen!

22. Ich mache mir Sorgen darüber, dass der Bezug zum Gehorsam bloß eine Entschuldigung ist, um es zu vermeiden, das wirkliche Problem anzugehen. Wie seltsam! Wie inkonsequent! Wie unvernünftig! Ein traditioneller Katholik ,,folgt" angeblich der Bruderschaft, weil sich diese Person die Meinung gebildet hat, dass die Konzilskirche im Irrtum war und dass sie, um ihren Glauben zu bewahren, der Bruderschaft ,,folgen" sollte. Jedoch die gleiche Person ist nun bereit zu erwägen, ob die Oberen der Bruderschaft je etwas tun könnten oder nicht, was ihren Glauben gefährden würde.

23. Ich bitte meine Leser, sie mögen erkennen, dass diese Schlacht nicht irgendein Persönlichkeits-Wettstreit oder ein politisches Spiel ist. Wir als Katholiken versagen, wenn wir ,die Person stützen` anstatt die Wahrheit. Ich bitte meine Leser, darüber nachzudenken, was nach Vatikan II geschah und wie viele Seelen verloren gingen weil Leute mehr interessiert waren an Leuten als an der Wahrheit. Einige praktische Punkte und gesunder Menschenverstand

24. Wenn es in der Tat der richtige Weg wäre für die Bruderschaft, den Weg zu einem Abkommen mit Rom weiterzugehen, dann müsste dieser Weg gewiss ,,klar richtig" sein ­ statt dass der Weg Gegenstand solchen Zweifels, solcher Meinungsverschiedenheit und Uneinigkeit wäre.

25. Wenn der vorgeschlagene Weg (d.h. eine Vereinbarung mit Rom) direkt verschieden ist vom Weg, den die Bruderschaft während den vergangenen 40 Jahren gegangen ist (und er ist verschieden), dann müssten die Argumente für ein solches Abkommen klar sein. Wenn dies der Fall wäre, würde ich von den Oberen, den Priestern (auf jeder Stufe) und von den Bruderschafts-Pfarreiangehören erwarten, dass sie die Gründe kennen und fähig wären, das vorgeschlagene Abkommen zu unterstützen. Meine Erfahrung (jedoch) ist, dass die Gründe für eine Unterstützung eines Abkommens so seicht sind wie ,,der Papst wünscht dies" oder ,,wir müssen doch einmal zu einem Einverständnis kommen" oder ,,sonst werden wir sedisvakantistisch"... Noch schlimmer, die Reaktion von manchen Leuten ist die, dass sie ,,nicht(s) wissen" oder dass sie ,,dem Generaloberen gehorsam sein müssen".

26. Wir sollten in Betracht ziehen, welches die Strategie des Teufels im Jahre 2012 sein könnte. Es scheint mir, dass die Mächte der Finsternis versuchen könnten, Unverständnis und Uneinigkeit zu verursachen und Irrtum in die Bruderschaft zu tragen oder die Bruderschaft in Irrtum zu führen. Es scheint mir, dass wir, wenn wir zugeben, dass die Konzilskirche modern und liberal und irrtumsinfiziert ist, eingestehen müssten, dass die Absichten des Feindes gefördert würden, wenn die Bruderschaft zu einem Teil der Konzilskirche gemacht werden kann.

27. Die Idee, dass die Konzilskirche oder Rom die Bruderschaft würde aufnehmen wollen oder können ,,so wie wir sind", ist ein Traum oder ein Märchen (ein tragisches Märchen). Wenn Rom sich nicht zur Tradition bekehrt, dann setzt Rom seine liberale modernistische Religion fort und ist ein traditioneller Katholizismus inakzeptabel für dieses Rom. Ich stelle fest, dass die Möglichkeit, dass ein traditioneller Katholik Rom kritisieren darf nicht heißt, dass für Rom ein traditioneller Katholizismus akzeptabel ist. Es meint nur, dass Kritik akzeptabel ist für Rom, angesichts der Tatsache, dass (auch) Martin Luther oder andere Religionen oder gar der Atheismus für Rom ,,akzeptabel" sind.9

28. Im Buch ,,Erzbischof Lefebvre und der Vatikan" fügt Pater Laisney folgenden Kommentar der Erklärung des Erzbischofs von 1974 (siehe Seite 11) hinzu : ... Wenn der Papst zum Geiste des heiligen Paulus zurückkehrt, wird es kein ,,Protokoll" (mehr) brauchen, noch die Aufhebung irgendeiner Strafe. Er wird einsehen, dass alles dies nur eine Verfolgung war durch Verehrer des ,,Menschen, der sich zu Gott macht" gegen die Verehrer des ,,Gottes, der Sich zum Menschen macht."...

29. Es gibt keinen Zweifel zwischen Rom und der Bruderschaft ­ die Bruderschaft weiß, was Rom glaubt (oder nicht glaubt). Die Bruderschaft weiß, dass Papst Benedikt vorher Kardinal Ratzinger war und dass er als Kardinal und als Papst ein Modernist und ein Liberalist ist. Rom weiß, wozu sich die Bruderschaft bekennt ­ zum traditionellen Katholischen Glauben. Es gibt keine Fragen zwischen den beiden Seiten. Wir kennen sie und sie kennen uns. Wenn Rom sich ändern wollte, könnte es dies jetzt tun. Doch weigert es sich, sich zu ändern. Roms Sendung und Zweck ist, die Bruderschaft zum Liberalismus Roms zu führen. Dies war die Schlussfolgerung des Präsidenten der Kommission der Bruderschaft für die theologischen Gespräche mit Rom, Bischof Alfonso de Galarreta 10 : Es ist wesentlich für die gegenwärtige Auseinandersetzung, die unmissverständliche Schlussfolgerung vor Augen zu halten, die wir gerade bei dieser Gelegenheit gemacht haben : sie sind nicht bereit, das II. Vatikanische Konzil aufzugeben, noch dessen liberalen Lehren, und ihre Absicht, ihr offensichtlicher Wunsch ist es, uns dahin zu bringen. Allerhöchstens würde Rom eine Ausgleichung (mehr Ausgewogenheit) und einen verbesserten Text (Formulierung) akzeptieren, ebenfalls als Teil der ,,Hermeneutik der Erneuerung in der Kontinuität". Und dann können wir diskutieren und sind wir sehr nützlich... um die Revitalisierung der Reform mit Kontinuität zu unterstützen. 11

