30/01/2013

NEUES VOM „WIDERSTAND“


  NEUES VOM „WIDERSTAND“
Übersetzung von Anne-Catherine


Der folgende Brief  wurde uns von Herrn Pater Ortiz zugesandt.

„ Resistite fortes in fide - Widerstehet fest im Glauben“
(1 Petr 5,9)

22. Dezember 2012

Liebe Freunde,

wir möchten Ihnen hiermit das Neueste von der Gruppe der Widerstandspriester berichten, um Sie alle zu ermutigen, Ihre Arbeit zum Erhalt des wahren Erbes von Mgr Lefebvre fortzusetzen.

Priesterexerzitien

Die erste gute Nachricht sind die Exerzitien, die Seine Exzellenz Mgr Richard Williamson, der dankenswerterweise aus England gekommen ist, den Priestern des Widerstandes vom 17. - 20. Dezember 2012 gepredigt hat.

Wir haben mit 10 Priestern aus verschiedenen Ländern, vor allem aus den Vereinigten Staaten, an diesen Exerzitien teilgenommen. Es hätte die doppelte Anzahl von Priestern teilnehmen können, wenn sie nicht durch ihre seelsorgerische Tätigkeit verhindert gewesen wären.

Seine Exzellenz hat uns fünf Tage lang ausgezeichnete spirituelle und lehrmäßige Vorträge gehalten, die wir sehr zu schätzen wußten. Wir haben mit Freude in ihm den echten Geist Mgr Lefebvres wiedergefunden, von dem heute manche Obere der Neo-FSSPX so stark abweichen. Und wir waren froh über die Klarheit seiner pädagogischen Darlegung der aktuellen Probleme der Welt, der Kirche und der Neo-FSSPX.

Die Exerzitien fanden auf dem schönen Bauernhof der Eltern von Pater Joseph Pfeiffer in der Nähe von Boston in Kentucky (USA) statt. Dieser Ort war lange ein Bollwerk des Widerstandes der Tradition gegen die Konzilskirche. In den siebziger Jahren beherbergte das Ehepaar Pfeiffer hier zwei alte Priester und leidenschaftliche Verteidiger der Tradition, die Patres Hannifin und Snyder. Pater Hannifin ist inzwischen verstorben und dort begraben. Damals wurde eine schöne Kapelle errichtet und Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel geweiht, die in den letzten 40 Jahren zum Meßzentrum für zahlreiche treue Katholiken dieser Gegend wurde.

Eigenartigerweise war dieser nördliche Teil Kentuckys, „Heiliges Land“ genannt, seit der Mitte des 19. Jahrunderts ein Bollwerk der Katholiken inmitten einer überwiegend protestantischen Gegend.
Die hügelige Landschaft  und die Stille dieser Gegend sind der für Betrachtung und Gebet notwendigen Atmosphäre sehr förderlich.

Im Jahr 1982 wurde dort ein Heim zur Aufnahme von Karmelitinnen der Tradition errichtet, die aus ihrem Kloster vertrieben worden waren; die Unterkünfte wurden an die Bedürfnisse der Gemeinschaft angepaßt. Später, von 1989 bis 1991, diente das Heim den Anfängen des Klosters Unserer Lieben Frau von Guadelupe, das sich jetzt in Silver City in New Mexico befindet. Danach wurde das Gebäude zwanzig Jahre lang nur selten genutzt.

Dank großzügiger Spenden  der Gläubigen des Widerstandes wurde es kürzlich renoviert, um als Exerzitienhaus zu dienen. Es umfaßt neun Zimmer, einen Vortragssaal und einen geräumigen
Speisesaal. Wir sind dem Ehepaar Pfeiffer, dessen Familie und denjenigen Gläubigen der Tradition sehr dankbar, die den Widerstand unterstützen und alle erforderlichen materiellen Dinge für die Exerzitien zur Verfügung stellen.

Der Widerstand organisiert sich

Unsere Exerzitien waren auch eine ausgezeichnete Gelegenheit, um zu besprechen, wie der Widerstand in naher Zukunft organisiert werden soll. Mgr Williamson hat sich einverstanden erklärt, die „geistige Obrigkeit“ des Widerstandes zu verkörpern; er ist demnach bereit, uns die lehrmäßige Orientierung zu geben und die Sakramente der Firmung und der Priesterweihe zu spenden. Geistige Obrigkeit heißt, daß er uns mehr durch Rat und Beispiel denn durch Befehlsgewalt lenkt. Unter seiner geistigen Leitung wird der Widerstand mit seinen verschiedenen Organisationen weiterarbeiten: der Gruppe von Pater Pfeiffer, den beiden religiösen Gemeinschaften in Brasilien (die Benediktiner von Santa Cruz und die Familia Beatae Mariae Virginis) und den verschiedenen unabhängigen Kirchen und Kapellen (wie z. B. St. Athanasius in Vienna, Virginia). Anders ausgedrückt: Wir haben einer Art „Verband“ vor einer zentralisierten Organisation den Vorzug gegeben. Vielleicht wird sich in Zukunft eine andere Art stärker gegliederter Organisation als notwendig erweisen, aber wir sind übereingekommen, daß die jetzige Struktur den derzeitigen Umständen am besten angepaßt ist.

Wir hoffen, daß diese guten Nachrichten alle Gläubigen ermutigen, der Konzilskirche und dem „Unternehmen Selbstmord“ der Oberen der Neo-FSSPX weltweit Widerstand zu leisten. Wir sind alle froh, Mgr Williamson „wieder am Werk“ zu sehen, jetzt, da der Widerstand die Leitung eines wahren Nachfolgers der Apostel am nötigsten hat.


Ein künftiges Seminar



Es gibt noch eine gute Nachricht: Pater Pfeiffer hat bereits mehrere Anfragen von jungen Männern erhalten, die das Priesteramt anstreben. Er trifft daher Vorbereitungen, um, so Gott will, im September 2013 vor Ort ein Seminar einzurichten. Das bereits erwähnte Gebäude scheint für diesen Zweck gut geeignet zu sein. Die Priester der Gruppe von Pater Pfeiffer werden dieses Seminar übernehmen, das wir so dringend brauchen. Diese Eröffnung wird notwendig, weil auch die Seminare der Neo-FSSPX unter der internen Krise leiden und nicht länger die wahre Lehre und Priesterausbildung vermitteln. Auf der Seite ourladyofmountcarmelusa.com [in Vorbereitung] finden Sie alle notwendigen Informationen für diese jungen Männer, die um Aufnahme bitten wollen, sowie für die Gläubigen, die dieses äußerst wichtige Projekt zur Ausbildung guter Priester der Tradition finanziell unterstützen wollen.

Blick in die Zukunft

Die Gruppe von Pater Pfeiffer besteht aus fünf Priestern, die momentan in Kentucky, im Priorat Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel leben und derzeit 15 Meßzentren in den USA und Kanada betreuen sowie 10 Orte in Asien (Südkorea, Japan, Malaysia, Singapur und die Philippinen). Pater Vargas aus Mexiko wird einige Orte in Mexiko und Südamerika betreuen.

Mgr Williamson hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, nach Weihnachten, vom 28. Dezember bis 1. Januar, zu „Familientagen“ wieder nach Kentucky zu kommen. Das Thema in dieser weltweiten Krisenzeit: „Stärke gewinnen“.  Es werden Vorträge für die Erwachsenen gehalten und Betreuung für die Kinder angeboten.

2013 werden auch mehrmals Exerzitien für Männer und Frauen in Kentucky angeboten. Sehen Sie bitte auf der Webseite inthissignyoushallconquer.com nach; dort werden die Zeiten für die Exerzitien und die anderen nach und nach stattfindenden Veranstaltungen des Widerstandes angegeben.

Australische Gläubige haben mit dem Widerstand Verbindung aufgenommen; wir planen einen Besuch Anfang 2013. Wir haben auch einige einzelne Kontakte in Europa; derzeit ist auf diesem Kontinent der Widerstand in England, wo Mgr Williamson lebt, am besten organisiert.

Es ist bemerkenswert, daß der Widerstand Verbindung zu zahlreichen Priestern der Bruderschaft hat, die sich immer mehr darüber klarwerden, daß die Leitung der Bruderschaft von ihren ursprünglichen Grundsätzen abweicht. Die von den Oberen der FSSPX  eingeleiteten Verfolgungsmaßnahmen gegen gute Priester, die  den Verirrungen der Bruderschaft öffentlich Widerstand entgegengesetzt haben, gehen weiter. Wir hoffen, daß diese Priester „von Bord gehen“, bevor das Schiff untergeht...!

Daß andere Priester nicht reagieren, ist ziemlich enttäuschend und wir fürchten, daß ihre Passivität zur vollen Annahme eines Kompromisses mit dem modernistischen Rom führen wird, so wie es bei der Umsetzung der konziliaren Reformen in den sechziger und siebziger Jahren der Fall war.


Mehrere Priester des Widerstandes melden sich zu Wort

In den vergangenen Wochen haben mehrere Priester des Widerstandes eine Reihe von Schriften, offenen Briefen und Warnungen veröffentlicht, in denen sie auf den Ernst der Lage in der Neo-FSSPX aufmerksam machen.

Zuletzt veröffentlicht wurde der Brief von Pater Ringrose an Pater Rostand, amerikanischer Distriktsoberer der FSSPX, in dem er die Gründe angibt, die ihn bewogen haben, seine Zusammenarbeit mit dem Distrikt aufzukündigen. Pater Ringrose ist der Seelsorger von
St. Athanasius in Vienna, Virginia, USA, einer Gemeinde mit ungefähr 500 Gläubigen.

Pater Ringrose hat den Widerstand von Anfang an unterstützt und ist einer der Priester, die im August die „Erklärung von Vienna“ unterzeichnet haben. Sie finden seinen Brief auf Cathinfo.

Herr Pater Cardozo aus Südamerika hat einen offenen Brief an die „schweigenden Priester“ veröffentlicht, in dem er sie aufforderte, öffentlich Stellung gegen die Neuorientierung der Bruderschaft zu beziehen. Sie finden seinen Brief auf verschiedenen Webseiten.  

