23/04/2013

Was ist vom Brief Nr. 80 von Mgr. Fellay an die Freunde und Wohltäter zu halten?


 Was ist vom Brief Nr. 80 von Mgr. Fellay                                           an die Freunde und Wohltäter zu halten?

Man muß ihn anhand der Predigt vom 9. März 2013 in Cotignac überprüfen...




Nach Ansicht von Mit der Immaculata ist der Brief Nr. 80 verlogen, denn er täuscht den Gläubigen vor, daß sich die Haltung der Bruderschaft nicht geändert habe. In diesem Brief  zitiert Mgr. Fellay ausführlich traditionalistische Schriften von Mgr. Lefebvre, so z. B. die berühmte Grundsatzerklärung vom 21. November 1974, und danach behauptet er:

„Heute können wir nur im gleichen Sinne das wiederholen, was Mgr. Lefebvre und Pater Schmidberger in seiner Nachfolge herausgestellt haben. Alle Irrtümer, die sie angeprangert haben, prangern wir an. Wir flehen den Himmel und die Autoritäten der Kirche an, vor allem den neuen Obersten Hirten, Papst Franziskus, Stellvertreter Christi und Nachfolger Petri, die Seelen nicht ins Verderben zu stürzen, weil sie nicht mehr die gesunde Lehre empfangen, das geoffenbarte Glaubensgut, den Glauben, ohne den niemand gerettet werden noch Gott gefallen kann.“

Kommentar:
Hier wird die Lüge am deutlichsten erkennbar: Mgr. Fellay behauptet, den gleichen Standpunkt zu vertreten wie Mgr. Lefebvre, obwohl er nichts vom Text der doktrinellen Erklärung vom 15. April 2012 zurückgenommen hat. Er hat lediglich am 7. September in Ecône gesagt, er würde den Text zurückziehen, weil er nicht verstanden worden sei: „Als ich diesen Text schrieb, dachte ich natürlich, er sei hinreichend klar, daß es mir gelungen sei, die – wie sagt man? - Doppeldeutigkeiten zu vermeiden... Aber... sagen wir, daß die Tatsachen da sind, ich muß einsehen, daß dieser Text ein Text geworden ist, der uns spaltet, uns in der Bruderschaft. Diesen Text ziehe ich natürlich zurück.“ Mgr. Fellay hat diesen Text also nicht aus lehrmäßigen Gründen zurückgezogen, sondern weil er spaltet, also aus Gründen der Diplomatie. Wenn Mgr. Fellay also glaubt, sein Text vom 15. April sei lehrmäßig gut, kann er nicht gleichzeitig behaupten, er befände sich in Übereinstimmung mit Mgr. Lefebvre. Das ist falsch.

Die Erklärung von 1974 lautet tatsächlich: „ Wir lehnen es hingegen ab und haben es immer abgelehnt, dem Rom der neo-modernistischen und neo-protestantischen Tendenz zu folgen, die klar im II. Vatikanischen Konzil und nach dem Konzil in allen Reformen, die daraus hervorgegangen
sind, zum Durchbruch kam.“

In der Erklärung vom 15. April hingegen erkennt Mgr. Fellay das II. Vatikanische Konzil an, die daraus hervorgegangenen Reformen, das ganze nachkonziliare Lehramt im Licht der Tradition, d. h. nach der Doktrin der Hermeneutik der Kontinuität Benedikts XVI. Damit befindet er sich in völligem Gegensatz zu Mgr. Lefebvre. Mgr. Fellay behauptet, er liebe Mgr. Lefebvre und die Tradition, gleichzeitig aber tut er alles, um die Bruderschaft zu zerstören. Er verfaßt einen Text, die Erklärung vom 15. April, aufgrund derer ihn Mgr. Lefebvre aus der Bruderschaft hinausgeworfen hätte. Die Erklärung vom 15. April ist schlimmer und geht weiter als der Text, den die Petrus-Bruderschaft 1988 unterschrieben hat. 

Dann kritisiert Mgr. Fellay zum ersten Mal in sehr gemäßigter Form Papst Franziskus:

„Welchen Sinn hat es, sich für die Menschen aufzuopfern, wenn man ihnen das Wesentliche verbirgt, den Sinn und das Ziel ihres Lebens, die Schwere der Sünde, die sie davon abbringt? Die Liebe zu den Armen, zu den Ärmsten der Armen, zu den Gebrechlichen und den Kranken war stets eine wahre Sorge der Kirche, und man darf sich dieser Verpflichtung nicht entziehen. Wenn sich dies aber auf reine Menschenliebe und Menschenkult beschränkt, dann erfüllt die Kirche ihre Aufgabe nicht mehr, dann führt sie die Seelen nicht mehr zu Gott. Dies ist nur möglich durch die übernatürlichen Mittel, nämlich Glaube, Hoffnung, Liebe und Gnade, sowie durch Anprangerung all dessen, was dem entgegengesetzt ist: die Irrtümer gegen den Glauben und gegen die Sittenlehre. Denn wenn die Menschen sündigen, weil dies nicht angeprangert wird,  fallen sie der ewigen Verdammnis anheim. Die Kirche hat die Aufgabe, sie zu retten und das Unglück ihrer ewigen Verdammnis zu verhindern.