30. Als Beispiel erinnere ich daran, dass ich und meine Frau vor einigen Jahren vor das Dilemma gestellt waren, wie wir unsere hochschulreifen Kinder erziehen sollten. Für eine Grundlage sind wir dafür dankbar, dass wir Zugang haben zu einer bruderschaftseigenen Grundschule, jedoch als unser ältestes Kind 13 Jahre alt war, mussten wir entscheiden, ob wir es (a) daheim oder (b) in einer staatlichen Schule oder (c) in einer weltlichen Privatschule oder (d) in einer ,,katholischen" Privatschule weitererziehen (lassen) sollten. Ich konsultierte zuerst fünf Priester der Bruderschaft in Bezug auf die Frage und erhielt als Antwort eine Menge von Meinungen. Die allgemeine Ansicht (von allen Priestern, die ich konsultierte) war die, dass ich meinen Sohn nicht in eine ,,katholische Schule" schicken solle, weil er, falls ich dies täte, seinen Glauben verlieren würde. Der Grund war der, dass die ,,katholische Schule" einiges Wahres mit Irrtum vermischen würde und dass er seinen Glauben in Umständen verlieren würde, bei welchen er dem modernen System unter dem Namen ,,Katholizismus" unterzogen würde. Der Ratschlag führte dazu, dass wenn wir ihn in eine Hochschule schicken würden, wir ihn in eine Schule senden sollten, die unreligiös oder klar nicht-katholisch ist.

31. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass die gleiche Denkweise angewendet warden müsste für die Frage, ob die Bruderschaft sich mit der Konzilskirche vermischen sollte, wenn (doch) die Konzilskirche im Sumpf des Modernismus und Liberalismus steckt. Wie kann die Bruderschaft (durch ihre Priester) einerseits mir die Weisung geben, meine Kinder von konzilskirchlichen Schulen fernzuhalten und andererseits vorhaben, sich selbst (und meine Familie) in die Konzilskirche zu versetzen.


Terminologie

32. Zur Erklärung, wenn ich mich auf die ,,Konzilskirche" oder auf ,,Rom" beziehe, so meine ich ,,das Rom der neo-modernistischen und neo-protestantischen Tendenzen, die klar offensichtlich waren beim Zweiten Vatikanischen Konzil und, nach dem Konzil, in all den Reformen, die von ihm ausgingen" als Gegensatz zum ,,Katholischen Rom, der Hüterin des Katholischen Glaubens und der Traditionen, die notwendig sind zur Erhaltung dieses Glaubens, zum Ewigen Rom, der Meisterin der Weisheit und Wahrheit" 12 Ebenso wenn ich mich auf die Konzilskirche oder Rom beziehe, dann meine ich generell jene Männer, welche diese Konzilskirche repräsentieren oder die erfüllt sind von den Irrtümern dieser Konzilskirche. In diesem Punkt der Terminologie glaube ich kann sich der Leser auf die Antwort Seiner Exzellenz Erzbischof Lefebvre von 1989 13 beziehen, wie folgt, in der Seine Exzellenz seine Stellung betreffend die Kirche erklärt, und die ich übernehme :


3 : ,,Lefebvre hätte in der Kirche bleiben sollen.

Frage : Einige Leute sagen: ,,Ja, aber Erzbischof Lefebvre hätte ein Abkommen mit Rom annehmen sollen, denn wenn die Bruderschaft St. Pius X. anerkannt worden und die Suspension aufgehoben worden wäre, wäre er imstande gewesen, in einer wirkungsvolleren Weise innerhalb der Kirche zu wirken, während er sich jetzt außerhalb ihrer gebracht hat."

Erzbischof Lefebvre : ,,Solche Dinge sind leicht zu sagen. Innerhalb der Kirche bleiben, oder sich innerhalb der Kirche zu bringen ­ was soll das heißen? Erstens, von welcher Kirche sprechen wir? Wenn Sie die Konzilskirche meinen, dann würden wir, die wir während zwanzig Jahren gegen das Konzil gekämpft haben, weil wir die Katholische Kirche wollen, in diese Kirche eintreten müssen, um sie angeblich katholisch zu machen. Das ist eine völlige Illusion. Es sind nicht die Untergebenen, welche die Oberen machen, sondern die Oberen, die die Untergebenen machen.”
...

4. Gefahr eines Schismas ?

Frage : Befürchten Sie nicht, dass am Ende, wenn der liebe Gott Sie zu Sich gerufen haben wird, nach und nach der Graben weiter werden wird und wir uns mit einer Parallel-Kirche konfrontiert sehen werden neben dem, was einige die ,,sichtbare Kirche" nennen?

Erzbischof Lefebvre : Diese Rede von der ,,sichtbaren Kirche" seitens Dom Gerards und des Herrn Madiran ist kindisch. Es ist unglaublich, dass jemand von der ,,sichtbaren Kirche" reden kann, wenn er die Konzilskirche meint als Gegensatz zur Katholischen Kirche, welche wir zu vertreten und fortzusetzen suchen. Ich sage nicht, dass wir die Katholische Kirche sind. Ich habe dies nie gesagt. Niemand kann mir vorwerfen, je gewünscht zu haben, mich als Papst zu benehmen. Aber wir stellen wirklich die Katholische Kirche dar wie sie vorher war, weil wir weiter das tun, was sie immer tat. Wir sind es, die die Merkmale der sichtbaren Kirche haben: der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen. Das ist es, was die sichtbare Kirche ausmacht.