Herr Pater Ortiz hat einen Aufsatz über „Die neue Hermeneutik Mgr Fellays“ in mehreren Sprachen veröffentlicht, der vor allem die Priester der Tradition auf die falsche Grundlage der Neuorientierung der FSSPX aufmerksam machen soll.

In den letzten Monaten ist ein weltweites Netz von Internetportalen zur Unterstützung der Tradition entstanden und wir können feststellen, wie sehr dieses Kommunikationsmittel
den  Priestern und Gläubigen bei der Suche nach den Informationen hilft, die für ein Gegengewicht zur „Propaganda“ der Neo-FSSPX benötigt werden. Sie finden auf diesen Seiten auch zahlreiche Predigten von Priestern des Widerstandes, sowohl im Audio- als auch im Textformat. Hören Sie sich diese Predigten an, falls Sie an einem abgelegenen Ort leben und kein Meßzentrum des  Widerstandes aufsuchen können. Folgende den Widerstand unterstützende Webseiten sind noch erwähnenswert:

Englisch: Cathinfo, InThisSignYouShallConquer, SOSSaveOurSSPX, TrueTrad, ourladyofmountcarmelusa.com [in Vorbereitung]

Französisch: Un évêque s'est levé, antimodernisme.info, Avec l'Immaculée

Spanisch: Syllabus-errorum, Non possumus

[ Deutsch : Mit der Immaculata ]


Der Widerstandsgeist

Man fragt sich in letzter Zeit oft, welchen Standpunkt die Priester des Widerstandes vertreten. Hier müssen wir deutlich machen, daß unser Hauptfeind zunächst die Konzilskirche ist. Unsere Angriffe richten sich vor allem gegen die „offiziellen Autoritäten“, die die katholische Kirche zerstören. Ihr Zerstörungswerk richtet Tag für Tag verheerende Verwüstungen an, in deren Folge viele Seelen unrettbar verlorengehen. Man kann jedoch nicht, so wie die Oberen der Neo-FSSPX, behaupten, man sei gegen das modernistische Rom und gleichzeitig für ein Abkommen mit eben diesem Rom eintreten!  Deshalb müssen auch alle diejenigen, die ein Abkommen mit den Feinden der Kirche anstreben, an den Pranger gestellt werden. Das ist der Grund für unseren Widerstand gegen die Oberen der Neo-FSSPX. Wir müssen sie an den Pranger stellen, weil sie einen Kompromiß mit der Konzilskirche anstreben und weil sie dabei sind, den Auftrag, den Mgr Lefebvre der Bruderschaft St. Pius X. erteilt hat, zu verraten.

Wir sind nicht gegen die FSSPX als Institution, aber wir leisten denjenigen Widerstand, die dabei sind, eine neue FSSPX  mit einer neuen Lehre zu errichten, die derjenigen von Mgr Lefebvre
fremd ist.

Wir wünschen Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gnadenreiches Jahr 2013. Gott segne Sie!



24/01/2013

Die neue „Hermeneutik“ Mgr Fellays - Pater Juan Carlos Ortiz


       Die neue „Hermeneutik“ Mgr Fellays
        Hat die Bruderschaft ihren Standpunkt geändert?

                              Pater Juan Carlos Ortiz


Übersetzung von Anne-Catherine

Pater Juan Carlos Ortiz ist seit 28 Jahren Priester der Bruderschaft.


Trotz einiger kürzlich gehaltener Vorträge, die beruhigend wirken sollen, macht die Bruderschaft St. Pius X. nach wie vor ihre tiefste und schwerste Krise durch.

Diese Krise ist außerordentlich ernst, denn sie hat ihre Ursache in schwerwiegenden Schwächen vor allem Mgr Fellays und seiner beiden Assistenten, sowohl was die Lehre als auch was die Klugheit angeht. Hierin ist die Hauptursache der Bestürzung der Mitglieder der Bruderschaft zu sehen.

Mancher ist geneigt zu glauben, daß die Gefahr vorbei sei, weil bisher kein praktisches Abkommen mit Rom geschlossen wurde. Diese Schlußfolgerung ist allerdings voreilig!

Entgegen allem Anschein haben die Oberen der Bruderschaft ihre neue Auffassung der Rolle, die die Tradition in der Kirche und insbesondere in ihrem Verhältnis zur Konzilskirche spielen soll, nicht zurückgenommen. Außerdem sind sie weit davon entfernt, die persönliche Verantwortung für diese interne Krise zu übernehmen, die auf ihre unklugen Machenschaften zurückzuführen ist.

Mit zwei sehr wichtigen Aspekten dieser internen Krise muß man sich näher befassen, um die verhängnisvollen Auswirkungen, die sie in der Bruderschaft weiterhin hervorruft, nicht zu unterschätzen. 

Der erste allgemeinere Aspekt betrifft die wesentliche Rolle, die die Bruderschaft im Widerstand zur Konzilskirche und im Bewahren der katholischen Tradition spielt. Sollte die Bruderschaft fallen, fällt mit ihr auch die letzte Bastion der Tradition.

Der zweite spezifischere Aspekt betrifft den bedenklichen Wandel, den Menzingen in Bezug auf die Hauptrolle der Bruderschaft angesichts dieser Kirchenkrise vollzogen hat: diese Rolle steht in offenkundigem Gegensatz zu derjenigen, die ihr Mgr Lefebvre verliehen hatte.

Dieser Wandel ist indes sehr subtil und wird von manchen kaum wahrgenommen, denn die Oberen haben, obwohl sie versichern, daß sie den lehrmäßigen Kampf nicht aufgeben wollen, der kirchenrechtlichen Anerkennung der Bruderschaft den Vorrang gegeben. Lehrmäßige Aspekte stehen zwar immer noch auf ihrer Tagesordnung, aber erst an zweiter Stelle. So muß also angesichts dieses neuen Vorrangs alles „neu gedacht“ werden.

Dieser Wandel läßt bei den Oberen einen „Legalismus“ erkennen, unter dem alle Gemeinschaften der Tradition litten, die sich seit 1988 an Rom angeschlossen haben. Genau wie diese Gemeinschaften haben sie sich schließlich „schuldig“ gefühlt, weil sie aus der Amtskirche ausgeschlossen waren, mit der sie sich um jeden Preis „versöhnen“ wollten.

Wir kennen die „Hermeneutik der Kontinuität“ Benedikts XVI., mit deren Hilfe er eine neue  Deutung entworfen hatte, die die Konzilskirche in die Tradition der Kirche integrieren möchte.

Auch die Oberen in Menzingen haben, um ihren Standpunktwechsel zu rechtfertigen, eine neue „Hermeneutik“ bzw. „Neudeutung“ der Hauptrolle der Bruderschaft entworfen, mit deren Hilfe sie die Tradition in die Konzilskirche integrieren wollen.

Diese Hermeneutik erfordert eine verzerrte „Neulektüre“  dessen, was Mgr Lefebvre als vorrangig für die Bruderschaft angesehen hatte, indem entweder nur das zitiert wird, was er vor seinem Bruch mit Rom im Jahr 1988 gesagt hatte oder aber seine versöhnlicheren Worte über die offiziellen kirchlichen Autoritäten.

So wird das, was man früher als von der Konzilskirche kommend energisch zurückwies, „neu gedacht“, und zwar mit Hinblick auf  wenn schon nicht ganze, so doch zumindest „teilweise“ oder „bedingungsweise“ Annahme der Konzilsinhalte.

Anzumerken ist, daß die Oberen der Bruderschaft diese neue Einstellung mehr durch das erkennen lassen, was sie über die Konzilsautoritäten durch bewußtes Verschweigen nicht sagen, als durch das, was sie über sie äußern.

Abgesehen von gelegentlich eingestreuten energischeren Sätzen (um die „Härtesten“ unter uns zu  beruhigen), ist seit langer Zeit eine „positive“ Haltung zu Aussagen und Machenschaften der Konzilsautoritäten, vor allem Benedikts XVI., festzustellen. 

Ein kürzlich erbrachter Beweis für dieses „Aufweichen“ ist zweifellos darin zu sehen, daß Menzingen die als zu „hart“ beurteilten Bücher, die Mgr Tissier und Pater Calderón über die Konzilskirche geschrieben haben, boykottiert. Ein anderes Beispiel ist das Angelus-Symposium des US-Dstriktes, das in diesem Jahr „das Papsttum“ zum Thema gewählt hat, während gerade der 50. Jahrestag der Eröffnung des verheerenden II. Vatikanums begangen wird.

Manch einer mag sich nun fragen, warum und mit welchem Recht ich diese Neuausrichtung der Bruderschaft anprangere?

Ich kenne die Bruderschaft und ihre Zielsetzung gut, da ich ihr seit 28 Jahren als Priester angehöre. Ich habe eine tief empfundene Liebe zur Bruderschaft, der ich mich auf Lebenszeit verpflichtet habe. Ich habe ihren Gründer persönlich gekannt, der mich geweiht hat und mit dessen Schriften und Reden ich mich immer wieder beschäftigt habe. Aus Liebe zur Bruderschaft und aus kindlicher Liebe zu Mgr Lefebvre halte ich es daher für meine Pflicht, mich öffentlich zu äußern.

Es ist offensichtlich, daß sich seit mehreren Jahren, vor allem bei Mgr Fellay und seinen Assistenten, ein grundlegender Wandel im Hinblick auf das oberste Ziel der Bruderschaft in dieser Zeit der Kirchenkrise vollzogen hat, nämlich die katholische Tradition in vollem Umfang zu wahren und die Feinde der Kirche sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche zu bekämpfen.

Die grundlegende Zielsetzung der Bruderschaft St. Pius X. kann nicht geändert werden, denn sie wurde von ihrem Gründer in seinen vielen Schriften, Predigten,Vorträgen und in seinem Handeln klar festgelegt, vor allem ab 1988. Wenn daher diese Zielsetzung in entscheidenden Punkten geändert würde, hieße das, sich ernstlich von ihrem Gründer zu distanzieren und die Bruderschaft in den Selbstmord zu treiben, wenn sie in die Hände des modernistischen Roms fällt, das von der Bruderschaft seit ihrer Gründung bekämpft wird.