Verständlicherweise kann das der Welt nicht gefallen, die sich gegen die Kirche richtet, und zwar oft mit Heftigkeit, wie uns die Geschichte zeigt.“

Kommentar:
Wir finden, daß diese Kritik bei weitem nicht ausreicht. Kein Wort zu Franziskus' Brief an den Oberrabiner vom Rom noch am Abend seiner Wahl, dazu, daß er sich als Bischof von Rom vorgestellt hat, zur Bekräftigung seiner Absicht, den Dialog mit dem Islam zu verstärken, zu seiner Behauptung, Kasper sei ein großer Theologe, zur Behauptung Franziskus' anläßlich der Vorbereitung des Konklaves, die Kirche sei mondän, wenn sie sagt, daß sie im Besitz der Wahrheit ist, zur Fußwaschung an einer Muslimin am Gründonnerstag etc... Diese Kritik ist viel zu schüchtern und unbestimmt; sie sündigt durch Unterlassung, indem sie alle diese Vorfälle und viele weitere verschweigt. Sie benennt Franziskus nicht mit ausreichender Klarheit als „Irrtumsstifter“ [wir beziehen uns hier auf den Wortlaut der beim Generalkapitel aufgestellten ersten Bedingung, die schon jetzt kaum noch Anwendung findet.]

Lesen wir weiter:
„Wir haben jetzt Ostern 2013, und die Situation der Kirche ist praktisch unverändert. Die Worte Mgr. Lefebvres klingen prophetisch. Alles wurde verwirklicht und alles geht weiter zum größten Unglück der Seelen, die von ihren Hirten nicht mehr die Heilsbotschaft zu hören bekommen. Ohne uns verwirren zu lassen, sei es durch die Dauer dieser furchtbaren Krise, sei es durch die Anzahl der Prälaten und Bischöfe, die an der Selbstzerstörung der Kirche weiterwirken, wie Paul VI. zugab, verkünden wir weiterhin, soweit es in unserer Macht steht, daß die Kirche weder ihre Dogmen noch ihre Sittenlehre ändern kann. Man kann ihre ehrwürdigen Einrichtungen nicht angreifen, ohne eine wahre Katastrophe hervorzurufen.“

Kommentar:
Hier hat Mgr. Fellay einen Richtungswechsel beschlossen: er sagt nicht mehr, daß sich die Lage in der Kirche bessert. Wir verstehen ihn, denn das wäre in der Tat nicht sehr klug. Aber er gibt nicht zu, daß er sich im April, Mai und Juni 2012, und selbst am 28. Dezember 2012 in Toronto geirrt hat, als er behauptete, die Lage der Kirche würde sich bessern.

Mgr. Fellay fährt fort mit einem Satz, der zwar nicht falsch ist, der jedoch im aktuellen Zusammenhang mit der Veröffentlichung der doktrinellen Erklärung einen fragwürdigen und besorgniserregenden Klang erhält:

„Wenn bestimmte nebensächliche Veränderungen vorgenommen werden müssen, die sich auf die äußere Form beziehen – wie dies in allen menschlichen Einrichtungen geschieht – so dürfen sie keinesfalls im Gegensatz zu den Prinzipien vorgenommen werden, die die Kirche in allen vergangenen Jahrhunderten geleitet haben.“

Kommentar:
In der doktrinellen Erklärung vom 15. April 2012

1) erkennt Mgr. Fellay den fragwürdigen Ritus der Sakramente Pauls VI. an (vgl. insbesondere das Problem der Gültigkeit der Sakramente der Firmung und der Priesterweihe),

2) erkennt er das neue Kirchenrecht von 1983 an,

3) stimmt er der Anerkennung der Messe Pauls VI. als legitim promulgiert zu,

4) stimmt er der Aussage zu, daß das II. Vatikanische Konzil und das darauffolgende Lehramt im Lichte der Tradition der Kirche gedeutet werden können.

Das bedeutet also – da Mgr Fellay keinerlei lehrmäßigen Irrtum in seiner Erklärung vom 15. April 2012 zugegeben hat - , daß der Generalobere der Bruderschaft der Meinung ist, daß die oben erwähnten Änderungen (Novus Ordo, Kirchenrecht von 1983, II. Vatikanum) nicht im Gegensatz zu den Prinzipien stehen, von denen die Kirche in allen vergangenen Jahrhunderten geleitet wurde.