Meine Schlussfolgerungen

33. Ich verstehe, dass meine Schlussfolgerungen sehr ernst sind ­ und deshalb glaube ich nicht, dass ich still bleiben kann. Zusammengefasst sind einige relevante Punkte meiner Analyse und der Schlussfolgerungen meiner Analyse des Materials wie folgt :

a. [33.1] Ich bin verpflichtet, nach der Wahrheit zu suchen und mich, meine Familie und meine Nächsten gegen Irrtum zu verteidigen. Dementsprechend muss ich genug wissen, um den Irrtum zu erkennen, wenn ich ihn sehe. Ich kann nicht die Unwissenheit wählen, und ich kann Oberen der Kirche (oder der Bruderschaft) nicht blindlings folgen unter Umständen, in welchen mich mein Verstand informiert, dass ihr Weg nicht der Weg der Wahrheit und des Heiles ist. Ich muss danach trachten, den folgenden Worten treu zu sein :

Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe meinen Lauf vollendet, Ich habe den Glauben bewahrt. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der
Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sehnsüchtig auf sein Erscheinen warten. (2. Tim. 4:7-8).

b. [33.2] Ich muss das vorliegende Material objektiv in Betracht ziehen. Ich muss bereit sein anzuerkennen, dass es möglich ist, dass der Generalobere oder andere Obere innerhalb der Bruderschaft einen Fehler machen könnten. Ich muss bereit sein zuzugeben, dass die Menschen schwach sein können, dass der Liberalismus existiert im Jahr 2012 und dass die Bruderschaft nicht ausgenommen ist vom Angriff durch genau die Fehler, die die Ursache waren, dass die Bruderschaft gegründet wurde. Ich muss bereit sein zuzugeben, dass die Oberen der Bruderschaft nicht unfehlbar sind und dass sie versuchen könnten, in ein Abkommen mit Rom zu treten in Umständen, in welchen die Bruderschaft dies nicht tun sollte. Ich kann nicht wählen, die Wahrheit zu ignorieren, weil die Wahrheit schwierig oder schmerzhaft sein kann. Ich kann nicht wählen, die Wahrheit zu ignorieren auf der Basis, dass ich nicht verstehen kann, warum jemand etwas tut. Ich brauche die innere Disposition einer Person nicht zu wissen oder zu verstehen und ich suche nicht zu wissen oder zu verstehen, warum eine Person etwas tut oder nicht tut ­ ich weiß nur, was die Person tut oder nicht tut. Das ist, die Realität der Wahrheit !

c. [33.3] Die Bruderschaft kann Rom nicht trauen.

d. [33.4] Es gibt Meinungen, dass ,,es Verhaltensänderungen gibt in der Kirche..", dass Rom sich ,,geändert" habe oder daran ist, sich zu ändern, dass ,,Rom heute nicht das Rom von 1988" sei, dass ,,interessante Dinge" geschehen in Rom. Ich schließe, dass Rom nicht ,,anders geworden" ist in irgendeiner materiellen Weise und immer noch treu ist den konziliaren Lehren statt der Tradition.

e. [33.5] Ich schließe, dass der erste Grund (auf der natürlichen Ebene), dass kein ,,Abkommen" bereit liegt zwischen der Bruderschaft und Rom heute, der ist, dass Rom (das modernistische, liberale Rom) loyal ist gegenüber seinen modernistischen, liberalen Prinzipien ­ so sehr dass es (Rom) nicht in ein Abkommen mit der Bruderschaft einwilligen wird, es sei denn dass die Bruderschaft bereit wäre, die Prinzipien Roms zu akzeptieren.

f. [33.6] Es gibt begründeterweise keinen Vorteil eines Abkommens zwischen der Bruderschaft und Rom, und überdies, der mögliche Vorteil irgendeines solchen Abkommens kann das (negative) Risiko eines Abkommens nicht wettmachen.

g. [33.7] Der Einwand, dass ,,es nichts gebe, worüber man besorgt sein müsste" oder ,,dass sich nichts geändert habe" oder ,,dass die Bruderschaft den Prinzipien des Erzbischofs Lefebvre treu bleibe", ist in allen Fällen gegen die reale Evidenz.

h. [33.8] Viele der Oberen der Bruderschaft (und viele andere Priester der Bruderschaft) scheinen bereit zu sein, in ein praktisches Abkommen einzuwilligen statt eines solchen gründend auf dem Glauben oder der Lehre der Kirche. Dies stellt eine Änderung dar in ihrer Position. Die Position der Bruderschaft war die, dass die Bruderschaft Rom nur ,,beitreten" werde, wenn Rom traditionell werde ­ indes einige Mitglieder der Bruderschaft sind jetzt bereit, sich Rom einzugliedern ohne eine lehrmäßige Lösung und ohne dass Rom zur Tradition zurückkehrt. Diese Position, nämlich die Bereitschaft und der Wunsch, in ein praktisches Abkommen mit Rom einzutreten, ist in direkten Widerspruch zur vormals veröffentlichten Position der Bruderschaft und ihrer Oberen, einschließlich der veröffentlichten Positionen des Erzbischofs Lefebvre, Bischof Fellays, Pater Schmidbergers und vieler anderer Priester.

i. [33.9] Die Bereitschaft und der Wunsch seitens einiger Priester, in ein Abkommen mit Rom zu treten, hat bedeutet, dass jene Priester ihren vormals veröffentlichten Positionen widersprechen mussten (oder widersprechen werden müssen).

j. [33.10] Wenn eine zufriedenstellende Lösung der lehrmäßigen Diskussionen nicht mehr kritisch/entscheidend ist für eine Regularisierung der Bruderschaft, dann wird die Bruderschaft bloß in eine Übereinkunft treten gemäß welcher die Bruderschaft bestenfalls ,,zustimmen würde, um nicht zuzustimmen", und indem sie dies täte, würde die Bruderschaft ihren Zweck und ihren Sendungsauftrag verletzen.

k. [33.11] Die ,,Briefe zwischen den Bischöfen" enthüllen sehr ernste Differenzen ­ die nicht beantwortet wurden.

l. [33.12] Die 6 Bedingungen, welche die Bruderschaft Rom unterbreitet hat, an welche die FSSPX ,,sich bindet", sind ein Anzeichen für die ,,Schwäche" seitens der Bruderschaft und deren Abweichung/Abwendung von den Prinzipien des Erzbischofs Lefebvre.

m. [33.13] Bedingung 1 gibt der Bruderschaft keinen wirklichen Schutz und ,,heilt" nicht die lehrmäßigen strittigen Fragen zwischen Rom und der Bruderschaft.

