17/01/2013

Kommentar zum Vortrag von Mgr de Galarreta in Villepreux


Kommentar zum Vortrag von Mgr de Galarreta
      in Villepreux

     von InDominoSperavi


Übersetzung von Anne-Catherine


Diesen Vortrag muß man sehr genau lesen, denn er bedeutet einen wichtigen Wendepunkt in der Einstellung von Mgr de Galarreta. Darüber hinaus haben wir bemerkt, daß zwei Passagen von DICI gestrichen wurden, die wir uns genauer ansehen werden.  

Am 13. Oktober 2012, hat Mgr de Galarreta in Villepreux einen Vortrag gehalten, in dem er ankündigte, daß er für ein praktisches Abkommen mit Rom eintritt, ohne daß diesem ein lehramtliches Abkommen vorausgeht.


„Was ich Ihnen sagen kann, ist, daß uns die göttliche Vorsehung während des Kapitels auf spürbare Art und Weise beigestanden hat. Es ist alles sehr gut verlaufen, das kann ich Ihnen ganz einfach sagen. Wir haben in Ruhe, frei und offen miteinander reden können.“

Kommentar:

Mgr Williamson wurde aus dem Kapitel ausgeschlossen, aber es ist alles sehr gut verlaufen... Laut Aussage von Pater Pfluger anläßlich seiner Rundreise durch die Vereinigten Staaten hat sich Mgr Tissier de Mallerais in aller Schärfe gegen Mgr Fellay ausgesprochen, aber es ist alles sehr gut verlaufen. Das entspricht nicht der Meinung von Mgr Tissier de Mallerais, der der Meinung war: „Das Generalkapitel war eine Katastrophe; ich habe namentlich unterschrieben, hat er Pater Chazal anvertraut, weil es eine kollegiale Handlung war, aber gewiß nicht, um damit zum Ausdruck zu bringen, daß ich mit dem Inhalt einverstanden war.“ ( War aims )


„Wir haben die entscheidenden Probleme ansprechen können, auch wenn wir die anderen ursprünglich vorgesehen Punkte beiseite lassen mußten. Wir haben uns die nötige Zeit zur Erörterung genommen und unsere Standpunkte verglichen, wie es sich unter Mitgliedern der gleichen Ordensgemeinschaft und der gleichen Armee ziemt. Es gab dabei kein Problem.(...)“

Kommentar:

Die Feststellung, daß es kein Problem gab, ist falsch. Sie ist umso falscher als Sie, Monseigneur, selbst sagten, man müsse die Büchse der Pandora schnell wieder schließen. Noch vor nicht allzu langer Zeit waren Sie überzeugt, daß es ein sehr großes Problem gab. Was ist inzwischen geschehen? Was hat man Ihnen gesagt, was Sie dazu hat bringen können, Ihre Meinung zu ändern? Wir möchten es gern wissen, um die Falle öffentlich aufzudecken zu können...


„Das Kapitel ist demnach so verlaufen, und ich glaube, daß wir dort wirklich nützliche Lehren aus den Prüfungen, die wir durchmachen mußten, gezogen haben, auch wenn es nicht perfekt ist.“

Kommentar:

Interessant ist die Feststellung, daß Mgr de Galarreta sagt, daß das Kapitel nicht perfekt war. Das sind andere Töne als die von DICI, das einen sehr lobenden Artikel über die Erklärung des Kapitels mit folgendem Titel gedruckt hat: Wir freuen uns über diese Klarheit. 


„Abgesehen von dieser äußerst wichtigen und umfangreichen Diskussion haben wir Bedingungen festgelegt, die eventuell eine kanonische Normalisierung möglich machen könnten. Und wenn Sie über das, was getan wurde, genau nachdenken, dann haben wir aus der ganzen lehrmäßigen und liturgischen Frage eine praktische Bedingung gemacht.“


Kommentar:

Der rot gedruckte Teil dieses Zitates ist außergewöhnlich: lesen Sie noch einmal genau nach. Mgr de Galarreta greift hier zu einem wahren Taschenspielertrick, auf den selbst einige von uns hereinfallen könnten. Er setzt als selbstverständlich voraus, daß das Prinzip: kein praktisches Abkommen ohne lehrmäßiges Abkommen in die erste der praktischen Bedingungen aufgenommen wird und daß wir daher gewonnen haben.