Es gibt demnach einen tieferliegenden Widerspruch in dem Artikel, denn Mgr. Fellay gibt vor, sich in Übereinstimmung mit Mgr. Lefebvre zu befinden, der jedoch sagt, daß diese Änderungen im Gegensatz zu den Prinzipien stehen, von denen sich die Kirche leiten ließ. Rufen wir uns die interessante Bemerkung von Pater Thouvenot in seinem Fax vom 7. März 2013 in Erinnerung:
„Wie üblich wollen die aufständigen Priester dieses Dokument als Beweis für den Verrat und des „Anschlusses von Menzingen“ an den Modernismus, an die Messe Pauls VI. und an die konziliaren Irrtümer anführen... Jedermann kann  zwischen Information und der anonym organisierten Manipulation unterscheiden. Das letzte Cor Unum hat mit der Veröffentlichung der im Winter 2011/2012 von unserem Generaloberen gegebenen Antworten begonnen; dasjenige von Ostern wird diese klare und ausgewogene Informationsarbeit fortsetzen.“

Es steht also fest, daß Menzingen diese Erklärung auch jetzt noch verteidigt und daß Mgr. Fellay daher lügt, wenn er behauptet, im Einklang mit der Grundsatzerklärung von 1974 zu stehen.
Den Beweis für die Doppelzüngigkeit Mgr. Fellays - und das ist der Grund, weshalb wir ein Bild von Judas gewählt haben, der Unseren Herrn verrät – finden wir jedoch in diesem unglaublichen  Teil seiner Predigt vom 9. März 2013 in Cotignac:


Niederschrift des ersten Teils des Video-Textes

„Sie wissen ja, daß die Kardinäle in einigen Tagen einen neuen Papst wählen werden. Was wird dabei herauskommen, was wird aus der Kirche werden und was wird demnach aus uns werden? Pah! Das wissen wir nicht! Es ist daher sinnlos, irgendwelche Pläne zu machen. Lassen wir  jederzeit den lieben Gott walten, wir werden sehen. Natürlich hoffen wir alle. Es wäre aber eine gute Gelegenheit, nicht wahr, durch eine Wahl einen guten Papst zu haben... Wir bitten Ihn, wir flehen Ihn an, daß diese Prüfung der Kirche ein Ende nimmt... Aber auch darüber wissen wir nichts.  Seien Sie nicht enttäuscht, meine lieben Brüder, seien Sie nicht enttäuscht, wenn wir nicht den Papst haben, den wir erwarten. Wir werden sehen... Aber ganz gleich, was passiert, wir wollen uns unter den Schutz des lieben Gottes stellen. Dort sind wir in Sicherheit. Man muß die Treue bewahren zu allem, was die Kirche getan hat. Wir sind wirklich an dem Zeitpunkt, den der hl. Vinzenz von Lérins sich vorgestellt hat. Eine Epoche, in der die ganze Kirche verdorben ist. Und der hl. Vinzenz von Lérins sagt also: Was tun? An wen sollen wir uns dann wenden?
Und der hl. Vinzenz sagt: Wir wenden uns der Vergangenheit zu, denn die Vergangenheit kann nicht befleckt werden. Wir schauen uns also an, was die Kirche getan und was die Kirche gelehrt hat. Das ist gewiß gut und führt uns zum Heil und das tun wir, daher nennt man uns Traditionalisten. Wir bleiben dieser Tradition fest verbunden und geben sie nicht auf. Tradition der Kirche. Die Kirche kann sich nicht ändern, sie kann ihre Dogmen nicht ändern, sie kann ihren Glauben nicht ändern, sie kann ihre Sittenlehre nicht ändern...
Und daher machen wir weiter, das ist alles. Wir werden ja sehen."

Kommentar von Mit der Immaculata:
Nichts ist im Wesentlichen schlecht in diesem Teil der Predigt. Mgr Fellay bedient sich der traditionellen Begriffe. Anders sieht es mit der Form aus. Seit einem Jahr vor allem, gelegentlich aber auch schon vorher, bedient sich Mgr. Fellay bei seinen Reden immer des gleichen Schemas,  das die Menschen verunsichert.

Erste Stufe des Schemas: Wie steht es mit Rom?

Zweite unerläßliche Stufe, gleich danach: Er gibt automatisch die Antwort: „Wir wissen es nicht.“ Mgr. Fellay weiß NIE etwas... Gläubige und Priester müssen sich ständig Fragen stellen.
Für sie bleibt alles ständig in der Schwebe, im Ungewissen, und das verstört. Es läßt sich schwer etwas aufbauen, wenn man ständig wie ein Vogel auf dem Ast sitzt...