n. [33.14] Bedingung 3 (die Garantie für mindestens einen Bischof) bedeutet, dass die Bruderschaft auf nur einen Bischof ,,reduziert" werden könnte, und dies ist besorgniserregend in Anbetracht der Position Roms, dass man die Position der ,,drei anderen Bischöfe" separat behandeln werde.

o. [33.15] Eine der wünschbaren Bedingungen ist ,,Unser eigenes kirchliches Gericht in erster Instanz". Dies deutet darauf hin, dass die Bruderschaft ihre Position geändert hat und dass die Bruderschaft bereit wäre, sich und ihre Pfarreiangehörigen den ,,modernen" Gerichten zu unterwerfen in Umständen, in welchen keine Veränderung der Praxis jener Gerichte stattgefunden hat.

p. [33.16] Die Bedingungen für eine Einigung enthalten eine wünschbare Bedingung, die eine ,,Ausnahme von Häusern der Bruderschaft St. Pius X. gegenüber den diözesanen Bischöfen" vorsieht. Diese Bedingung und die Tatsache, dass sie nur wünschbar ist, beweist, dass die Oberen der Bruderschaft zugeben, dass sie bereit sind, eine Vereinbarung abzuschließen, im Rahmen derer die Werke der Bruderschaft einem lokalen (Konzils-)Bischof unterworfen wären und dass eine derartige Administration Schwierigkeiten aufweisen werden.

q. [33.17] Die Bruderschaft ist noch nicht in der Lage gewesen, irgendwelche wirkliche ,,Sicherheiten"/"Absicherungen" aufzuzeigen, die, im Falle eines Übereinkommens, garantieren würden (oder überhaupt könnten), dass die FSSPX überleben und katholisch bleiben würde (im Übereinstimmung mit der Tradition). Die Bruderschaft ist noch nicht fähig gewesen, irgend einen realen Grund zu zeigen, warum die Position der Bruderschaft, im Falle eines Abkommens, anders sein würde verglichen mit den ,,übrigen" traditionellen Gruppen, die nach Rom zurückgekehrt sind.

r. [33.18] Die Geschichte des Benediktiner-Klosters St. Madeleine in Le Barroux, Frankreichi (dessen Oberer Dom Gerard war) stützt die Folgerung, dass die Bruderschaft nicht in ein praktisches Abkommen mit der Konzilskirche eintreten sollte. Im Besonderen hat es die Tatsache ,,dass unserem anti-modernistischen Predigen kein Schweigen auferlegt wurde" nicht davor geschützt.

s. [33.19] Die Geschichte der Bruderschaft des hl. Johannes Maria Vianney in Campos (Brasilien)ii stützt die Folgerung, dass die Bruderschaft nicht in ein praktisches Abkommen mit der Konzilskirche eintreten sollte. Insbesondere die Tatsache, dass Campos erklärte: ,,Wir verpflichten uns, alle noch offenen Fragen noch in Tiefe zu behandeln, unter Rücksicht auf Kanon 212 des Codes des Kanonischen Rechts (CIC) und in einem aufrichtigen Geiste der Demut und brüderlichen Nächstenliebe gegenüber allen" und sie dennoch nicht schützte.

t. [33.20] Die Geschichte des Instituts des Guten Hirteniii stützt die Folgerung, dass die Bruderschaft nicht in ein praktisches Abkommen mit der Konzilskirche eintreten sollte. Insbesondere die Tatsache, dass das Institut ,,lehrmäßige Freiheit" genießen sollte und es dennoch nicht schützte. Einer der ursprünglichen Priester des Instituts, Pater Paul Aulagier wurde von der Bruderschaft im Jahre 2003 ausgestoßen aus Gründen seiner öffentlichen Unterstützung der Wiederversöhnung zwischen der Bruderschaft und Rom. Pater Aulagnier's Standpunkt hat sich als falsch erwiesen durch die Tatsache, dass das Institut ,,gezwungen" wird, den Prinzipien der Konzilskirche zu ergeben, jedoch seine Gründe (für die Förderung einer Wiederversöhnung im Jahre 2003) sind die GLEICHEN wie jene, welche die Oberen der Bruderschaft benutzen, um die Wiedereingliederung im Jahre 2012 zu unterstützen. Jedoch, im Jahre 2012 möchte es scheinen, dass jene Priester (und Bischöfe), die gegen eine Wiederversöhnung argumentieren (aus Gründen, welche diejenigen, die 2003 verwendet wurden einschließen) aus der Bruderschaft ausgestoßen werden.

u. [33.21] Die Stellungnahmen alliierter Orden in Bezug auf ein vorgeschlagenes Abkommen zwischen der Bruderschaft und Rom scheinen konsistent zu sein mit den traditionellen Prinzipien der Bruderschaft, wogegen die Behandlung jener alliierten Orden, die sich gegen ein Abkommen geäußert haben, nicht übereinstimmend zu sein
scheint mit den traditionellen Prinzipien der Bruderschaft.

v. e[33.22] Die Priester und Bischöfe, die gegen ein Abkommen gesprochen haben, scheinen bedroht zu werden mit einem aktuellen oder angedrohten Ausschluss aus der Bruderschaft mit der Begründung, dass sie gegen ihre Oberen rebelliert haben, während die Wahrheit zu sein scheint, dass die ,,Rebellion" begangen worden ist von jenen in der Bruderschaft, die ein solches Abkommen favorisiert haben und dabei gegen die Prinzipien und die Tradition der Bruderschaft rebelliert haben.

w. [33.23] Die Behauptung, dass Erzbischof Lefebvre mit Rom ein Abkommen schließen würde unter den gegebenen Bedingungen, ist unvereinbar mit den Worten und Taten des Erzbischofs Lefebvre.