Die Erfahrung zeigt uns, daß alle, die von der von Mgr Lefebvre vorgezeichneten Linie abgewichen sind, den Kampf für die Tradition schließlich aufgegeben haben. Dieser Wandel in der Bruderschaft ist durch nichts gerechtfertigt, denn wir haben in den letzten Jahren in der Konzilskirche keinerlei wichtige lehrmäßige oder praktische Änderung im Sinne einer wirklichen Rückkehr zur Tradition durch Verurteilung der Irrtümer oder der konziliaren Reformen bemerkt.

Ich möchte das oben angeführte noch unterstreichen, indem ich zeige, wie die Behauptungen und  Machenschaften Mgr Fellays und seiner Assistenten in völligem Gegensatz zu dem stehen, was Mgr Lefebvre ganz klar zum Ausdruck gebracht hat. Und selbst wenn Mgr Lefebvre sich nicht ausdrücklich dazu geäußert hätte, so stehen die Neuerungen doch dem Gesamtwohl der Bruderschaft und dem gesunden Menschenverstand entgegen.        

1. EINE FALSCHE VORSTELLUNG VON DER SICHTBARKEIT DER KIRCHE

Zunächst einmal wird klar, daß der Ausgangspunkt des Wandels auf einer falschen Vorstellung der Sichtbarkeit der Kirche beruht. 

In ihren öffentlichen Äußerungen behaupten die Oberen, die Bruderschaft sei  mit einem grundlegenden „Mangel“ bezüglich der „Sichtbarkeit“ der Kirche behaftet. Sie unterstellen der Bruderschaft oft eine „irreguläre“, „anormale“  und „illegale“ Lage, obwohl wir doch wissen, daß dies alles nur scheinbar der Fall ist. 

Pater Pfluger bekräftigt diesen Irrtum ausdrücklich in einem kürzlich gegebenen Interview: „Auch wir leiden unter einem Mangel, nämlich dem der kanonischen Irregularität. Nicht nur der Zustand der nachkonziliaren Kirche ist unvollkommen, unserer auch.“ Und weiter: „Die Verpflichtung, aktiv für die Überwindung der Krise zu arbeiten, kann man nicht bestreiten. Und diese Arbeit beginnt bei uns selbst, beim Überwinden des anormalen kanonischen Zustandes.“ (Kirchliche Umschau, 17. Oktober 2012)

Die Autoritäten der Amtskirche haben die Bruderschaft jahrelang wegen dieser „Fehler“  gebrandmarkt, und zwar mit Hilfe lügenhafter Anschuldigungen und ungerechter Verurteilungen. Wir wissen jedoch und haben dies durch unsere Schriften und unser Handeln bewiesen, daß die Bruderschaft niemals den sichtbaren Bereich der katholischen Kirche verlassen und sich keines kanonischen Vergehens schuldig gemacht hat. Wir haben es daher nicht nötig, irgendein kirchliches oder kanonisches „Handicap“ zu überwinden, indem wir heute darum bitten, von der Konzilskirche anerkannt zu werden.

Was diesen Punkt betrifft, wiederholen die Oberen die gleichen falschen Behauptungen wie Dom Gérard und diejenigen, die sich 1988 an Rom angeschlossen haben und denen Mgr Lefebvre (Vortrag vom 9. September 1988; Fideliter Nr. 66) und Pater Schmidberger (Fideliter Nr. 65) kurz nach den Bischofsweihen sachdienlich geantwortet haben.

Monseigneur Fellay hat seinerseits kürzlich den gleichen Irrtum über die Natur der wahren Kirche bekräftigt: „Daß wir nach Rom gehen, heißt nicht, daß wir mit ihnen einverstanden sind. Aber es ist die Kirche. Und es ist die wahre Kirche. Wir lehnen das ab, was nicht in Ordnung ist, dürfen jedoch nicht alles ablehnen. Sie bleibt die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.“ (Flavigny, 2. September 2012)

Diese erstaunliche Behauptung steht in offenem Widerspruch zu dem, was Mgr Lefebvre im oben zitierten Vortrag von der Konzilskirche sagte: Wir sind es, die die Kennzeichen der sichtbaren Kirche haben. Daß die Kirche heute noch sichtbar ist, verdankt sie uns. Diese Kennzeichen finden sich bei den anderen nicht mehr.“

Und mit Bezug auf Dom Gérard, der als Grund für seinen Anschluß an das modernistische Rom angab, man müsse der „sichtbaren Kirche“ beitreten, gab Mgr Lefebvre die klare Antwort: „Was Dom Gérard zur sichtbaren Kirche sagt, ist kindisch. Es ist unglaublich, daß man von der sichtbaren Kirche sprechen kann, wenn man die Konzilskirche meint, im Gegensatz zur katholischen Kirche, die wir vertreten und fortsetzen wollen.“ (Fideliter Nr. 70, Juli-August 1989, S. 6)

2. ANERKENNUNG UNSERER „RECHTMÄSSIGKEIT“ DURCH DIE  KONZILSKIRCHE 

Infolge dieses ersten Irrtums behaupten die Oberen, es genüge nicht mehr, daß die Bruderschaft die Gültigkeit der Autorität des Papstes und der Bischöfe anerkennt, öffentlich für sie  betet und bestimmte rechtmäßige Handlungen anerkennt (insofern sie mit der Tradition übereinstimmen). Sie sagen, man müsse „weiter gehen“ und die Konzilskirche bitten, uns die „Rechtmäßigkeit“ zu verleihen, die uns angeblich fehlt.

Auch in dieser Hinsicht stehen sie in offenem Gegensatz zu Mgr Lefebvre, der versicherte, daß wir, solange die Kirchenkrise andauert, keine Anerkennung von der Konzilskirche benötigen, da die echte Legitimität eines Tages bestätigt wird, wenn die kirchlichen Autoritäten zur wahren Lehre zurückkehren.

Mgr Lefebvre versicherte, daß wir die Konzilskirche nicht brauchen, um uns eine wie immer geartete „Rechtmäßigkeit“ zu verleihen: „Mit welcher Kirche haben wir es zu tun – das möchte ich gerne wissen, –  mit der katholischen Kirche oder mit einer anderen Kirche, einer Gegenkirche, mit einer falschen Kirche?... Ich glaube wirklich, daß wir es mit einer falschen Kirche und nicht mit der katholischen Kirche zu tun haben.“ (18. Juni 1978) 

3. NOTWENDIGKEIT EINES REIN PRAKTISCHEN ABKOMMENS

Ausgehend von ihrem zweifachen Irrtum streichen die Oberen dann die absolute Notwendigkeit eines praktischen Abkommens mit den derzeitigen kirchlichen Autoritäten heraus, und zwar ohne  vorhergehendes lehrmäßiges Abkommen und handeln damit dem zuwider, was Mgr Fellay ausdrücklich, vor allem nach 1988, versichert hatte und was das Generalkapitel (das mehr Autorität hat als die Oberen) 2006 beschlossen hatte.

Daß sie jetzt ein rein praktisches Abkommen anstreben, ist umso erstaunlicher, als man weiß, daß die kürzlich stattgefundenen lehrmäßigen Diskussionen zwischen der theologischen Kommission und dem Vatikan zu dem Ergebnis führten, daß ein lehrmäßiges Abkommen mit der Konzilskirche unmöglich ist!

Wenn die Bruderschaft also ein rein praktisches Abkommen mit dem derzeitigen Rom anstrebt, das im Irrtum verharrt, kommt dies einem „Unternehmen Selbstmord“ gleich, denn wir würden in die Konzilskirche „integriert“, deren ganze Struktur nicht nur ihren Ursprung im Konzil hat, sondern die auch darauf angelegt ist, die konziliaren und nachkonziliaren Reformen umzusetzen. Wir sind ausreichend informiert über das, was mit den acht Gemeinschaften der Tradition geschehen ist, die sich dieser Konzilskirche ohne vorausgehendes lehrmäßiges Abkommen angeschlossen haben, um zu wissen, daß mit uns unausweichlich das gleiche geschähe...

Als Voraussetzung für jeden künftigen Dialog mit der Konzilskirche verlangte Mgr Lefebvre , vor allem nach den Bischofsweihen, daß zuerst die lehrmäßige Frage beantwortet werden müsse: „Ich würde auf der lehrmäßigen Ebene die Frage stellen: „Sind sie einverstanden mit den großen Enzykliken aller Ihrer päpstlichen Vorgänger?... Stimmen Sie mit diesen Päpsten und ihren Aussagen vollkommen überein? Billigen Sie den Antimodernisteneid noch? Treten Sie für das soziale Königtum unseres Herrn Jesus Christus ein? Wenn Sie die Lehre Ihrer Vorgänger nicht annehmen, hat es keinen Sinn, miteinander zu reden. Solange Sie nicht bereit sind, das Konzil unter Bezug auf die Lehre Ihrer päpstlichen Vorgänger zu reformieren, ist ein Dialog weder möglich noch nützlich. Die Standpunkte wären auf diese Weise klarer.“ (Fideliter Nr. 66, Nov.-Dez. 1988, S. 12-13) 

4. DER  TRUGSCHLUSS, „MEHR GUTES TUN ZU KÖNNEN“

Im Sinne einer „positiven“ Rechtfertigung ihrer Verhandlungen mit Rom behaupten die Oberen, daß man dank eines rein praktischen Abkommens mehr Gutes tun könne, denn wenn man in der „sichtbaren Kirche“ sei, könne man die Konzilskirche zur Tradition zu bekehren... Genau das gleiche Argument haben Dom Gérard und die Priester von Campos benutzt, um ihren Anschluß an das konziliare Rom zu rechtfertigen! 

