16/02/2013

Anmerkungen zu einem Communiqué von Menzingen


     Anmerkungen zu einem Communiqué von Menzingen
Übersetzung von Anne-Catherine
 




Das Generalhaus der Priesterbruderschaft St. Pius X. hat am 11. Februar ein Communiqué zu dem am gleichen Tag angekündigten Rücktritt Papst Benedikts XVI. veröffentlicht. Dieser Text ist insofern interessant, als er die neue Geisteshaltung der Oberen der Bruderschaft gut widerspiegelt.

- „Trotz der lehrmäßigen Divergenzen“: der Ausdruck ist schwach; es ist nicht einmal die Rede von schweren oder tiefgehenden Divergenzen. Mgr Lefebvre hat sich klarer ausgedrückt; er sprach von „Opposition“ („wir können uns nicht verstehen... wir prallen aufeinander“).

- „Der Heilige Vater hat den Mut gehabt, daran zu erinnern, daß das überlieferte Meßopfer nie abgeschafft war sowie die Wirkungen der kanonischen Strafen gegen unsere Bischöfe aufzuheben“: Schon wieder diese zwischen 2007 und 2009 aufrechterhaltene Unklarheit im Hinblick auf die beiden „Vorbedingungen“. Man will nicht offen zugeben, daß Benedikt XVI. auf unsere Bitten nicht eingegangen ist, als er die katholische Messe und die „Bastardmesse“ (dixit Mgr Lefebvre) als zwei Formen des gleichen Ritus darstellte und als er die Aufhebung der „Exkommunikationen“ gewährte, obwohl wir die Rücknahme des Dekrets verlangt hatten. 
 
Mgr Lefebvre hatte bereits gewarnt: „Was wie ein Zugeständnis erscheinen könnte, ist in Wirklichkeit ein Manöver.“ (13. Dezember 1984).

- „Sie (die Bruderschaft) drückt ihm ihre Dankbarkeit aus für die Stärke und die Beständigkeit, die er ihr gegenüber bewiesen hat“: Kardinal Ratzinger und später Benedikt XVI. hat seit langem vor allem Beständigkeit gezeigt - Mgr Lefebvre konnte ein Lied davon singen - bei dem Versuch, die Bruderschaft in den Schoß der Konzilskirche zurückzuführen. 

Ist es angebracht und annehmbar, einem Papst „seinen Dank auszudrücken“ , der so viele Synagogen, Moscheen und evangelische Gotteshäuser besucht hat? Einem Papst, der seinen Vorgänger traurigen Angedenkens „seliggesprochen“ hat und der den Greuel von Assisi wiederholt hat? (Man weiß jedoch, daß der Generalobere diese beiden schlimmen Vorgänge vor den im Februar 2012 in Flavigny versammelten Prioren relativiert hat.) Einem Papst, der in den vergangenen Jahren so geschickt zu Werke gegangen ist, daß unsere Bruderschaft heute die schlimmste Krise seit ihrer Gründung durchmacht und man sich fragt, wie sie sich davon wieder erholen kann? Benedikt XVI. kann, ganz abgesehen von seinen Absichten, objektiv als unser Feind Nummer Eins betrachtet werden: Da er uns seit langem kennt, hat er die Naivität und die Unbedachtsamkeit unserer Oberen mit „Stärke und Beständigkeit“ auszunutzen gewußt.

- „Und versichert ihn ihrer Gebete für die Zeit, die er der inneren Sammlung widmen möchte.“ :
Wollen wir hoffen, daß er die Zeit auch dazu nutzt, Buße zu tun und über die ungeheure Verantwortung nachzudenken, die er für die derzeitige Lage der Kirche trägt.

- „In der Nachfolge ihres Gründers, Mgr Marcel Lefebvre, bekräftigt die Priesterbruderschaft St. Pius X. erneut ihre Verbundenheit mit dem ewigen Rom...“: das Generalhaus übernimmt im wesentlichen den Beginn der Grundsatzerklärung vom 21. November 1974, läßt aber (sicher um sich kurz zu fassen?) den folgenden Satz weg: „Wir lehnen es hingegen ab und haben es immer abgelehnt, dem Rom der neo-modernistischen und neo-protestantischen Tendez zu folgen.“ Pater Ortiz hat zu recht festgestellt, daß die neue Haltung der Oberen sich „mehr durch das verrät, was sie über die Konzilsautoritäten durch Weglassen nicht sagen als über das, was sie sie von ihnen sagen.“ Diese Haltung besteht (noch) nicht darin, die Krise zu leugnen, aber darin, sie in rosarotem Licht zu sehen und sentimentale Communiqués zu verfassen.

- „Sie (die Bruderschaft) drückt aufs neue ihr Verlangen aus, nach Kräften ihren Beitrag zur schweren Krise zu leisten, die die Kirche erschüttert“ : In seiner Hast, Benedikt XVI. zu danken, hat das Generalhaus tatsächlich geschrieben, „seinen Beitrag zur Krise zu leisten“ . Der Text wurde nachträglich korrigiert im Sinne, zu helfen, die Krise zu überwinden, aber der ursprüngliche Fehler ist aufschlußreich: Die gefährliche Schwächung der Bruderschaft, die hauptsächlich dem Kurswechsel Menzingens zu verdanken ist, trägt tatsächlich zur Kirchekrise bei und ist nicht ihr geringster Aspekt.

- Kehren wir zum Angang des Communiqués zurück: „Die Priesterbruderschaft St. Pius X. hat die unerwartete Ankündigung des Rücktritts von Papst Benedikt XVI. zur Kenntnis genommen.“ Viele Priester und Gläubige der Bruderschaft hoffen, daß dieses von ganz oben gegebene Beispiel unsere Oberen (zur Nachahmung) anregt. Wenn „man nicht mehr genau weiß, wo das Bremspedal ist“ (Mgr Fellay am 4. Mai 2012 in Brignoles), dann ist es klug... und dringend geboten, das Steuer einem anderen zu überlassen. 
Von der rosaroten Brille erlöse uns, o Herr!

Vom Liberalismus und von den Liberalen erlöse uns, o Herr!

Ein Priester