34. Wenn ich die Situation zu verstehen versuche, kann ich mich nur wundern, ob die Erklärung für die Situation so ist wie sie im Brief von Pater Violette in Bezug auf Pater Aulagnier (ein Priester der Bruderschaft, der 2003 ausgeschlossen wurde wegen seines öffentlichen Unterstützung einer Wiederversöhnung zwischen der Bruderschaft und Rom), in welchem Pater Violette sagte :
In meiner Meinung denke ich, dass wir hier den wahren Grund der Veränderung Pater Aulagnier's sehen können. Der Kampf geht weiter. Er war im Zentrum dieses Kampfes während mehr als 30 Jahren. Vielleicht ist er des Kampfes überdrüssig ! Doch dies ist nicht das erste Mal, dass ein Konflikt bezüglich des Glaubens für lange Zeit gedauert hat. Die Arianische Krise dauerte über 70 Jahre, das Papst-Exil in Avignon 68 Jahre, das große Schisma 39 Jahre. Ist dies ein Grund, den Kampf aufzugeben, zu irgendeinem Abkommen zu gelangen? Es ist gut, das der hl. Athanasius darob nicht müde wurde, verbannt, bedroht, falsch angeklagt, exkommuniziert etc. zu werden. Er wäre nicht der heilige Athanasius.14

Stephen J. Fox

28. Oktober 2012, Christ-Königs-Fest.

Dieses Dokument [in Englischer Originalfassung] kann gefunden werden unter : http://isthisoperationsuicide.wordpress.com/

Wenn Sie in Freundlichkeit wünschen, zur Korrektur, Verbesserung des Materials dieses Buches oder sonstwie beizutragen, bitte kontaktieren Sie den Autor über die Email-Adresse :
Subject : Is this Operation Suicide?

Über den Autor :
Stephen Fox wohnt in Brisbane, Australien, mit seiner Frau und zehn Kindern. Er hat Abschlüsse in Wirtschaft und Recht und übt Wirtschaftsrecht. Stephen hat die Traditionelle Lateinische Messe seit ungefähr 1978 regelmäßig besucht, anfänglich zelebriert von Pater Buckley und dann zelebriert von Priestern der Bruderschaft St. Pius X.


-------------------------------------------------------------

1. Is his Operation Suicide? An Analysis of the evidence relating to an agreement between the Society of Saint Pius X and the Conciliar Church of Rome ­ With material compiled by Stephen J. Fox

2. Erzbischof Lefebvres Ansprache an seine Priester, gegeben zu Ecône, Schweiz, am 6. September 1990, siehe : http://www.sspx.org/archbishop_lefebvre/two_years_after_the_consecrations.htm


4. In seiner Predigt zur Zeit der Weihe der vier Bischöfe im Jahre 1988, in Bezug auf das Abkommen, das er unterschrieben und dann im Mai 1988 wieder zurückgenommen hatte :

5. Ich nehme Kenntnis davon, dass das Generalkapitel im Juli 2012 eine Erklärung abgegeben hat, in welcher dieses festhielt: ,,Wir haben unsere tiefe Einheit und unsere wesentliche Mission wiedergefunden: den katholischen Glauben zu erhalten und zu verteidigen...". Es kann kein
,,Wiederfinden" oder vermeintliches Wiederfinden geben, es sei denn natürlich, dass es einen Verlust der Einheit vor dessen Wiederfinden gegeben hat. Ich meine, dass eine wahre ,,Einheit" nur wiedergefunden werden könnte, wenn der Grund für die Uneinigkeit behoben würde. Ich frage mich, ob eine Einheit wiedergefunden wurde oder nur der Anschein einer solchen.

6. ,,Die Lebensbeschreibung Marcel Lefebvres" geschrieben von Bischof Tissier de Mallerais, Seite 613

7. The Mouth of the Lion`, Dr. David Allen White, Seite 97 und Seite 225

8. Erzbischof Lefebvre und der Vatikan, 30. Juni 1988, Erklärung des Bischofs Antonio de Castro Mayer :
http://www.sspxasia.com/Documents/Archbishop-
Lefebvre/Archbishop_Lefebvre_and_the_Vatican/Part_I/1988-06-30C.htm

9. Am 23. September 2011 pries Papst Benedikt Martin Luther und im Oktober 2011 nahm der Papst an einem Treffen in Assisi teil, bei dem nicht nur alle Arten von Religionen zusammenkamen, sondern auch Atheisten, welchen erlaubt wurde, natürlich nicht ihren Glauben, sondern ihren Standpunkt hinsichtlich des Glaubens zu bekunden.

10. Zur Bestätigung der Ernennung des Bischofs De Galarreta siehe die Presseerklärung der SSPX unter :

11. Dies ist ein Auszug aus einer abgekürzten Version einer Übersetzung des von Seiner Exzellenz Bischof de Galarreta geschriebenen Dokuments, der der Vorsitzende der Rom-SSPX-Kommission war für die theologischen Gespräche. Ich gehe davon aus, dass das Dokument erhältlich gemacht wurde anlässlich des Treffens der SSPX-Oberen im Oktober 2011 in Albano, Italien, und dass dieses
Dokument während der letzten Juniwoche 2012 veröffentlicht wurde. 

12. Die 1974er Erklärung von Erzbischof Lefebvre, 21. November 1974

13. Dieses Interview erschien in der Juli-August 1989 Ausgabe der Zeitschrift Fideliter der Bruderschaft in Frankreich. Siehe :

14. Brief von Pater Violette an die Gläubigen datiert Dezember 2003, siehe :

i Abbaye Sainte-Madeleine du Barroux

ii Personal Apostolic Administration of Saint John Mary, Campos

iii Institut du Bon Pasteur

23/12/2012

Glaubensbekenntnis des Kapuziners Pater Jean von Morgon


Glaubensbekenntnis des Kapuziners Pater Jean von Morgon


Pater Jean

Danke, liebe Freunde, für die Übersetzung ! 


I  Einleitung

1. Angesichts der derzeitigen Lage, am 50. Jahrestag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils, an dem Papst Bendikt XVI. ein „Jahr des Glaubens“  ausgerufen hat, das dem „Bekenntnis des Glaubens und seiner richtigen Auslegung“ gewidmet ist, und an dem man  die Gläubigen zum - mit einem Ablaß verbundenen Studium - der Konzilsdokumente und der Artikel des Neuen Katechismus auffordert, der diese Dokumente allgemeinverständlich  macht; dieses Konzil, über das Kardinal Ratzinger dreißig Jahre später schrieb: „Ein  Abgrund trennt die Geschichte der Kirche in zwei nicht miteinander zu vereinbarende  Welten: die vorkonziliare und die nachkonziliare Welt“  („Singt dem Herrn ein neues Lied“, Desclée-Mame, 1995, S. 174).