In einem Interview gab unser Gründer auf diese von trügerischem Optimismus geprägte Aussicht die realistische Antwort: „Sich ins Innere der Kirche begeben, was soll das heißen? Von welcher Kirche ist überhaupt die Rede? Wenn es die Konzilskirche ist, so müßten wir, die wir sie 20 Jahre lang bekämpft haben, weil wir die katholische Kirche wollen, in diese Konzilskirche eintreten, um sie angeblich katholisch zu machen? Das ist völlig illusorisch. Nicht die Untergebenen ändern die Oberen, sondern die Oberen ändern die Untergebenen.(Fideliter Nr. 70, Juli-August 1989)

Und die Ereignisse zeigen uns, daß das wenige Gute, was die an Rom angeschlossenen Gemeinschaften seit 1988 haben tun können, das größere Übel nicht rechtfertigen, das sie angerichtet haben, indem sie ihre Kritik der Konzilsirrtümer und der neuen Messe aufgaben, indem sie die Machenschaften der nachkonzilaren Päpste rechtfertigten, etc.


5. AUSREICHENDE VORBEDINGUNGEN?

Um dieses Abkommen zu rechtfertigen versichern die Oberen außerdem, daß die vom letzten Generalkapitel im Juli 2012 festgelegten Vorbedingungen ausreichten, um nicht in die gleiche Falle zu tappen wie die an Rom angeschlossenen Gemeinschaften.

Abgesehen jedoch davon, daß diese Bedingungen unrealistisch sind und nicht ausreichen, um uns vor einer „Assimilierung“  und einer „Neutralisierung“ durch die Konzilskirche zu schützen, hat das Generalkapitel die beiden wichtigsten Bedingungen vergessen, die Mgr Lefebvre ausdrücklich gestellt hatte: die Bekehrung der Autoritäten der Amtskirche durch ausdrückliche Verurteilung der Konzilsirrtümer und Dispens vom neuen Kirchenrecht

Mgr Lefebvre hatte bekräftigt, daß, selbst wenn uns das modernistische Rom bestimmte Vorbedingungen gewähren sollte, diese nicht ausreichend seien, um ein Abkommen zu schließen. Folgendes hatte er zu Kardinal Ratzinger gesagt: „ Sehen Sie Eminenz, selbst wenn Sie uns einen Bischof zugestehen, selbst wenn sie uns eine gewisse Unabhängigkeit von den Bischöfen zugestehen, selbst wenn Sie uns die ganze Liturgie von 1962 zugestehen, wenn Sie uns zugestehen, die Seminare der Bruderschaft so weiterzuführen wie bisher, können wir nicht mit Ihnen zusammenarbeiten, das ist unmöglich, ja unmöglich, denn wir arbeiten in zwei  entgegengesetzte Richtungen: Sie arbeiten an der Entchristlichung der Gesellschaft, der menschlichen Person und der Kirche, und wir arbeiten an ihrer Christianisierung. Wir können uns nicht einigen.“ (Exerzitien in Ecône, 4. September 1987)  

So setzte Mgr Lefebvre als wesentliche Bedingung für ein Abkommen die Bekehrung Roms voraus,
als er folgende Worte an die vier künftigen Bischöfe richtete: „...im Vertrauen darauf, daß der Stuhl Petri bald durch einen vollkommen katholischen Nachfolger Petri besetzt werden wird, in dessen Hände Sie die Gnaden Ihres Bischofsamtes legen können, damit er sie bestätige.“ (29. August 1987)

Was das Kirchenrecht betrifft, von dem Mgr Lefebvre sagte, es sei „schlimmer als das Assisi-Treffen“, wie könnten wir unsere Identität wahren und den Kampf weiterführen, wenn wir uns den allgemeinen Rechtsvorschriften der Konzilskirche, nämlich dem neuen Kirchenrecht unterwürfen? Sehen unsere Oberen denn nicht, daß das neue Kirchenrecht ausdrücklich zur Umsetzung der Konzilsreformen geschaffen wurde und nicht zur Wahrung der Tradition

6. DAS II. VATIKANUM KANN ÜBERWUNDEN WERDEN!

Um die lehrmäßige Sackgasse zu überwinden, die im II. Vatikanischen Konzil und  im  nachkonziliaren „Lehramt“ zum Ausdruck kommt, haben sie sich überall in ihren Vorträgen, Predigten und Interviews immer wieder bemüht, die Konzilsirrtümer zu verharmlosen, um die Gemüter auf die Versöhnung mit dem konziliaren Rom vorzubereiten.

Haben wir nicht mit Verblüffung gehört, wie Mgr Fellay in einem Interview mit dem Catholic News Service versicherte, daß „das Konzil eine Religionsfreiheit beinhaltet, die tasächlich sehr, sehr begrenzt ist.“?   Und haben wir ihn nicht auch versichern hören, daß die Schlußfolgerung aus den lehrmäßigen Gesprächen mit Rom war, daß „wir sehen, daß vieles von dem, was wir als aus dem Konzil stammend  verurteilt hätten, tatsächlich nicht vom Konzil herrührt sondern vom allgemeinen Verständnis  desselben.“!  Und weiter: „Das Konzil muß in  die große Tradition der Kirche eingefügt werden, muß aus ihrem Inneren heraus und in Verbindung mit ihr verstanden werden. Mit diesen Aussagen sind wir vollkommen einverstanden, vollkommen und absolut einverstanden.“ (11. Mai 2012)

Und der einzige (unvollkommene) bekannte Text der letzten doktrinalen Präambel, den die Oberen im April in Rom vorlegten und den Pater Pfluger in einem Vortrag bekanntmachte, verrät nicht nur den gleichen Wunsch, die Konzilsirrtümer zu verharmlosen, sondern sie gar zu akzeptieren:“...die ganze Tradition des katholischen Glaubens muß Maßstab und Richtschnur zum Verständnis der Lehren des II. Vatikanischen Konzils bilden, welches seinerseits bestimmte Aspekte des Lebens und der Lehre der Kirche erhellt, die bereits mitenthalten, aber noch nicht formuliert worden sind.“ (St. Joseph des Carmes, 5. Juni 2012)

War nicht auch die Tatsache, daß die Oberen das dritte interreligiöse Treffen von Assisi vorbeigehen ließen, ohne es ausdrücklich zu verurteilen, ein aufschlußreiches Zeichen? Sie haben sogar bestimmte Mitglieder der Bruderschaft aufgefordert, keine Verurteilung vorzunehmen.

Noch beunruhigender ist, daß die Verharmlosung der Konzilsirrtümer schon weit zurückzuliegen scheint..., denn Mgr Fellay versicherte bereits 2001 (!) in einem Interview: „Das Konzil anzunehmen bereitet uns keine Schwierigkeiten“ „Es hat den Anschein als ob wir das ganze II. Vatikanum ablehnten. Dabei können wir es zu 95 % annehmen.“ (Schweizer Tageszeitung La Liberté, 11. Mai 2001)

Statt auf die wiederholten Mahnungen zu hören, kein praktisches Abkommen zu schließen, haben die Oberen mit Verachtung und äußerst harten Worten auf den Brief der drei Bischöfe geantwortet... indem sie ihnen unterstellten, sie seien „Sedisvakantisten“ und „Schismatiker“ und sie verwandelten die Irrtümer des II. Vatikanums in „Superhäresien“.

Die Liste würde zu lang, würde man alle Aussagen von Menzingen zitieren, die in Richtung einer Abschwächung der lehrmäßigen Positionen gehen. Auch bei anderen Mitgliedern der Bruderschaft, die für ein Abkommen eintreten, läßt sich eine Abschwächung der Doktrin feststellen. Ich habe gesehen, wie manche Mitbrüder, von denen ich wußte, daß sie das Konzil und die nachkonziliaren Päpste scharf verurteilten, jetzt „entschärfte“ Positionen vertreten und sich sehr für einen Anschluß an das modernistische Rom einsetzen...

7. SCHWERE VERFEHLUNGEN GEGEN DIE KLUGHEIT

Zusätzlich zu den Fehlern, die die Oberen auf dem Gebiet der Prinzipien begangen haben, können wir auch schwerwiegende Fehlurteile feststellen, die die schlimmste und tiefste innere Spaltung mitverursacht haben, die die Bruderschaft je erlebt hat.

Durch unkluge Machenschaften haben sie die Einheit und das Gesamtwohl der Bruderschaft geopfert, um den Anweisungen des modernistischen Roms nachzukommen, wie sie in ihrer Antwort auf den Brief der drei anderen Bischöfe der Bruderschaft bewiesen haben: „Im Interesse des Gesamtwohls der Bruderschaft würden wir es bei weitem vorziehen, die derzeitige Zwischenlösung beizubehalten, aber das duldet Rom offensichtlich nicht länger.“ (14. April 2012)

Mgr Fellay wies auch darauf hin, daß es quasi „unvermeidlich“ sei, daß sich ein Teil der Bruderschaft im Falle eines Abkommens mit Rom nicht anschließen würde: „Ich kann nicht ausschließen, daß es vielleicht zur einer Spaltung [in der Bruderschaft] käme.“ (Interview mit dem Catholic News Service). Er ging auf diese Weise das Risiko einer ernstlichen Spaltung der Bruderschaft ein.

Die Oberen haben es demnach vorgezogen zu handeln, ohne die Warnungen der drei anderen Bischöfe sowie mehrerer Oberer und Mitglieder der Bruderschaft und selbst der uns nahestehenden  Gemeinschaften der Tradition zu beachten, die darum baten, kein rein praktisches Abkommen zu unterzeichnen.

Dieses Verhalten hat viele Mitglieder der Bruderschaft zutiefst schockiert und zu einer internen Spaltung geführt, die den Glauben an die Führungskompetenz der Oberen schwer erschüttert hat.
Auch das Vertrauen innerhalb der uns nahestehenden Gemeinschaften ist nach wie vor sehr schwach. 

8. WER HAT WEN GETÄUSCHT?

Wenn man die Erklärungen (Entschuldigungen?) hört, die die Oberen seit einigen Monaten bezüglich der vermuteten „wahren Gründe“ anführen und die sie zu derart weitreichenden Konzessionen an das modernistische Rom veranlaßt haben, stellt man fest, daß es nicht so sehr die römischen Autoritäten sind, die sie getäuscht haben, sondern daß sie sich selbst getäuscht haben! Daß sie sich unklugerweise entschieden hatten, die Antworten der offiziellen Kanäle des Vatikans in Bezug auf die wahren Ansichten des Papstes außer acht zu lassen und anderen angeblich „inoffiziellen“ Kanälen den Vorzug zu geben, fördert keineswegs ihren Ruf als kluge Vorgesetzte...