Lassen Sie uns nachdenken und die Begriffe noch einmal erläutern: Was ist ein lehrmäßiges Abkommen mit Rom? Bedeutet ein lehrmäßiges Abkommen mit Rom die Erlaubnis von Rom, die richtige Lehre zu predigen? NEIN. Ein „lehrmäßigs Abkommen“ mit Rom bedeutet, daß wir uns mit Rom über die Lehre einig sein müssen, d. h. um ein Abkommen zu unterschreiben, müssen wir die gleiche Lehre haben wie Rom, was etwas ganz anderes ist... Ein lehrmäßiges Abkommen mit Rom ist daher ein Synonym für die Bekehrung von Rom. Das ist es, was wir verlangen. Die Erlaubnis, die Lehre zu predigen als sine qua non-Bedingung zu stellen, heißt überhaupt nicht, mit Rom lehrmäßig übereinzustimmen. Und daher entspricht das Prinzip: kein praktisches Abkommen ohne lehrmäßiges Abkommen absolut nicht der Bedingung Nr. 1, wie Mgr de Galarreta geschickt suggeriert.


„Wie ich Ihnen bereits sagte, ist das sicher nicht perfekt. Wir haben selbst kurz danach gesehen, daß die Unterscheidung zwischen sine qua non-Bedingungen und wünschenswerten Bedingungen nicht sehr angemessen, nicht wünschenswert war. Und tatsächlich gibt es unter den Bedingungen, die wir als wünschenswert angegeben haben, auch sine qua non-Bedingungen, aber eher praktischer, kirchenrechtlicher, konkreter Art.“ (...) Rom war bereit, [die wünschenswerten Bedingungen, und die meisten] zu gewähren, selbst jetzt noch.“

Kommentar:

Mgr de Galarreta setzt hier das fort, was bereits beim Vortrag von Mgr Fellay in Ecône am  7. September 2012 durchgesickert war. Die sechs Bedingungen des Rundschreibens von Pater Thouvenot dürften nicht mehr in sine qua non-Bedingungen und wünschenswerte Bedingungen unterteilt werden. Alle, oder wenigstens bestimmte andere wünschenswerte Bedingungen sollten zu sine qua non-Bedingungen werden.

Herr Pater Schmidberger ist allerdings nicht dieser Meinung. In seinem Interview vom 18. September 2012, zehn Tage nach dem Vortrag von Ecône, hat er sich beeilt, die Dinge richtigzustellen, ohne jedoch diesen Anschein zu erwecken:

„Ich meine, daß wir uns auf die wichtigen Punkte konzentrieren können, die wir unbedingt von Rom erbitten werden müssen, wenn es zu einer Normalisierung kommen soll. Das sind vor allem drei Punkte : erstens, daß wir auch weiterhin gewisse Irrtümer des II. Vatikanischen Konzils an den Pranger stellen, d. h. offen darüber reden dürfen; zweitens, daß wir ausschließlich die liturgischen Bücher von 1962, insbesondere das Missale, benutzen dürfen; und drittens, daß in der Bruderschaft immer ein Bischof aus unseren Reihen seinen Platz haben muß.“ Es herrscht also Uneinigkeit unter den Abkommensbefürwortern; da sind zum einen diejenigen, welche die sechs Bedingungen ändern wollen, zum anderen diejenigen, die sich an den ursprünglichen Text halten wollen.

Wir können also feststellen, daß die Bruderschaft St. Pius X. nicht mehr einer Meinung ist.
Seit dieser Krise vertritt jeder eine andere Meinung. Mgr Galarreta ist in seinen Aussagen zwar etwas traditionalistischer als DICI oder Pater Pfluger, aber damit können wir uns nicht zufriedengeben.

[Was die ersten beiden sine qua non-Bedingungen angeht], so sagt Mgr de Galarreta: „ Es ist ganz klar, daß darin alles enthalten ist.“ 

Kommentar:

Mgr de Galarreta meint also, daß wir, wenn wir die Liturgie von 1962 (2. Bedingung) beibehalten und wenn wir das Recht haben, die Irrtümer des II. Vatikanums, des nachkonziliaren Lehramtes und diejenigen, die sie verbreiten, zu kritisieren (1. Bedingung), im Falle eines praktischen Abkommens vollkommen abgesichert sind.

Zunächst können wir uns noch einmal die Worte von Monseigneur Lefebvre anhören (das Video hat eine Länge von 2 Minuten),  die Antwort geben auf  das Argument der 2. Bedingung und teilweise auch auf andere Argumente: „Selbst wenn Sie uns die ganze Liturgie von 1962 gewähren etc.“

Was die 1. Bedingung angeht, so genügt es, sich folgendes in Erinnerung zu rufen: Die Petrus-Bruderschaft, Campos und Dom Gérard, alle haben sie gesagt, sie würden den Irrtum bekämpfen... Aber wie stehen sie jetzt zum II. Vatikanum und zur neuen Messe... Das Institut zum Guten Hirten, das sich vor der Unterordnung etwas widerspenstiger gezeigt hatte, ist jetzt zerrüttet. Die Konzilskirche hat ihm durch den Mund von Mgr Pozzo zu verstehen gegeben, daß es  Fortschritte machen müßte.