Wir antworten Mgr. Fellay: „Exzellenz, wir glauben Ihnen nicht.

Zwei herausragende Begebenheiten erlauben uns, das zu sagen. Anläßlich der Pfingstwallfahrt am 27. Mai 2012 hat Mgr. Fellay ebenfalls gesprochen, als wenn er überhaupt nichts wüßte, und am 13. Juni war er in Rom, weil er unterschreiben wollte... Innerhalb von zwei Wochen hat er sich unserer Meinung nach sehr rasch informiert, hatte klare Vorstellungen entwickelt und war zum Abkommen bereit... Desgleichen hat er beim französischen Prioren-Treffen am 9. November 2012 behauptet, er hätte seit der am 14. Juli abgesandten Erklärung des Generalkapitels keine Verbindung mehr mit Rom...dabei gab es doch seinen Brief vom 6. September, den die Ecclesia-Dei-Kommission in ihrer Erklärung vom 27. Oktober 2012 erwähnt hat; der Kommission zufolge bat Mgr. Fellay in diesem Brief  Rom um mehr Zeit zum Nachdenken:

Die päpstliche Kommission Ecclesia Dei gibt heute bekannt, daß „uns die Priesterbruderschaft St. Pius X. in ihrem letzten Schreiben (6. September 2012) mitteilte, daß sie zusätzliche Zeit zum Nachdenken und Studium benötige, um ihre Antwort auf die  letzten Vorschläge des Heiligen Stuhls vorzubereiten.“ (...)

In Wahrheit spricht Mgr. Fellay also weiterhin laufend mit Rom und behauptet gleichzeitig, er wisse von nichts.

Dritte unerläßliche Stufe, die jedoch, je nach Rede, Varianten enthält: die Reden über die Beziehungen zu Rom schmückt er aus mit Vorstellungen von Verlassenheit, von Protesten, die die Treue zur Tradition betreffen. Er bedient sich geistreicher Exkurse, die zum einen die Zuhörer den Faden verlieren lassen und zum anderen die Gläubigen hinsichtlich der „Redlichkeit“ und der „Heiligkeit“ Mgr. Fellays beruhigen.

Vierte Stufe: Alle Gespräche sind auf Eis gelegt; die Lage ist festgefahren.
Es ist sehr diplomatisch, dies den Abkommensgegnern zu sagen, denn das bedeutet unausgesprochen, daß Mgr. Fellay nicht bereit ist, in irgendeiner Weise nachzugeben und daß er fest bleibt. Alles ist immer festgefahren: Erst kurz vor dem Zeitpunkt, da er sich anschickt, zu unterschreiben, wird uns Mgr. Fellay ankündigen, daß die Lage sich entspannt.

Bei manchen Gläubigen, die eher zu den Abkommensbefürwortern zählen oder unentschlossen sind, löst die festgefahrene Lage Angst aus. Vielleicht werden wir exkommuniziert, fügt er manchmal hinzu (das ist das schlimmste Übel! Wir sind „starr vor Schrecken“ bei der Vorstellung, vom freimaurerischen Rom exkommuniziert zu werden). Während diese Aussicht die Widerständler kaum beeindruckt, sieht es bei den armen Gläubigen, die durch DICI und Mgr. Fellay beeinflußt sind, anders aus; desgleichen bei den Abkommensbefürwortern, die bei dieser Aussicht zittern vor Angst... So verunsichert Mgr. Fellay seine Truppen. Er weiß ganz genau, daß uns die Freimaurer nicht mehr exkommunizieren werden, denn sie haben die Früchte der Exkommunikation der Bischöfe infolge der Weihen gesehen. Aber nein, man muß den Gläubigen weiterhin mit diesem Schreckensgespenst drohen... Warum? Weil Mgr. Fellay die Absicht hat, sich eines Tages dieser Exkommunikations-Drohung zu bedienen, um das Abkommen zu unterzeichnen, indem er wiederholt, was er am 14. April 2012 den drei anderen Bischöfen geschrieben hat: Rom duldet das nicht mehr. Pater Pfluger hat anläßlich seiner Vortragsreise am 5. Juni 2012 in Saint Joseph des Carmes Gewicht auf diese Drohung mit  der „GROSSEN Exkommunikation“ gelegt, die selbst die Gläubigen betreffen würde.

Fünfte Stufe, das Einspritzen des Gifts: entweder durch einen doppelsinnigen Begriff oder  durch die Aussicht auf ein Abkommen. Das hängt davon ab, ob Mgr. Fellay sich in einer „Tradi“-Phase befindet (um seine Abkommensgegner-Truppen zu beruhigen) oder in einer „Abkommens“-Phase. Er hat dazu eine regelrechte Technik entwickelt: Nachdem er die Gläubigen und Priester durch Ungewißheit und/oder Angst verunsichert hat, nachdem er also ihre Wachsamkeit geschwächt und vermindert hat, spritzt ihnen Mgr. Fellay das Gift ein.