2. Angesichts der kürzlich über Rundfunk verbreiteten Erklärung des Präfekten der  Glaubenskongregation, Mgr. Müller, der seinen Irrtümern (um nicht zu sagen seinen Häresien) über die Transsubstantiation, die Jungfräulichkeit und die Zugehörigkeit der Protestanten zur Kirche nicht wirklich abgeschworen hat und der Priester und Gläubige der Tradition beschuldigt, außerhalb des katholischen Glaubens zu stehen, wenn er sagt: „Wir können in diesen Verhandlungen (mit der FSSPX) den katholischen Glauben nicht aufgeben“ (Interview mit dem NDR, 6. 10. 2012).

3. Angesichts der ausdrücklichen Ermahnungen der Apostel zur Kompromißlosigkeit in der Lehre, nicht nur das überlieferte Glaubensgut vollständig zu bewahren (1 Tim 6,20; 2 Joh 9), sondern uns auch vor den falschen Lehrern zu hüten (Apg 20,29; 2 Petr 2,1), diejenigen mit dem Anathema zu belegen, die eine abweichende Lehre verkünden (Gal 1,9; 2 Joh 10) und schließlich selbst den höchsten Obrigkeiten zu widerstehen, wenn sie nicht mehr den wahren Glauben verkünden (Gal 2,11).

4. Angesichts der glaubwürdigen Prophezeiungen, die uns einen allgemeinen Abfall vom Glauben in den letzten Zeiten der Kirche ankündigten: insbesondere die biblischen Prophezeiungen unseres Herrn Jesus Christus (Lk 18,8) und des Apostels (1 Tim 4,1; 2 Tim 3,8) sowie der Prophezeiungen unserer Lieben Frau in den kirchlich anerkannten Erscheinungen (Quito, La Salette, Fatima); diese Prophezeiungen, die von den Päpsten des 20. Jahrhunderts bestätigt wurden, welche bis zum II. Vatikanum den offiziellen Glaubensabfall der katholischen Nationen bedauerten und sie danach zum Abfall ermutigten.

5. Angesichts des beständigen und unantastbaren Kirchengesetzes, das vorschreibt, daß „die Christgläubigen gehalten sind, den Glauben unter all den Umständen offen zu bekennen (aperte profiteri tenentur), in denen ihr Schweigen, ihre Ausflüchte oder ihr Verhalten das stillschweigende Leugnen des Glaubens, die Verachtung der Religion, die Beleidigung Gottes oder ein Ärgernis für den Nächsten bedeuten würde“ (Kirchenrecht v. 1917, Kanon 1325 § 1).

6. Angesichts der zweckdienlichen Ermahnungen unserer Vorbilder im derzeitigen Kampf zur Verteidigung des Glaubens gegen die Neomodernisten, also Mgr Lefebvre: „Wir müssen die Vorstellungen bekämpfen, die derzeit in Rom in Mode sind und die sowohl der Papst als auch Kardinal Ratzinger im Munde führen...“ (Vortrag in Ecône am 6. 9. 1990; Fideliter Nr. 87, S. 3);  Mgr de Castro Mayer: „ dem Auftrag treu bleiben, den Gott uns anvertraut hat, nämlich den vorherrschenden Modernismus zu bekämpfen“ sowie Pater Carmel: „Den modernistischen Obrigkeiten gegenüber den Glauben zu bekennen, das heißt sich jeder Zweideutigkeit sowohl in den Riten als auch in  der Lehre zu verweigern“ („Kurze Verteidigungsschrift“ ... Itinéraires Nr. 316, S. 76).

7. Angesichts der schwerwiegenden und unumgänglichen Gegensätzlichkeiten in Glaubensdingen, die anläßlich der kürzlichen lehrmäßigen Gespräche in Rom zwischen den Konzilstheologen und den Theologen der Tradition festgestellt wurden; Gegensätzlichkeiten wie sie im wesentlichen bereits von Mgr Lefebvre in seinem bischöflichen Manifest (21. 11. 1983) zum Ausdruck gebracht  und wie sie in unseren Seminaren, theologischen Kongressen, lehrmäßigen Aufsätzen, Studienkreisen und Predigten dargelegt wurden.

II  Katholisches Glaubensbekenntnis

In der derzeitigen Lage und angesichts des zuvor Dargestellten, sei es mir als katholischer  Priester trotz meiner Unwürdigkeit gestattet, an diesem Tag und vor den Gläubigen, die ein Anrecht darauf haben, den Glauben desjenigen, der ihn verkündigt, genau zu kennen, sei es mir also gestattet, öffentlich folgendes zu bekräftigen :

1. Ich erneuere, und zwar bis zu meinem Tod, das öffentliche Glaubensbekenntnis, das meine Paten am Tag meiner Taufe abgelegt haben und das ich selbst zwölf Jahre später anläßlich meiner Erstkommunion abgelegt habe. 

2. Ich erneuere, und zwar bis zu meinem Tod, das tridentinische Glaubensbekenntnis und den Antimodernisteneid, den ich vor dem Empfang der Priesterweihe, mit der Hand auf dem Evangelium, vor dem heiligen Altarssakrament geschworen habe.

3. Ich bekenne mich, und zwar bis zu meinem Tod, zum Apostolischen Glaubensbekenntnis, das in jeder Sonntagsmesse gebetet wird, sowie zum Athanasianischen Glaubensbekenntnis, das vor dem Konzil jeder Priester im sonntäglichen Brevier beten mußte.

4. Ich bekenne mich, und zwar bis zu meinem Tod, zu jedem einzelnen der Dogmen, die im römisch-katholischen Glauben festgelegt sind sowie zu jeder einzelnen der Wahrheiten der
katholischen Lehre, wie sie von der Gesamtheit der Theologen (vgl. Denz. 2880) vor dem letzten Konzil niedergeschrieben wurden und deren Leugnen eine Sünde der Vermessenheit gegen den Glauben wäre. 