Sie haben nicht wahrhaben wollen, daß es sich bei allem, was sie von diesen „inoffiziellen“ Kanälen zu hören bekamen, entweder um Klatsch oder um Manipulation handelte, denn ihr Wunsch nach einem Abkommen war so sehr zu einer „Zwangsvorstellung“ geworden, daß sie schließlich alles glaubten. Wer trägt hier die Schuld? Sie selbst

Wie konnten sie auf einem so wichtigen Gebiet derart leichtfertig handeln? In jeder - auch in einer weltlichen – Institution führt ein derartiges Verhalten unausweichlich zur Entlassung der Verantwortlichen, denn das Vertrauen ist zu stark erschüttert. „Man steht zu seiner Verantwortung“, drohte Pater Pfluger für den Fall, daß kein Abkommen zustande käme.

Wenn sie nicht zurückgetreten sind, dann deshalb, weil sie nach wie vor an ein Abkommen glauben. Sie haben aus ihren Machenschaften noch immer keine Lehre gezogen! Es ist trotz einiger Hindernisse offensichtlich, daß sowohl sie als auch der Vatikan alles tun, um die Gespräche „wieder aufleben“ zu lassen. Der Ausschluß Mgr Williamsons erscheint hier ganz klar als „aufschlußreiches Zeichen“ zur Wiederaufnahme der Gespräche, denn dieser Ausschluß war, zumindest für den Vatikan, eine sine qua non-Bedingung für ein Abkommen.

Darüber hinaus finden wir bei Mgr Fellay einen gravierenden Mangel an praktischem Urteilsvermögen hinsichtlich der falschen Ansichten des Papstes. Wie kann er annehmen, daß Benedikt XVI. bereit sei, uns anzuerkennen „indem er unsere Anerkennung des Konzils außer acht läßt“, wie er ihm im Juni 2012 schrieb? Weiß er denn nicht, daß das Konzil für das modernistische Rom „unverhandelbar“ ist? Ist es Naivität oder verwechselt Mgr Fellay seine Wünsche mit der Wirklichkeit? In jedem Fall verstößt er hiermit auf lehrmäßigem Gebiet schwer gegen die Klugheit.

9. UNGERECHTE VERFOLGUNGSMASSNAHMEN

Und schließlich haben die Oberen, als Gipfel der Blindheit und des Starrsinns auf ihrem Weg zur „Aussöhnung“ mit dem modernistischen Rom, zu ungerechten Verfolgungsmaßnahmen gegriffen, um sowohl innerhalb als auch außerhalb der Bruderschaft jegliche Opposition gegen ein Abkommen auszuschalten. Seither sind wir Zeugen einer ganzen Serie von Einschüchterungen, Abmahnungen, Versetzungen, Verzögerungen von Priesterweihen, Ausschlüssen von Priestern und des Ausschlusses selbst eines unserer Bischöfe geworden!

Unerbittlich werden von ihnen diejenigen verfolgt und ausgeschlossen, die sich ihrem Anschluß an das modernistische Rom widersetzen; gleichzeitig aber versichern sie zynisch, sie wollten weiterhin Widerstand leisten... innerhalb der Amtskirche, sobald sie von dieser anerkannt seien!

Letzten Endes haben sie ein autoritäres Regime, ja eine regelrechte Diktatur innerhalb der Bruderschaft errichtet, um jedes Hindernis aus dem Weg zu räumen, das sich den Plänen ihres Anschlusses an das modernistische Rom entgegenstellt.


So erleben wir, wie Mgr Fellay und seine Assistenten die von unserem Gründer während der Kirchenkrise festgelegten Grundsätze und Ziele der Bruderschaft verändert haben. Sie haben sich über die wichtigen Beschlüsse des Generalkapitels von 2006 hinweggesetzt, das ein praktisches Abkommen ohne vorausgehendes lehrmäßiges Abkommen mit der Amtskirche untersagte. Sie haben sich wissentlich über die Warnungen kluger Personen hinweggesetzt, die ihnen von einem praktischen Abkommen mit dem modernistischen Rom abrieten. Sie haben der Einheit und dem Gesamtwohl der Bruderschaft Schaden zugefügt, indem sie die Bruderschaft der Gefahr eines Übereinkommens mit den Feinden der Kirche aussetzten. Und sie widersprechen sich schließlich selbst, wenn sie das Gegenteil dessen beteuern, was sie noch vor wenigen Jahren gesagt haben.

Sie haben daher das Erbe Mgr Lefebvres verschleudert, ihre Amtspflichten verletzt und das Vertrauen Tausender mißbraucht, auch derjenigen, die ihnen weiterhin vertrauen, obwohl sie von ihnen getäuscht wurden.

Sie haben sich fest entschlossen gezeigt, die Bruderschaft zu einem Abkommen mit unseren Feinden zu führen, koste es was es wolle. Es ist kaum von Bedeutung, ob das Abkommen mit der Konzilskirche noch nicht geschlossen ist, ob es weder in naher Zukunft noch jemals geschlossen wird...die Bruderschaft befindet sich nach wie vor in großer Gefahr, da die Oberen die falschen Grundsätze, von denen sie sich bei ihren zerstörerischen Machenschaften leiten ließen, nicht aufgegeben haben. 

Es schmerzt mich feststellen zu müssen, daß die Oberen, die fälschlicherweise ihr eigenes Urteil und ihre eigenen Beschlüsse mit der Bruderschaft gewissermaßen gleichsetzen, die Bruderschaft schließlich beschlagnahmt haben, so als ob sie ihr Privateigentum wäre, und daß sie dabei vergessen haben, daß sie lediglich auf begrenzte Zeit ernannte Diener sind.

Diese Feststellung ist umso schmerzlicher und besorgniserregender, als man weiß, daß von der Treue der Bruderschaft zu ihrem Auftrag das Heil so vieler Seelen und auch die Erneuerung der ganzen Kirche abhängt. Gott erbarme sich der Bruderschaft!

Pater Juan Carlos Ortiz


17/01/2013

Kommentar zum Vortrag von Mgr de Galarreta in Villepreux


Kommentar zum Vortrag von Mgr de Galarreta
      in Villepreux

     von InDominoSperavi


Übersetzung von Anne-Catherine


Diesen Vortrag muß man sehr genau lesen, denn er bedeutet einen wichtigen Wendepunkt in der Einstellung von Mgr de Galarreta. Darüber hinaus haben wir bemerkt, daß zwei Passagen von DICI gestrichen wurden, die wir uns genauer ansehen werden.  

Am 13. Oktober 2012, hat Mgr de Galarreta in Villepreux einen Vortrag gehalten, in dem er ankündigte, daß er für ein praktisches Abkommen mit Rom eintritt, ohne daß diesem ein lehramtliches Abkommen vorausgeht.


„Was ich Ihnen sagen kann, ist, daß uns die göttliche Vorsehung während des Kapitels auf spürbare Art und Weise beigestanden hat. Es ist alles sehr gut verlaufen, das kann ich Ihnen ganz einfach sagen. Wir haben in Ruhe, frei und offen miteinander reden können.“

Kommentar:

Mgr Williamson wurde aus dem Kapitel ausgeschlossen, aber es ist alles sehr gut verlaufen... Laut Aussage von Pater Pfluger anläßlich seiner Rundreise durch die Vereinigten Staaten hat sich Mgr Tissier de Mallerais in aller Schärfe gegen Mgr Fellay ausgesprochen, aber es ist alles sehr gut verlaufen. Das entspricht nicht der Meinung von Mgr Tissier de Mallerais, der der Meinung war: „Das Generalkapitel war eine Katastrophe; ich habe namentlich unterschrieben, hat er Pater Chazal anvertraut, weil es eine kollegiale Handlung war, aber gewiß nicht, um damit zum Ausdruck zu bringen, daß ich mit dem Inhalt einverstanden war.“ ( War aims )


„Wir haben die entscheidenden Probleme ansprechen können, auch wenn wir die anderen ursprünglich vorgesehen Punkte beiseite lassen mußten. Wir haben uns die nötige Zeit zur Erörterung genommen und unsere Standpunkte verglichen, wie es sich unter Mitgliedern der gleichen Ordensgemeinschaft und der gleichen Armee ziemt. Es gab dabei kein Problem.(...)“

Kommentar:

Die Feststellung, daß es kein Problem gab, ist falsch. Sie ist umso falscher als Sie, Monseigneur, selbst sagten, man müsse die Büchse der Pandora schnell wieder schließen. Noch vor nicht allzu langer Zeit waren Sie überzeugt, daß es ein sehr großes Problem gab. Was ist inzwischen geschehen? Was hat man Ihnen gesagt, was Sie dazu hat bringen können, Ihre Meinung zu ändern? Wir möchten es gern wissen, um die Falle öffentlich aufzudecken zu können...


„Das Kapitel ist demnach so verlaufen, und ich glaube, daß wir dort wirklich nützliche Lehren aus den Prüfungen, die wir durchmachen mußten, gezogen haben, auch wenn es nicht perfekt ist.“

Kommentar:

Interessant ist die Feststellung, daß Mgr de Galarreta sagt, daß das Kapitel nicht perfekt war. Das sind andere Töne als die von DICI, das einen sehr lobenden Artikel über die Erklärung des Kapitels mit folgendem Titel gedruckt hat: Wir freuen uns über diese Klarheit. 


„Abgesehen von dieser äußerst wichtigen und umfangreichen Diskussion haben wir Bedingungen festgelegt, die eventuell eine kanonische Normalisierung möglich machen könnten. Und wenn Sie über das, was getan wurde, genau nachdenken, dann haben wir aus der ganzen lehrmäßigen und liturgischen Frage eine praktische Bedingung gemacht.“


Kommentar:

Der rot gedruckte Teil dieses Zitates ist außergewöhnlich: lesen Sie noch einmal genau nach. Mgr de Galarreta greift hier zu einem wahren Taschenspielertrick, auf den selbst einige von uns hereinfallen könnten. Er setzt als selbstverständlich voraus, daß das Prinzip: kein praktisches Abkommen ohne lehrmäßiges Abkommen in die erste der praktischen Bedingungen aufgenommen wird und daß wir daher gewonnen haben.