Wir wollen jetzt dieses Schema auf den Ausschnitt aus der Predigt anwenden:

Damit sind wir bei der vierten Stufe der Angsterzeugung, vermischt mit der Unsicherheit der zweiten und auch der dritten Stufe. Wir setzen die den Stufen entsprechenden Ziffern in Klammern, um die Analyse zu erleichtern:

Wird der nächste Papst einer sein, der uns exkommunizieren will,(4) der das Gute, das wir tun, anerkennen will, wir wissen es nicht,(2) wir werden ja sehen.(3) Wie werden sich die Dinge entwickeln?(2) Manche haben Angst, und es gibt auch Grund zur Angst.(4) Aber wir werden uns nicht blindlings in irgendein Abenteuer stürzen.(3)

Fünfte Stufe: eine erste Gift-Einspritzung, erneute Bekräftigung des Wertes des Kapitels und der sechs Bedingungen:
„Und unser letztes Kapitel hat gut, man kann sagen, diese Dinge gut dargelegt und versucht, sich vorzustellen, wie die Zukunft aussehen wird, indem es eine bestimme Anzahl von Bedingungen aufstellte und sagte: wenn diese Bedingungen erfüllt werden, dann können wir sehen, aber solange diese Bedingungen nicht erfüllt sind, können wir nicht handeln.“

Kommentar:
Hier handelt es sich bei dem eingeimpften Gift um die Bekräftigung des Wertes der sechs Bedingungen, die das Prinzip des praktischen Abkommens ohne lehrmäßiges Abkommen für rechtsgültig erklären.

Dann geht es zurück zur Stufe vier: der unerläßliche Exkurs, damit die Doppelzüngigkeit und die letzte Lüge durchgehen:
„Wissen Sie, es ist ganz einfach, jetzt ist alles festgefahren, alles! Selbst die lehrmäßigen Gespräche.“

Kommentar:
Daß die lehrmäßigen Gespräche festgefahren sind, wurde zumindest am 2. Februar in Winona behauptet, aber das war bereits 2011. Sie haben seit langem aufgehört. Warum greift Mgr. Fellay zu diesem Anachronismus, der mit dem Thema nichts zu tun hat, indem er behauptet, sie würden weitergeführt? Dabei haben wir doch seit dem Cor unum vom 18.März 2012 Aussicht auf ein Abkommen... Entweder ist diese Bemerkung völlig sinnlos, was bedeuten würde, daß Mgr. Fellay verwirrt ist. Oder er macht sie, um die Leute zu beruhigen, damit sie glauben, daß er noch um die Lehre besorgt ist, und um sie auf die nachfolgende doppelsinnige Aussage vorzubereiten. Anhand der folgenden Worte der Predigt neigen wir leider zu der letzten Auffassung.

„Was wird der nächste Papst tun, wir wissen es nicht.(2) Wir werden sehen.(3) Wir sind katholisch und bleiben es, das ist alles...(3) bis zu dem Zeitpunkt, da Gott erlaubt, daß... nun, daß es in Rom zu einer Bekehrung kommt.“ (Stufe 5 und 3 werden gleichzeitig angewandt)

Kommentar:
Grammatikalisch bedeutet der letzte Satz, daß wir solange katholisch bleiben, bis Rom sich bekehrt und daß wir danach nicht mehr katholisch sind. Mgr. Fellay spricht demnach ein schlechtes Französisch. Jedenfalls hat er das nicht sagen wollen. Was aber hat er sagen wollen?

Lesen wir weiter:
„Wir flehen zu Gott, daß das so schnell wie möglich geschieht,(3) wir wissen es nicht.(2) Wir sind ein wenig... Nicht nur ein wenig, ja, wir sind wie das Jesuskind und die Muttergottes in Ägypten, unter dem Schutz des hl. Josef.(3) Wie lange müssen wir noch in Ägypten bleiben?(5) Nun, wir werden sehen, wir lassen den hl. Josef machen(3), der uns zeigen wird, wann, wann wir heimkehren können...(5) Das ist alles.“

Kommentar:
1) Mgr. Fellay ist der Meinung, daß wir im Exil sind, solange wir von Rom nicht kanonisch anerkannt sind. In der Kirche sein, so wie wir es sind, aber ohne Anerkennung durch die römischen Modernisten, bedeutet für ihn, im Exil zu sein, in Ägypten. Die Bruderschaft und die heilige katholische Kirche, der wir angehören, beides ist Ägypten.