5. Ich bekenne mich, und zwar für immer, zu allen Wahrheiten, die im Lauf der Kirchengeschichte angegriffen wurden und ich verwerfe alle entgegengesetzten Irrtümer, die vom Lehramt der Päpste, der Konzilien und der römischen Kongregationen gebührend verdammt wurden.

6. Ich bekenne mich, und zwar bis zu meinem Tod, zur feststehenden überlieferten Lehre, wie sie  im Katechismus des Konzils von Trient und im Katechismus Pius X. dargestellt ist, und zu jedem anderen vor  dem II.Vatikanum erschienenen Katechismus, der die Lehre treu und vollständig wiedergibt.

7. Schließlich bekenne ich mich und will mich bis zu meinem letzten Atemzug bekennen zum Glauben der Väter und der Kirchenlehrer, wie er vom Lehramt der Päpste  und der Konzilien treu überliefert wurde, als eine für immer feststehende Formulierung der absoluten Wahrheit, die sich  nicht im Laufe der Zeit  in ihrer Substanz wandeln kann.

III. Glaubensbekenntnis gegen die derzeitigen Irrtümer

Die wichtigste Aufgabe eines jeden Priesters ist es nicht nur, den wahren katholischen Glauben zu bekennen und zu lehren, sondern ihn auch gegen alle Angriffe seiner Feinde, wer immer sie sein mögen, zu verteidigen.

1. Ich bekenne mich daher zur überlieferten katholischen Definition des Glaubens, die besagt, daß er eine übernatürliche Tugend ist, ein unverdientes Geschenk Gottes, durch das sich meine  Seele, mein Geist und mein Wille gänzlich jeder von Gott geoffenbarten und von seiner einzigen Kirche weitergegebenen Wahrheit unterwerfen, da weder Gott noch die Kirche irren, noch mich täuschen können.

So verwerfe und verurteile ich die neomodernistische Lehre, die den Glauben darstellt als ein Gefühl „das in den Tiefen meines eigenen Ichs entsteht“ (Johannes Paul II.) oder als eine „Erfahrung“, die nur „gemeinschaftlich“ sein kann (Prof. Ratzinger).

2. Ich bekenne mich zur überlieferten katholischen Lehre des sozialen Königtums unseres Herrn Jesus Christus, das einen harmonischen Bund von Kirche und Staat zur Folge haben muß, damit  sowohl das göttliche als auch das kirchliche Gesetz alle menschlichen Institutionen lenken, zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen; diese Lehre beruht auf der Hl. Schrift (Is 55,4; 1 Tim 6,15; Apg. 1,5) und auf der Überlieferung, vor allem auf der Enzyklika „Quas Primas“ von Pius XI.

So verwerfe und verurteile ich die liberale Lehre des II. Vatikanums in „Gaudium et spes“ (Kap. 4), die aufgrund des falschen Prinzips der Religionsfreiheit die Unabhängigkeit des Staates von der Kirche verkündet; diese Lehre, die der jetzige Papst früher als „eine Art Gegen-Syllabus“ und später, in einer öffentlichen Rede vor Botschaftern, als „großen Fortschritt der Menschheit“ bezeichnet hat  (13. 12. 2008).

3. Ich bekenne mich zur überlieferten katholischen Lehre des wahren Ökumenismus, d. h. zur Rückkehr der verirrten Seelen in den Schoß der einzigen Kirche Christi, zu der Lehre, die auf der Hl. Schrift (Joh. 10,16; Apg 2,38) und auf der ununterbrochen Überlieferung beruht, vor allem  
auf der Enzyklika „Mortalium animos “ von Pius XI.

So verwerfe und verurteile ich die entgegengesetzte Lehre der Männer der Konzilskirche, die sagen, daß der Rückkehr-Ökumenismus „überholt“ sei (Abkommen von Balamon, 24. 6. 1993), daß man nicht mehr versuchen dürfe, die anderen zu „bekehren“ (Kard. Kasper, 22. 1. 2001), daß „Druck ausüben“ eine „ungerechtfertigte Form des Proselytismus“ sei (Johannes Paul II., 31. 5. 1991), der die anderen veranlasse, „das Erbe ihres eigenen Glaubens zu leugnen“ (Benedikt XVI., 18. 8. 2005).

4. Ich bekenne mich zur überlieferten Bezeichnung der römisch-katholischen Kirche als mystischer Leib Christi und einzige Arche des Heils, der man nur durch die Taufe und den Glauben angehören kann; diese Lehre wurde von Gott selbst geoffenbart (Kol 1,18; Joh 3,5; Mk 16,16) und durch die Überlieferung weitergegeben, vor allem durch die Enzyklika „Mystici corporis“ von Pius XII.

So verwerfe und verurteile ich die abweichende Lehre des II. Vatikanums, die besagt, daß die „Kirche Christi in der katholischen Kirche fortbesteht“ (L.G. 8) und in der im Neuen Katechismus (§ 836) enthaltenen Erklärung, daß „alle Menschen in verschiedener Weise zur katholischen Einheit des Volkes Gottes gehören oder ihm zugeordnet sind“.

Außerdem verwerfe ich die neue konziliare Lehre (U.R. 3), die im Neuen Katechismus (§ 819) Eingang gefunden hat und laut der „der Geist Christi sich der Kirchen und der kirchlichen Gemeinschaften als Mittel des Heils bedient“. Denn die falschen Religionen werden nicht  vom Heiligen Geist, sondern von den Dämonen geleitet (Ps 95,5; 1 Kor 10,20; Apg 2,9).

5. Ich bekenne mich zur überlieferten katholischen Lehre der Ablösung des Alten Bundes durch den Neuen Bund, da ersterer durch das Wort alt selbst widerrufen wird, wie es nicht nur Gottes Wort ausdrücklich besagt (2 Kor 3,14; Hebr 8,13) sondern auch die Überlieferung, z. B. die Bulle „Habraerum gens“ Pius V. (1569). Dieser überlieferte Glaube muß so verstanden werden, daß die jüdische Religion von Gott widerrufen wurde, ohne jedoch auszuschließen, daß die Israeliten sich zu Ihm bekehren können, einzeln in der Zeit und in ihrer Vollzahl am Ende der Zeiten (Röm 11,25).