Mgr Lefebvre sagte bezüglich Dom Gérard folgendes: „Wenn sie sagen, daß sie nichts aufgegeben haben, so ist das falsch. Sie haben die Möglichkeit aufgegeben, sich gegen Rom aufzulehnen. Sie können jetzt nichts mehr sagen; sie sind aufgrund der ihnen gewährten Vergünstigungen zum Schweigen verurteilt.“ (Fideliter Nr. 79, S. 4-5) Mgr Lefebvre hatte das richtig gesehen. Seither hat Dom Basile Valuet von Le Barroux eine Abhandlung geschrieben, in der er das II. Vatikanische Konzil verteidigt.

- Ja, aber wir werden uns anders verhalten, Sie werden sehen, wie fest wir bleiben werden...

- Sehr gut! Dann sollen aber die Generäle (um den Ausdruck Mgr Tissier de Mallerais zu verwenden), bevor sie den Papst kritisieren, zunächst einmal die ungeheuerlichen Aussagen des Generaloberen kritisieren, die Pater Chazal in seinem Text Ich entschuldige das Konzil aufgedeckt hat. Wenn sie davor Angst haben, wie kann man dann glauben, daß sie es wagen werden, den Papst zu kritisieren?

- Ja aber, man kritisiert doch nicht den Oberen. Das ist revolutionär.

- Sehr gut! Kann man uns dann vielleicht erklären, inwieweit es weniger revolutionär sein wird, in unserem künftigen römischen Radiosender und in den Palästen, die uns vielleicht von Rom versprochen wurden, den Papst zu kritisieren?

Die Generäle sollten denjenigen Priestern der FSSPX, die Assisi III verteidigen, indem sie sagen, daß es so schlecht doch nicht war, eine strenge Rüge erteilen. Pater Celier, der die Deutung des sozialen Königtums Jesu Christi stark abschwächt, sollte auf eine Kaplanstelle versetzt werden statt Schlüsselpositionen einzunehmen. Und DICI sollte aufhören, die vom Papst verursachten Skandale zu vertuschen...

Alle Generäle haben Urlaub genommen und kritisieren nicht einmal die Irrtümer innerhalb ihrer eigenen Kongregation. Wir vertrauen daher nicht darauf, daß sie die Irrtümer künftig korrigieren werden.

In seinem Vortrag zitiert Pater Girouard Papst Benedikt XVI., der erklärt, er wolle uns an das konziliare Rom anbinden, um unsere Einstellung zu ändern, wie es bei den Ecclesia Dei-Gemeinschaften der Fall war. (Min. 1:18:35)


Monseigneur de Galarreta bedient sich jetzt eines weiteren Taschenspielertricks; schauen Sie genau hin. Er kommentiert die erste sine qua non-Bedingung:

Ich glaube, man kann schwerlich noch etwas hinzufügen. Alles ist bereits enthalten. Es geht um die Freiheit,  die Irrtümer öffentlich zu bekennen und zu bekämpfen, um die Freiheit, die geleugneten oder unterschlagenen Wahrheiten öffentlich zu lehren, aber auch darum, uns öffentlich denjenigen zu widersetzen, die diese Irrtümer verbreiten, auch wenn es sich dabei um kirchliche Autoritäten handelt.

Welche Irtümer? Die modernistischen und liberalen Irrtümer, die des II. Vatikanischen Konzils und der daraus hervorgegangenen Reformen oder die der Auswirkungen des Konzils auf Lehramt, Liturgie und Kirchenrecht. Alles ist darin enthalten. Selbst öffentlicher Widerstand  gegen das neue Kirchenrecht bis zu einem gewissen Grad, insoweit es vom kollegialen, ökumenischen und personalistischen Geist durchdrungen ist...“

Kommentar:

Das ist außerordentlich geschickt. Ich wiederhole noch einmal, daß selbst einige von uns darauf hereinfallen können. Durch diesen scheinbar energischen Satz macht Mr de Galarreta zum ersten Mal einen revolutionären Kurswechsel in der Bruderschaft St. Pius X. gültig: Das neue, von Mgr Lefebvre verurteilte Kirchenrecht (der Erzbischof sagte, es sei schlimmer als die neue Messe) wird von nun an offiziell von der Bruderschaft anerkannt, selbst wenn bestimmte Paragraphen abgelehnt werden. Wenn man das neue Kirchenrecht bis zu einem gewissen Punkt ablehnen muß, heißt das doch, daß man die Paragraphen annehmen muß, die unproblematisch sind...Wer entscheidet, welche Paragraphen anzunehmen und welche abzulehnen sind? Wer stellt die neuen Regeln auf, die ab jetzt für die Bruderschaft gelten? Wo ist das vermerkt? Jetzt herrschen Willkür und Verschwommenheit. Als geschickter Diplomat hat Mgr Fellay diese schreckliche Nachricht von Mgr de Galarreta verkünden lassen.