Durch diesen Vergleich werden die Werte völlig auf den Kopf gestellt...
Wenn für Mgr. Fellay unsere kanonische Anerkennung durch das ewige Rom, durch bekehrte Männer der Kirche, das Gelobte Land bedeuten, warum beklagt er sich dann? In diesem ewigen Rom sind wir doch bereits. Wenn es die kanonische Anerkennung durch das Assisi-Rom ist, die Mgr Fellay interessiert und wenn er darunter die Rückkehr aus dem Exil versteht, dann soll er ohne uns zu seinen Freunden reisen.

Zu glauben, daß unsere derzeitige Lage dem Exil in Ägypten entspricht, ist ein schwerwiegender theologischer Irrtum. Es ist ein sehr schwerer Irrtum. Es sind, ganz  im Gegenteil, Franziskus, Mgr. Di Noia, Mgr. Müller und alle Kardinale, die in Ägypten sind. Ägypten war in der Bibel immer das Symbol für das Reich des Bösen, die Macht des Dämons, die Sünde. Es ist empörend zu behaupten, wir seien in Ägypten.

Mgr. Fellay wird natürlich sagen, daß er das so nicht gemeint hat. Daß er nur zum Ausdruck bringen wollte, wie schmerzhaft es ist, zurückgewiesen zu werden... Nun. Dann soll er ohne uns leiden. Wir empfinden es nicht im geringsten als schmerzhaft, von denen zurückgewiesen zu werden, die sich täglich benehmen wie Feinde Christi und der Seelen. Ganz im Gegenteil, das ist tröstlich. Es würde uns eher sehr beunruhigen, mit diesen Frevlern (vgl. z. B. Assisi) befreundet zu sein und von ihnen anerkannt zu werden. Für uns zählt nur, daß wir nicht aus dem Herzen Jesu, unserer einzigen  Ruhestätte, vertrieben sind...

2) Aber das ist nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist, daß  der Ägypten-Vergleich Mgr. Fellays in diesem Zusammenhang, nach den Worten „bis zu dem Zeitpunkt, da Gott erlaubt, daß...nun, daß es in Rom zu einer Bekehrung kommt“,ohne es ausdrücklich zu sagen, stillschweigend voraussetzt, daß die Priesterbruderschaft St. Pius X. eine kanonische Anerkennung erst dann will, wenn Rom sich bekehrt. Mgr. Fellay lügt daher, wenn auch nicht ausdrücklich, da er nicht klar in gutem Französisch formuliert... Aber es wird alles getan, damit die Mehrheit es falsch versteht und glaubt, daß die Bruderschaft die Bekehrung Roms fordert. Die Mehrheit, die sich nicht seit einem Jahr ausführlich mit den Handlungen und Aussagen Mgr. Fellays beschäftigt hat, versteht es so, daß wir erst dann aus unserem „ägyptischen“ (!) Exil zurückkommen, wenn Rom sich bekehrt hat.

Die Äußerungen Mgr. Fellays setzen ebenfalls unausgesprochen und sehr geschickt voraus, daß die angeblich guten sechs Bedingungen die Bekehrung Roms erfordern.  Er sagt ja in der Tat, daß die sechs Bedingungen gut sind und behauptet gleichzeitig, daß wir im Exil bleiben bis zur Bekehrung Roms... Für die meistens Gläubigen heißt das unausgesprochen, daß die sechs Bedingungen die Bekehrung erfordern. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: die sechs Bedingungen begründen ganz klar das Prinzip  eines praktischen Abkommens ohne lehrmäßiges Abkommen. (vgl. die Erklärung des sechs Bedingunen am Anfang des Briefes an die Priester). Wir haben es hier demnach mit einer willentlichen Täuschung zu tun.

Eine zusätzliche Schwierigkeit besteht darin, daß Pater Pfluger und Mgr. Fellay die Bedeutung des Wortes Bekehrung ändern wollen. Sie können daher einwenden, daß für sie „die Bekehrung Roms“ bedeutet, daß Rom die sechs Bedingungen annimmt. Die Bekehrung Roms besteht darin, daß Rom neben den Charismatikern und dem Modernismus auch die Tradition anerkennt.

Unsere Antwort: Daß Rom die sechs Bedingungen anerkennt, stellt keinen Beweis für die Bekehrung dar, denn abgesehen von der Bedingung, die einen Bischof fordert, wurden diese Bedingungen entweder bereits den anderen Ecclesia-Dei-Gemeinschaften bewilligt oder sie sind unwirksam (z. B. ausschließlich Gerichte erster Instanz). Und wenn man weiß, daß dieser Bischof entweder Mgr. Fellay oder eventuell Mgr. de Galarreta wäre und der Nachfolger dieses Bischofs vom Papst bestimmt wird..., dann weiß man, daß diese sechs Bedingungen reine Bauernfängerei sind. Auch was den Sinn des Wortes Bekehrung betrifft, handelt es sich um Täuschung, denn die Gläubigen und die Priester verstehen und verwenden das Wort Bekehrung im Sinne von Mgr. Lefebvre und nicht in dem neuen falschen und täuschenden Sinn, der völlig aus der Luft gegriffen ist.