So verwerfe und verurteile ich die entgegengesetzte Lehre des II. Vatikanums (Nostra aetate), die später von Johannes Paul II. (17. 9. 1980) und vom Neuen Katechismus  (§ 121) formuliert wurde und in welcher der göttliche Gründer der Kirche des Neuen und Ewigen Bundes durch die Aussage „Der Alte Bund wurde niemals widerrufen“ beleidigt wird.

6. Ich bekenne mich zur überlieferten katholischen Lehre, die besagt, daß es die Hölle gibt und daß alle, die im Stand der Todsünde und unbußfertig sterben, dort auf ewig verdammt werden; diese von Gott geoffenbarte Lehre (1 Kor 6,10; Apg 21,27) wurde durch die Überlieferung  ständig weitergegeben, vor allem vom 2. Konzil von Lyon (1274). In der Nachfolge unseres Herrn, der uns geoffenbart hat, daß viele auf dem breiten Weg wandeln, der ins Verderben führt (Mt 7,13; Lk 13,24) - eine Offenbarung, die durch Unsere Liebe Frau in Fatima bestätigt wurde - glaube ich, daß, vor allem in unseren Tagen, viele Seelen ihre Verdammnis bewirken und daß wir für sie beten und büßen müssen, um zu ihrer Rettung beizutragen.

So verwerfe und verurteile ich die entgegengesetzte Lehrmeinung, derzufolge die Hölle zwar existiert, jedoch leer ist (Urs von Balthasar, zitiert von Johannes Paul II.) oder daß das Gericht und die Verdammnis nur Satan und die gefallenen Engel betreffen (Johannes Paul II, Enzyklika Dominum vivificantem,18. 5. 1986, Nr. 27-28) oder daß „sich nur bestimmte geschichtliche Persönlichkeiten“  in der Hölle befinden (Benedikt XVI., Enzyklika Spe salvi, 30. 11. 2007, Nr. 45).

7. Da es zu weit führen würde, alle schwerwiegenden nachkonziliaren Irrtümer aufzuzählen, die von den kirchlichen Machthabern begangen, unterstützt oder gebilligt wurden, so verwerfe und verurteile ich schließlich, in der Nachfolge von Mgr Lefebvre und der anderen Bischöfe und  Priester, die der Kirche aller Zeiten treu geblieben sind, jede einzelne Lehre und Praxis, die nach und nach den Glauben in den Seelen zerstören, und zwar nicht nur auf dem Gebiet der Lehre sondern auch auf dem der Moral (die Umkehr der Ziele der Ehe zur Rechtfertigung der Zigtausend Ehe-Annulierungen pro Jahr); der Liturgie (die Neue Messe, die zusammen mit sechs protestantischen Pastoren entworfen wurde); des Kirchenrechts (Mgr Lefebvre sagte, daß die Kirche durch die vom Modernismus des Neuen Kirchenrechtes von 1983 angeregten grundlegenden Gesetze zerstört wird; Fideliter Nr. 55, S. 9); der Ökumene (Assisi, Johannes Paul II., der am 14. 5.  1999 den Koran küßte, Benedikt XVI., der sich am 11. 5. 2007 von einem Rabbiner segnen ließ); der Bibel (überkritische Exegese, neue ökumenische Bibelübersetzung); der Sakramente (keine Kniebeuge mehr vor dem Allerheiligsten, was den Glauben an die Realpräsenz und die Achtung vor ihr mindert) etc. Diese Lehren und Praktiken verwerfe und verurteile ich, soweit sie dem Geist der katholischen Kirche widersprechen, Gott beleidigen und in den Seelen Ärgernis erregen.

Schlußfolgerungen

Ich muß betonen, daß ich, obwohl ich alle diese schädlichen und mehr oder weniger häretischen Neuheiten verwerfe, ich weder das Amt, noch die Autorität der beschuldigten Hirten, noch den Respekt vor ihnen in Frage stelle, da es mir nicht zusteht, über sie zu richten. Ich bete für Papst und Bischöfe, die vor Gott für unsere Seelen, über die sie die Gerichtsbarkeit ausüben, verantwortlich sind. Wie dem hl. Paul, dem hl. Thomas von Aquin und dem hl. Robert Bellarmin jedoch sagt mir mein Gewissen, daß, wenn diese Machthaber dem Glauben der Kirche schweren Schaden zufügen, es nicht nur erlaubt, sondern geboten ist, ihnen Widerstand zu leisten und ihnen öffentlich zu erklären, daß sie nicht mehr dem Evangelium folgen, und daß man ihnen überall dort den Gehorsam verweigern muß, wo sie uns das Gegenteil dessen aufzwingen wollen, was Gott will.

Angesichts dessen, daß dieser Glaube, auf den ich stolz bin, ein reines Geschenk Gottes ist, das ich ohne eigenes Verdienst erhalten habe; angesichts der Kirchengeschichte und des jämmerlichen   Versagens zahlreicher Geistlicher, die gelehrter, frömmer und klüger sind als ich; angesichts meiner früheren Schwachheit, angesichts des derzeitigen Glaubensabfalls und künftiger Verfolgungen kann ich Sie, liebe Gläubige, nur bitten und anflehen, auch für mich zu beten, damit ich nicht nur im römisch-katholischen Glauben beharre, zu dem ich mich von neuem bekannt habe, sondern auch  und noch mehr in der Liebe, denn „wenn ich all den Glauben besäße, um Berge zu versetzen, aber die Liebe nicht habe, so bin ich nichts“ (1 Kor 13,2); beten Sie auch dafür, daß ich meine priesterliche Pflicht gegenüber Gott und den Seelen so gut wie möglich erfülle und so ein klein wenig zur Herrschaft Gottes auf Erden beitrage, in Erwartung des endgültigen Sieges der Heiligen Herzen Jesu und Mariens.

Amen !          

                                                                        Pater Jean