Lassen Sie uns nachdenken und die Begriffe noch einmal erläutern: Was ist ein lehrmäßiges Abkommen mit Rom? Bedeutet ein lehrmäßiges Abkommen mit Rom die Erlaubnis von Rom, die richtige Lehre zu predigen? NEIN. Ein „lehrmäßigs Abkommen“ mit Rom bedeutet, daß wir uns mit Rom über die Lehre einig sein müssen, d. h. um ein Abkommen zu unterschreiben, müssen wir die gleiche Lehre haben wie Rom, was etwas ganz anderes ist... Ein lehrmäßiges Abkommen mit Rom ist daher ein Synonym für die Bekehrung von Rom. Das ist es, was wir verlangen. Die Erlaubnis, die Lehre zu predigen als sine qua non-Bedingung zu stellen, heißt überhaupt nicht, mit Rom lehrmäßig übereinzustimmen. Und daher entspricht das Prinzip: kein praktisches Abkommen ohne lehrmäßiges Abkommen absolut nicht der Bedingung Nr. 1, wie Mgr de Galarreta geschickt suggeriert.


„Wie ich Ihnen bereits sagte, ist das sicher nicht perfekt. Wir haben selbst kurz danach gesehen, daß die Unterscheidung zwischen sine qua non-Bedingungen und wünschenswerten Bedingungen nicht sehr angemessen, nicht wünschenswert war. Und tatsächlich gibt es unter den Bedingungen, die wir als wünschenswert angegeben haben, auch sine qua non-Bedingungen, aber eher praktischer, kirchenrechtlicher, konkreter Art.“ (...) Rom war bereit, [die wünschenswerten Bedingungen, und die meisten] zu gewähren, selbst jetzt noch.“

Kommentar:

Mgr de Galarreta setzt hier das fort, was bereits beim Vortrag von Mgr Fellay in Ecône am  7. September 2012 durchgesickert war. Die sechs Bedingungen des Rundschreibens von Pater Thouvenot dürften nicht mehr in sine qua non-Bedingungen und wünschenswerte Bedingungen unterteilt werden. Alle, oder wenigstens bestimmte andere wünschenswerte Bedingungen sollten zu sine qua non-Bedingungen werden.

Herr Pater Schmidberger ist allerdings nicht dieser Meinung. In seinem Interview vom 18. September 2012, zehn Tage nach dem Vortrag von Ecône, hat er sich beeilt, die Dinge richtigzustellen, ohne jedoch diesen Anschein zu erwecken:

„Ich meine, daß wir uns auf die wichtigen Punkte konzentrieren können, die wir unbedingt von Rom erbitten werden müssen, wenn es zu einer Normalisierung kommen soll. Das sind vor allem drei Punkte : erstens, daß wir auch weiterhin gewisse Irrtümer des II. Vatikanischen Konzils an den Pranger stellen, d. h. offen darüber reden dürfen; zweitens, daß wir ausschließlich die liturgischen Bücher von 1962, insbesondere das Missale, benutzen dürfen; und drittens, daß in der Bruderschaft immer ein Bischof aus unseren Reihen seinen Platz haben muß.“ Es herrscht also Uneinigkeit unter den Abkommensbefürwortern; da sind zum einen diejenigen, welche die sechs Bedingungen ändern wollen, zum anderen diejenigen, die sich an den ursprünglichen Text halten wollen.

Wir können also feststellen, daß die Bruderschaft St. Pius X. nicht mehr einer Meinung ist.
Seit dieser Krise vertritt jeder eine andere Meinung. Mgr Galarreta ist in seinen Aussagen zwar etwas traditionalistischer als DICI oder Pater Pfluger, aber damit können wir uns nicht zufriedengeben.

[Was die ersten beiden sine qua non-Bedingungen angeht], so sagt Mgr de Galarreta: „ Es ist ganz klar, daß darin alles enthalten ist.“ 

Kommentar:

Mgr de Galarreta meint also, daß wir, wenn wir die Liturgie von 1962 (2. Bedingung) beibehalten und wenn wir das Recht haben, die Irrtümer des II. Vatikanums, des nachkonziliaren Lehramtes und diejenigen, die sie verbreiten, zu kritisieren (1. Bedingung), im Falle eines praktischen Abkommens vollkommen abgesichert sind.

Zunächst können wir uns noch einmal die Worte von Monseigneur Lefebvre anhören (das Video hat eine Länge von 2 Minuten),  die Antwort geben auf  das Argument der 2. Bedingung und teilweise auch auf andere Argumente: „Selbst wenn Sie uns die ganze Liturgie von 1962 gewähren etc.“

Was die 1. Bedingung angeht, so genügt es, sich folgendes in Erinnerung zu rufen: Die Petrus-Bruderschaft, Campos und Dom Gérard, alle haben sie gesagt, sie würden den Irrtum bekämpfen... Aber wie stehen sie jetzt zum II. Vatikanum und zur neuen Messe... Das Institut zum Guten Hirten, das sich vor der Unterordnung etwas widerspenstiger gezeigt hatte, ist jetzt zerrüttet. Die Konzilskirche hat ihm durch den Mund von Mgr Pozzo zu verstehen gegeben, daß es  Fortschritte machen müßte.

Mgr Lefebvre sagte bezüglich Dom Gérard folgendes: „Wenn sie sagen, daß sie nichts aufgegeben haben, so ist das falsch. Sie haben die Möglichkeit aufgegeben, sich gegen Rom aufzulehnen. Sie können jetzt nichts mehr sagen; sie sind aufgrund der ihnen gewährten Vergünstigungen zum Schweigen verurteilt.“ (Fideliter Nr. 79, S. 4-5) Mgr Lefebvre hatte das richtig gesehen. Seither hat Dom Basile Valuet von Le Barroux eine Abhandlung geschrieben, in der er das II. Vatikanische Konzil verteidigt.

- Ja, aber wir werden uns anders verhalten, Sie werden sehen, wie fest wir bleiben werden...

- Sehr gut! Dann sollen aber die Generäle (um den Ausdruck Mgr Tissier de Mallerais zu verwenden), bevor sie den Papst kritisieren, zunächst einmal die ungeheuerlichen Aussagen des Generaloberen kritisieren, die Pater Chazal in seinem Text Ich entschuldige das Konzil aufgedeckt hat. Wenn sie davor Angst haben, wie kann man dann glauben, daß sie es wagen werden, den Papst zu kritisieren?

- Ja aber, man kritisiert doch nicht den Oberen. Das ist revolutionär.

- Sehr gut! Kann man uns dann vielleicht erklären, inwieweit es weniger revolutionär sein wird, in unserem künftigen römischen Radiosender und in den Palästen, die uns vielleicht von Rom versprochen wurden, den Papst zu kritisieren?

Die Generäle sollten denjenigen Priestern der FSSPX, die Assisi III verteidigen, indem sie sagen, daß es so schlecht doch nicht war, eine strenge Rüge erteilen. Pater Celier, der die Deutung des sozialen Königtums Jesu Christi stark abschwächt, sollte auf eine Kaplanstelle versetzt werden statt Schlüsselpositionen einzunehmen. Und DICI sollte aufhören, die vom Papst verursachten Skandale zu vertuschen...

Alle Generäle haben Urlaub genommen und kritisieren nicht einmal die Irrtümer innerhalb ihrer eigenen Kongregation. Wir vertrauen daher nicht darauf, daß sie die Irrtümer künftig korrigieren werden.

In seinem Vortrag zitiert Pater Girouard Papst Benedikt XVI., der erklärt, er wolle uns an das konziliare Rom anbinden, um unsere Einstellung zu ändern, wie es bei den Ecclesia Dei-Gemeinschaften der Fall war. (Min. 1:18:35)


Monseigneur de Galarreta bedient sich jetzt eines weiteren Taschenspielertricks; schauen Sie genau hin. Er kommentiert die erste sine qua non-Bedingung:

Ich glaube, man kann schwerlich noch etwas hinzufügen. Alles ist bereits enthalten. Es geht um die Freiheit,  die Irrtümer öffentlich zu bekennen und zu bekämpfen, um die Freiheit, die geleugneten oder unterschlagenen Wahrheiten öffentlich zu lehren, aber auch darum, uns öffentlich denjenigen zu widersetzen, die diese Irrtümer verbreiten, auch wenn es sich dabei um kirchliche Autoritäten handelt.

Welche Irtümer? Die modernistischen und liberalen Irrtümer, die des II. Vatikanischen Konzils und der daraus hervorgegangenen Reformen oder die der Auswirkungen des Konzils auf Lehramt, Liturgie und Kirchenrecht. Alles ist darin enthalten. Selbst öffentlicher Widerstand  gegen das neue Kirchenrecht bis zu einem gewissen Grad, insoweit es vom kollegialen, ökumenischen und personalistischen Geist durchdrungen ist...“

Kommentar:

Das ist außerordentlich geschickt. Ich wiederhole noch einmal, daß selbst einige von uns darauf hereinfallen können. Durch diesen scheinbar energischen Satz macht Mr de Galarreta zum ersten Mal einen revolutionären Kurswechsel in der Bruderschaft St. Pius X. gültig: Das neue, von Mgr Lefebvre verurteilte Kirchenrecht (der Erzbischof sagte, es sei schlimmer als die neue Messe) wird von nun an offiziell von der Bruderschaft anerkannt, selbst wenn bestimmte Paragraphen abgelehnt werden. Wenn man das neue Kirchenrecht bis zu einem gewissen Punkt ablehnen muß, heißt das doch, daß man die Paragraphen annehmen muß, die unproblematisch sind...Wer entscheidet, welche Paragraphen anzunehmen und welche abzulehnen sind? Wer stellt die neuen Regeln auf, die ab jetzt für die Bruderschaft gelten? Wo ist das vermerkt? Jetzt herrschen Willkür und Verschwommenheit. Als geschickter Diplomat hat Mgr Fellay diese schreckliche Nachricht von Mgr de Galarreta verkünden lassen.