Kehren wir zur Predigt zurück:
„Sie müssen sich nicht ängstigen.(3) Gewisse Leute versuchen natürlich, Verwirrung zu stiften.(5)
Man darf sich nicht verwirren lassen, das ist alles.(3) Wir haben absolut, aber absolut nicht die Absicht, die Bruderschaft zu verkaufen oder ich weiß nicht was.(5) Aber nicht doch! Und daher vertrauen wir all das, alle unsere Werke dem hl. Josef an, Frankreich...(...)“(3)

Kommentar:
Die Betreiber der Widerstands-Seiten sind daher laut Mgr. Fellay Leute mit bösen Absichten, die zu 
verwirren suchen... Das werden wir beim Jüngsten Gericht ja sehen. Wir hoffen, klar bewiesen zu haben, daß Verwirrung und Lüge eher von Mgr. Fellay ausgehen. Als unwiderlegbarer Beweis der von ihm verursachten Verwirrung dient uns, was PaterMichel Rebourgeon dieser Predigt entnommen hat:

Anm.: Wir wissen nicht, ob Pater Rebourgeon ehrlich ist oder nicht, wenn er den Satz schreibt, den wir zitieren. Vielleicht ist er guten Willens... Da wir im Zweifel sind, wollen wir ihn nicht angreifen. Der Hauptschuldige ist Mgr. Fellay, danach kommt der Verantwortliche der Veröffentlichungen auf der Porte Latine. An dritter Stelle steht Pater de Cacqueray, der sehr wohl weiß, daß das falsch ist, und der trotzdem nichts unternimmt und schändlicherweise schweigt, so daß die Franzosen eine schlimme Lüge für wahr halten.

Hier der Satz aus dem Artikel Pater Rebourgeons auf der Porte Latine:

„Wie Mgr. Fellay am 9. März in Cotignac gesagt hat, können wir nur dann die Beziehungen fortsetzen, wenn 'die Bekehrung Roms erfolgt'.“

Kommentar von Mit der Immaculata:
Dieser Satz ist seit dem 5. April 2013 auf der Porte Latine veröffentlicht und wurde in Frankreich von Tausenden gelesen. Herr Pater de Cacqueray hat ihn gelesen, sehr wahrscheinlich auch Mgr. Fellay, Ennemond hat ihn gelesen und Pater Lorans aufgrund seiner Stellung mit Sicherheit. Und alle schweigen, niemand berichtigt diese Information... Dies ist eine bezeichnende Lüge, eine unglaubliche Heuchelei, die von jedermann nachgeprüft werden kann. Es ist ein regelrechter Verrat an den Gläubigen der Bruderschaft, die dreist belogen werden.

Diese Lüge, die noch unverschämter ist als die anderen, ist für uns der endgültige Beweis für die Böswilligkeit der Autoritäten der Priesterbruderschaft St. Pius X. Sie ist der Beweis dafür, daß Mgr. Fellay bewußt und gewollt in einer ernsten Angelegenheit lügt. Diese doppelzüngige Predigt, so doppelzüngig, daß sie von Pater Rebourgeon im entgegengesetzten Sinn gedeutet werden konnte, sowie die Tatsache, daß diese Auslegung seit mehreren Wochen ohne Berichtigung auf der offiziellen Webseite der FSSPX in Frankreich steht, sind zwei wirklich äußerst schlimme Vorfälle.

  Schlußfolgerung

Es ist nicht mehr hinzunehmen, daß die Gläubigen derart belogen werden. Die Priester, die sich dieses Problems bewußt sind, müssen reden. Sie müssen sich so äußern, daß es Wirkung zeigt (Videos) und sie müssen sich oft äußern. Um das tun zu können, müssen sie die Bruderschaft verlassen, die jetzt Lügen predigt und den Priestern die Handlungsmöglichkeit nimmt. Sie müssen der Vorsehung vertrauen. Die von ihnen überzeugten Gläubigen werden ihnen helfen. Um die Gläubigen zu überzeugen, muß man aber reden, alle Gläubigen müssen die Stimme der guten Priester hören können und nicht nur einige Eingeweihte, die im Internet surfen. Wir befinden uns in einem Teufelskreis, den wir aufbrechen müssen: Die Priester trauen sich nicht, die Bruderschaft zu verlassen, weil sie nicht wissen, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen und äußern sich daher nicht. Und infolge des Schweigens der Priester gibt es nur geringen Widerstand. Die Priester fürchten daher, in eine schwierige Lage zu geraten, weil sie wissen, daß der Widerstand gering ist und so bleiben sie. Sie müssen genau das Gegenteil tun: Viel und ohne Unterlaß predigen und Videos der Predigten veröffentlichen. Daraufhin werden sie alle hinausgeworfen. Infolgedessen reagieren die Gläubigen auf die Lage und es werden sich genügend finden, die zunächst privat Zimmer anbieten. Die anderen hören sich die Videos an. Dann wird auch soviel finanzielle Unterstützung geleistet, daß die Priester ihr Auskommen haben, auch wenn eine Reihe von ihnen nicht mehr über die schönen Gebäude verfügt, die sie jetzt noch nutzen können. Das, was Mgr. Fellay mit Einverständnis von Pater de Cacqueray in der Bruderschaft munter zerstört, muß dringend außerhalb der Bruderschaft wieder aufgebaut werden. Erinnern wir uns daran, wie Mgr. Lefebvre, mit seinem Koffer in der Hand, allein auf der Straße stand, nachdem er bei den Vätern vom Hl. Geist ausgetreten war. Er hatte den Mut, wegzugehen, das war schon sehr viel... Aber danach war er unentschlossen; in seiner kleinen römischen Wohnung war er ein bißchen einsam... Aber dann haben ihn die Patres Aulagnier, Cottard und Tissier de Mallerais aufgesucht und ihn aufgefordert zu handeln. Und so wurde Ecône gegründet. Erinnern wir uns auch an das Echo in den Medien, das er mit seiner Messe in Lille hervorrief. Nach dieser Messe wuchs die Tradition sehr schnell. Ziehen wir also Lehren aus der Geschichte. Wiederholen wir die heroischen Taten (indem wir weggehen), handeln wir (d. h. sammeln wir die Gläubigen und gründen Kapellen); die Priester sollen im Internet sprechen (und  wenn es viele regelmäßig tun, wird es das Gleiche bewirken wie die Messe in Lille und die Predigt anläßlich der Priesterweihen 1976 in Ecône.)

Anmerkung:
Ungekürzter Text der Erklärung der Kommission Ecclesia Dei vom 27. Oktober 2012. Dieser Text ist immer noch aktuell:

Vatikanstadt, 27. Oktober 2012 (VIS). Die päpstliche Kommission Ecclesia Dei gibt heute bekannt, daß „die Priesterbruderschaft St. Pius X. in ihrem letzten Schreiben (6. September 2012) mitgeteilt hat, daß sie zusätzliche Zeit zum Nachdenken und Studium benötige, um ihre Antwort auf die letzten Vorschläge des Heiligen Stuhls vorzubereiten. Die laufenden Gespräche bilden die Fortsetzung von drei Jahren doktrineller und theologischer Kolloquien, zu denen sich achtmal eine gemischte Kommission zusammenfand, um kontroverse Fragen hinsichtlich bestimmter Dokumente des II. Vatikanischen Konzils zu untersuchen und zu erörtern. Nach Abschluß dieser Kolloquien konnte zu einer Diskussionsphase übergegangen werden, die unmittelbarer auf eine sehr erwünschte Versöhnung der Bruderschaft mit dem Heiligen Stuhl ausgerichtet war. Weitere entscheidende Stufen des allmählichen Wiedereingliederungsprozesses wurden vom Heiligen Stuhl im Jahr 2007 überwunden mit der Ausdehnung der außerordentlichen Form des römischen Ritus auf alle Kirchen durch das Motu Proprio Summorum Pontificum sowie im Jahr 2009 durch die Aufhebung der Exkommunikationen. Auf diesem steilen Weg wurde ein wichtiger Punkt am 13. Juni 2012 erreicht, als die päpstliche Kommission der Bruderschaft eine doktrinelle Erklärung vorlegte, verbunden mit einem Vorschlag der kanonischen Regulierung ihres Status' in der katholischen Kirche. Jetzt wartet der Heilige Stuhl auf die offizielle Antwort der Oberen der Bruderschaft auf diese beiden Dokumente. Nach dreißig Jahren der Trennung ist es verständlich, daß es Zeit erfordert, um das Wesentliche der jüngsten Entwicklungen zu verarbeiten. Da der Heilige Vater bemüht ist, die Einheit der Kirche zu fördern und zu wahren, indem er eine von der Priesterbruderschaft St. Pius X. lang ersehnte Versöhnung mit dem Nachfolger Petri verwirklicht..., muß man Geduld, Ruhe, Beharrlichkeit und Vertrauen an den Tag legen.“