[Was die zweite Bedingung angeht, d. h. die Liturgie und die sakramentale Praxis von 1962 beizubehalten:] „Und dort haben wir bestimmte Aspekte der sakramentalen und kanonischen Praxis mit eingeschlossen, die wir benötigen, um in einem Fall, der weiterhin mehr oder weniger modernistisch wäre, praktische und wirkliche Freiheit zu haben, falls es es zu einem Abkommen oder einer Anerkennung käme. Wir werden, falls notwendig, Priester nachweihen, wir werden nachfirmen, und was die Ehe angeht, werden wir selbstverständlich bestimmte neue Nichtigkeitsursachen nicht anerkennen.“

Kommentar:

Gegen den letzten Satz, der der Tradition entspricht, läßt sich nichts einwenden. Aber leider ist er nur da, um ein Gegengewicht zu dem furchtbaren Eingeständnis zu bilden, das wir oben unterstrichen haben. Mgr de Galarreta gesteht uns also hier, daß er seine Meinung geändert hat und daß er nichts einzuwenden hat gegen ein praktisches Abkommen ohne lehrmäßiges Abkommen mit denjenigen, die „mehr oder weniger modernistisch“ sind.


„Dann gibt es in den sine qua non-Bedingungen die Zusicherung mindestens eines Bischofs. Sie sehen, wie ich Ihnen schon sagte, daß das nicht perfekt ist. Aber wir sind uns in der Bruderschaft wirklich alle einig, daß wir mehrere Weihbischöfe verlangen müssen, eine Prälatur und die Unabhängigkeit von den Bischöfen.“ [Anm. d. Red.: merkwürdigerweise hat DICI „vergessen“, die von uns rot gedruckten Worte zu übertragen. Warum wohl? Weil DICI, d. h. Pater Lorans, genau wie Pater Schmidberger, sehr wahrscheinlich gegen die sechs sine qua non-Bedingungen ist. DICI hält sich an den schriftlichen Text mit den sechs Bedingungen, der nur drei sine qua non-Bedingungen enthält. Mgr de Galarreta wird also von DICI der Zensur unterworfen. Wir werden später sehen, daß die Zensur damit nicht endet...]


Wir sind uns alle einig. Da gibt es kein Problem. Es war vorher kein Problem und es ist auch jetzt keins. Man soll also da nicht kleinlich sein. Der Unterschied besteht darin, daß wir klar definiert haben, was ein Problem war, weil es nicht definiert war und weil seitens Rom eine Doppeldeutigkeit vorlag.“

Kommentar:

Dieser Kommentar der dritten sine qua non-Bedingung ist unglaublich leichtfertig und läßt intellektuelle Schärfe vermissen. Es läuft darauf hinaus, zu sagen: wir haben alle „schwarz“ geschrieben, aber in Wirklichkeit sind wir uns alle einig, daß wir „weiß“ brauchen. Es fällt uns schwer, das nicht als Lüge zu deuten. Die Lüge ist in der Tat offensichtlich, denn wir wissen, daß über die sechs Bedingungen abgestimmt wurde. Das heißt also, daß die Mehrheit des Kapitels diese schlechte Bedingung gewollt und dafür gestimmt hat. Es ist daher falsch, zu behaupten, daß sich alle über das Gegenteil dieser Bedingung einig seien.

Es ist empörend, daß Mgr de Galerreta uns für „kleinlich“ hält, wenn wir über diese Dinge reden. Es handelt sich im Gegenteil um ein äußerst ernstes Thema, denn es umfaßt zwangsläufig die häufige Bevormundung durch die Konzilsbischöfe, die unsere Firmungen vornehmen werden und die daher, zumindest bei dieser Gelegenheit, bei uns ihre Irrtümer verkünden werden. Das schließt ein, daß unsere Kinder Kontakt zu manchmal mehr als fragwürdigen Persönlichkeiten haben werden. Man wird dem Bischof auch sagen müssen: „Wir haben kein Vertrauen zu Ihrem Chrisam auf Erdnußölbasis; die Materie Ihrer Sakramente ist nicht einwandfrei; nehmen Sie unseren Chrisam auf Olivenölbasis.“

[Mgr de Galarreta fährt fort und erklärt, daß, sollte Rom uns aufgrund dieser Bedingungen einen interessanten Vorschlag machen, ein beschlußfassendes Kapitel einberufen wird.] Beschlußfassend heißt, daß die von der absoluten Mehrheit getroffene Entscheidung, d. h. die Hälfte + 1, was uns vernünftig scheint, daß diese Entscheidung für die Bruderschaft verbindlich wird. Denn es ist fast unmöglich, daß die Mehrheit und der Generalobere der Bruderschaft – nach einer offenen Diskussion und einer gründlichen Untersuchung aller Gesichtspunkte und aller näheren Umstände – es ist undenkbar, daß sich die Mehrheit in einer Angelegenheit irrt, die große Klugheit gebietet. [VON DICI WEGGELASSEN:] Und wenn durch Zufall das Unmögliche eintreten sollte, nun, dann werden wir auf jeden Fall das tun, was die Mehrheit beschließt.

Kommentar:

Man versteht leicht, warum DICI diesen allzu progressistischen Satz absichtlich nicht übertragen hat. Dieser Satz ist furchtbar. Wir danken Gott, daß er es zugelassen hat, daß Mgr de Galarreta ihn aussprach, nicht weil wir uns über das Böse freuen, sondern weil wir hier allen klar vor Augen führen können, daß dieser Bischof, den wir doch schätzen, absolut nicht mehr vertrauenswürdig ist. Hier wird eine Erklärung der Rechtmäßigkeit des Prinzips des allgemeinen Willens (volonté générale) abgegeben, der jetzt vorherrschen soll. Man strebt nicht mehr nach der Wahrheit. Was zählt, ist das, was die Mehrheit denkt.  
Gott sei Dank hat Monseigneur Lefebvre, der allein gegen die Gesamtheit der Bischöfe aus aller Welt stand, diesen Rat Mgr de Galarretas nach dem II. Vatikanischen Konzil nicht befolgt.


„...wir haben uns gesagt: Angenommen, es gäbe zunächst keine Umkehr von Rom, eine Rückkehr eines künftigen Papstes zur Tradition, zur Theologie, zu den Ursprüngen, zum Glauben, zur Lehre. Nehmen wir an, der Papst ließe in einem solchen Fall die Tradition zu, unter welchen Bedingungen könnten wir in einem solch fraglichen Fall dann eine kanonische Normalisierung erreichen? Und zwar in Hinsicht auf das unermeßlich Gute, das wir bewirken können!  Das dürfen wir nicht leugnen.“


Kommentar:

Als Antwort auf dieses Argument zitiert Herr Pater Girouard (Minute 1:21:10 im Video) den Katechismus von Pater Gaudron, in dem steht, daß die Ecclesia Dei-Gemeinschaften von den Bischöfen verfolgt werden und daß auch wir verfolgt würden; Mgr Fellay sagt nämlich in seinem Interview in DICI vom 8. Juni, daß uns von seiten der Bischöfe, die die Eröffnung sämtlicher neuer Kapellen verbieten könnten, Einschränkungen auferlegt würden.

Und so würde, ganz im Gegenteil, der Wirkungsbereich unseres Apostolats eingeschränkt.

Außerdem hat Mgr Lefebvre gesagt (Fideliter Nr. 70): „Von welcher Kirche ist überhaupt die Rede? Wenn es die Konzilskirche ist, so müßten wir, die wir sie 20 Jahre lang bekämpft haben, weil wir die katholische Kirche wollen, in diese Konzilskirche eintreten, um sie angeblich katholisch zu machen. Das ist völlig illusorisch. Nicht die Untergebenen prägen die Oberen, sondern die Oberen prägen die Untergebenen.“

„Wir haben genau festgelegt, unter welchen Bedingungen wir hinsichtlich des Glaubens und des Kampfes für den Glauben gänzlich abgesichert werden könnten.“


Kommentar:

Die Bedingungen sind nicht genau festgelegt. Mgr de Galarreta widerspricht sich selbst, denn er wiederholt imVortrag mehrmals, daß die Bedingungen nicht perfekt sind. Man weiß nicht, welche sine qua non sind und welche nicht, denn Mgr de Galarreta drückt sich diesbezüglich nicht klar aus. DICI und Pater Schmidberger handeln im Sinne der alten (schriftlichen!) Formulierung des Briefes vom 18. Juli an die Distriktoberen. Die dritte furchtbare Bedingung nur eines Bischofs wird laut Mgr de Galarreta nicht gelten. Er behauptet, alle seien sich einig, daß es mehrere Bischöfe geben wird. Wenn sich alle einig sind, müssen die sechs Bedingungen geändert werden: es muß schriftlich festgelegt werden, daß alle sine qua non werden und die Anzahl der geforderten Bischöfe muß geändert werden. Monseigneur, diese Bedingungen sind wahrlich weder ernsthaft noch genau festgelegt; Ihr Vortrag beweist das genaue Gegenteil.

P.S.: Was uns betrifft, so wären die sechs Bedingungen, selbst wenn alle sine qua non würden, keinesfalls ausreichend, selbst nicht mit vier Bischöfen statt einem, denn die einzig richtige Voraussetzung für ein Abkommen lautet: kein praktisches Abkommen ohne Bekehrung von Rom, laut den von Mgr Lefebvre festgelegten Kriterien: Fideliter 66, S. 12-14, zitiert in diesem Artikel. Das Generalkapitel von 2006 hat übrigens auf dieser Grundlage gearbeitet.


„Nehmen wir an, es gäbe künftig einen Papst (...), der in seiner Theologie, seinem Denken und seinem Herzen nicht modernistisch wäre und der wirklich zur Tradition zurückkehren wollte (...) Falls dieser Papst weder die Überzeugung, noch die Kraft oder die Mittel hätte, um die Kirchenkrise und die Glaubenskrise zu überwinden, so könnte er sich unser als Stoßtrupp bedienen. Er könnte uns sehr wohl die von uns geforderten Bedingungen gewähren, damit wir als Speerspitze diesen Abszeß aufbrechen könnten.


Kommentar:   

Die Vorstellung, ein modernistisches und freimaurerisches Kardinalskollegium würde eines Tages einen Papst wählen, der zur Tradition zurückkehren will, ist utopisch. Und angenommen sie täten es wirklich oder der Papst bekehre sich nach seiner Wahl, so würde er ermordet wie Johannes Paul I. Die Vorstellung eines traditionalistischen Papstes angesichts von 5000 modernistischen Bischöfen ist kurios und derzeit kaum von Belang. Hier lebt das  trügerische Bild von Benedikt XVI weiter, er sei ein traditionalistischer Papst, aber von schlechten Mitarbeitern umgeben.

Wenn wirklich ein von solchem Geist beseelter Papst käme, brauchte man keine Bedingungen mehr zu stellen. Er würde die schlechten Mitarbeiter entlassen und die ganze Bruderschaft in Schlüsselpositionen einsetzen. Die Kurie würde dann aus Mitgliedern der Bruderschaft bestehen.


„Übrigens, wenn Sie einmal genau nachdenken: falls ein Papst uns das ein Tages zugesteht, dann ist er es doch, der den ersten Schlag gegen die Festung des II. Vatikanums und der Konzilskirche führt, denn er gäbe ja dann bereits zu, das das Konzil Fehler enthält und daß man es zurückweisen kann und zur Tradition zurückkehren muß.


Kommentar:

Uns scheint, daß der Papst ebensowenig einen Schlag gegen das II. Vatikanum führen würde, wie er ihn geführt hat, als er die Ecclesia Dei-Gemeinschaften anerkannte. Das Beispiel der Ecclesia Dei-Gemeinschaften, die alle weiterhin die Irrtümer anprangern wollten und von denen keine standgehalten hat, die bereits zitierten Auszüge aus dem Vortrag von Pater Girouard und das Zitat von Mgr Lefebvre aus Fideliter Nr. 70 („es sind nicht die Untergebenen, die die Oberen prägen...“) zeigen uns, daß die erste Bedingung gar nichts ändern und die FSSPX in keiner Weise vor der modernistischen Ansteckung schützen würde.


Es gilt nicht nur den Glauben zu bewahren und zu bekennen. Es geht um die Barmherzigkeit, um die Liebe, um Klugheit, um Stärke, es geht um die Liebe zur heiligen Kirche. Wir sind katholisch und wir  wollen ganz katholisch bleiben und dazu genügt es nicht, den Glauben zu bewahren.


Kommentar:

Mgr de Galerreta kommt hier auf das Schreckgespenst des Sedisvakantismus zurück, der uns unter Umständen drohe. Wir sind nicht sedisvakantistischer als Mgr Lefebvre, der z. B. in seiner Erklärung vom 21. November 1974 sagte: „Wir hängen mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele am katholischen Rom, der Hüterin des katholischen Glaubens und der für die Erhaltung dieses Glaubens notwendigen Traditionen, am ewigen Rom, der Lehrerin der Weisheit und Wahrheit.

Wir lehnen es hingegen ab und haben es immer abgelehnt, dem Rom der neo-modernistischen und neo-protestantischen Tendenz zu folgen, die im II. Vatikanischen Konzil und nach dem Konzil in allen Reformen, die daraus hervorgingen, klar zum Ausdruck kam.“


Bitten wir vor allem heute, am Samstag, den 13.Oktober, am Jahrestag der Erscheinung in Fatima, als das Sonnenwunder stattfand, die Heilige Jungfrau, uns die Gnade zu gewähren, am wahren Glauben, am Kampf für den Glauben, aber auch am wahren Geist der Kirche festzuhalten, daß wir täglich treuer zur Gnade und zu Gott stehen und daß wir den Anforderungen der Heiligkeit in dieser Zeit genügen.“

Kommentar:

Das Sonnenwunder ist eine eindeutige Warnung vor dem, was uns bevorsteht, wenn wir Gott beleidigen. Die Tatsache, daß Mgr de Galarreta offiziell gerade an diesem Tag den guten Kampf aufgibt, erscheint uns wie eine Warnung des Himmels. Gottes Zorn wird noch zunehmen. Wir haben jedoch die Gewißheit, daß nach der Strafe, die Christus Schwester Lucia von Fatima in Rianjo angekündigt hat, der Himmel endgültig siegen wird. Bewahren wir das Vertrauen in Gott, unseren allmächtigen Herrscher, ganz gleich was geschieht und trotz der Abtrünnigkeit.


Wir kommentieren jetzt einige Passagen vom Anfang des Vortrages, denn einige sehr schöne  Gedanken aus der Einleitung werden in der zweiten Hälfte des Vortrages widerrufen.

„Ich bin der Meinung, daß wir die übernatürliche Sicht auf den Glaubenskampf bewahren müssen.“

Kommentar:

Damit sind wir ganz einverstanden, es scheint uns aber, daß Mgr de Galarreta diese übernatürliche Sicht verliert. Tatsächlich strebt er ja eine kanonische Regelung durch Personen an, die für den Verlust Tausender Seelen pro Tag verantwortlich sind und die nicht für Gott arbeiten. Aus übernatürlicher Sicht ist es abwegig, sich unter die Autorität jener zu stellen, die sich wahrhaft wie Feinde Christi verhalten.


„In diesem Erdenleben kämpfen wir um die Krone des ewigen Lebens. Sie dürfen daher nicht aufgeben, denn ein Christ, ein Katholik weiß, daß der Kampf, denn es handelt sich tatsächlich um einen Kampf, in diesem Leben geführt werden muß.“

Kommentar:

Diese Gedanken sind sehr schön, aber wenn sie wirklich die unseren sind, kann sich Mgr de Galarreta mit seiner neuen Einstellung dann noch darauf berufen? Einem Abkommen mit Rom zuzustimmen, heißt das nicht abzurüsten? - Nein, wird uns Mgr de Galarreta zur Antwort geben, denn dank der ersten sine qua non-Bedingung können wir die Irrtümer entschlossen bekämpfen! Wir haben weiter oben gezeigt, wie trügerisch dieses Argument ist.

„Und es gibt die beiden Geisteshaltungen, die beiden Staaten. Wir müssen uns auf diesen unvermeidlichen Kampf einlassen und ihn weiterführen.“

Kommentar:

Wie kann man den Kampf des Gottesstaates weiterführen, wenn man sich unter die Führung der modernistischen Bischöfe und eines noch teilweise modernistischen Papstes begibt, die den Rauch Satans in die Kirche eindringen lassen?

„Man darf auch bestimmte Dinge nicht dramatisieren. Ein Drama wäre es, wenn wir vom Glauben abfielen. Aber es muß über die Zweckmäßigkeit, über die Klugheit, über dieses und jenes diskutiert werden. Es gibt unterschiedliche Temperamente und Situationen.

Kommentar:

Pater Chazal und Pater Pfeiffer haben ganz im Gegenteil bewiesen, daß es um den Glauben geht. Man muß beispielsweise Ich entschuldige das Konzil von Pater Chazal und den sehr guten Artikel von Arsenius Das Problem ist der Glaube und es ist schwerwiegend lesen.

Ich entschuldige das Konzil (auf franzözisch)

Das Thema der letzten Predigt von Pater Pfeiffer ist übrigens: Die neue Theologie der Bruderschaft St. Pius X

Mgr de Galarreta führt also das ganze Zerwürfnis, das die Bruderschaft seit letzten April erschüttert, auf unterschiedliche Temperamente zurück, obwohl doch klar bewiesen ist, daß es sich um ein Glaubensproblem handelt... Lesen wir noch einmal den Brief der drei Bischöfe an Mgr Fellay; einer dieser drei Bischöfe war Mgr de Galarreta!

„Es gibt auch Leidenschaften, selbst bei uns. Aber in diesen Fragen darf man nicht kleinlich sein. Man muß auf das Wesentliche achten. Und meiner Meinung nach haben wir die Krise wirklich überwunden.Wir haben sie überwunden und zwar so, wie es sich gehört. (...)

Kommentar:

Es geht nicht um Leidenschaften, sondern um Vernunft. Wir haben von Beginn an für unseren Standpunkt Beweise erbracht. Wir sind nicht „kleinlich“, wenn wir feststellen, daß die Erklärung des Kapitels doppeldeutig ist und daß die sechs Bedingungen verheerend sind. Wir haben den Beweis dafür:

Wann ist man kleinlich? Wenn man Kleinigkeiten bestreitet, die keine Auswirkungen haben. Ist es eine Kleinigkeit ohne Auswirkung, wenn man die Bruderschaft der Führung eines modernistischen
Papstes und dem Einfluß teilweise sehr schlechter Bischöfe unterstellt?

Ennemond, der Administrator des Forums Fecit, versicherte am 21. September 2012, daß „Mgr de Galarreta  im Einvernehmen mit dem Generalhaus handelt“. Da Ennemond gut informiert ist, können wir ihm in diesem Punkt vertrauen.

Machen wir uns jetzt einmal Gedanken über die Zukunft. Mgr de Galarreta hat versichert, daß die Einheit wiederhergestellt worden sei und daß es keine Probleme mehr gäbe. Abgesehen von Mgr Tissier de Mallerais, dessen Einstellung wir kennen, meinen wir, daß das im Grunde genommen
stimmt, zumindest was die überwältigende Mehrheit der Mitglieder des Kapitels betrifft, denn es hat niemand protestiert. Auch Pater Morgan, der als Abkommensgegner gilt, fand die Erklärung des Kapitels sehr gut... Wie ist es vor diesem Hintergrund um die Zukunftsaussichten für die Bruderschaft bestellt? Auf mehr oder weniger lange Sicht ist ein Abkommen unvermeidbar. Zum Glück haben einige das vorausgesehen und so werden „die Rettungsboote“ gebaut, wie Pater Chazal es ausdrücken würde.