[Was die zweite Bedingung angeht, d. h. die Liturgie und die sakramentale Praxis von 1962 beizubehalten:] „Und dort haben wir bestimmte Aspekte der sakramentalen und kanonischen Praxis mit eingeschlossen, die wir benötigen, um in einem Fall, der weiterhin mehr oder weniger modernistisch wäre, praktische und wirkliche Freiheit zu haben, falls es es zu einem Abkommen oder einer Anerkennung käme. Wir werden, falls notwendig, Priester nachweihen, wir werden nachfirmen, und was die Ehe angeht, werden wir selbstverständlich bestimmte neue Nichtigkeitsursachen nicht anerkennen.“

Kommentar:

Gegen den letzten Satz, der der Tradition entspricht, läßt sich nichts einwenden. Aber leider ist er nur da, um ein Gegengewicht zu dem furchtbaren Eingeständnis zu bilden, das wir oben unterstrichen haben. Mgr de Galarreta gesteht uns also hier, daß er seine Meinung geändert hat und daß er nichts einzuwenden hat gegen ein praktisches Abkommen ohne lehrmäßiges Abkommen mit denjenigen, die „mehr oder weniger modernistisch“ sind.


„Dann gibt es in den sine qua non-Bedingungen die Zusicherung mindestens eines Bischofs. Sie sehen, wie ich Ihnen schon sagte, daß das nicht perfekt ist. Aber wir sind uns in der Bruderschaft wirklich alle einig, daß wir mehrere Weihbischöfe verlangen müssen, eine Prälatur und die Unabhängigkeit von den Bischöfen.“ [Anm. d. Red.: merkwürdigerweise hat DICI „vergessen“, die von uns rot gedruckten Worte zu übertragen. Warum wohl? Weil DICI, d. h. Pater Lorans, genau wie Pater Schmidberger, sehr wahrscheinlich gegen die sechs sine qua non-Bedingungen ist. DICI hält sich an den schriftlichen Text mit den sechs Bedingungen, der nur drei sine qua non-Bedingungen enthält. Mgr de Galarreta wird also von DICI der Zensur unterworfen. Wir werden später sehen, daß die Zensur damit nicht endet...]


Wir sind uns alle einig. Da gibt es kein Problem. Es war vorher kein Problem und es ist auch jetzt keins. Man soll also da nicht kleinlich sein. Der Unterschied besteht darin, daß wir klar definiert haben, was ein Problem war, weil es nicht definiert war und weil seitens Rom eine Doppeldeutigkeit vorlag.“

Kommentar:

Dieser Kommentar der dritten sine qua non-Bedingung ist unglaublich leichtfertig und läßt intellektuelle Schärfe vermissen. Es läuft darauf hinaus, zu sagen: wir haben alle „schwarz“ geschrieben, aber in Wirklichkeit sind wir uns alle einig, daß wir „weiß“ brauchen. Es fällt uns schwer, das nicht als Lüge zu deuten. Die Lüge ist in der Tat offensichtlich, denn wir wissen, daß über die sechs Bedingungen abgestimmt wurde. Das heißt also, daß die Mehrheit des Kapitels diese schlechte Bedingung gewollt und dafür gestimmt hat. Es ist daher falsch, zu behaupten, daß sich alle über das Gegenteil dieser Bedingung einig seien.

Es ist empörend, daß Mgr de Galerreta uns für „kleinlich“ hält, wenn wir über diese Dinge reden. Es handelt sich im Gegenteil um ein äußerst ernstes Thema, denn es umfaßt zwangsläufig die häufige Bevormundung durch die Konzilsbischöfe, die unsere Firmungen vornehmen werden und die daher, zumindest bei dieser Gelegenheit, bei uns ihre Irrtümer verkünden werden. Das schließt ein, daß unsere Kinder Kontakt zu manchmal mehr als fragwürdigen Persönlichkeiten haben werden. Man wird dem Bischof auch sagen müssen: „Wir haben kein Vertrauen zu Ihrem Chrisam auf Erdnußölbasis; die Materie Ihrer Sakramente ist nicht einwandfrei; nehmen Sie unseren Chrisam auf Olivenölbasis.“

[Mgr de Galarreta fährt fort und erklärt, daß, sollte Rom uns aufgrund dieser Bedingungen einen interessanten Vorschlag machen, ein beschlußfassendes Kapitel einberufen wird.] Beschlußfassend heißt, daß die von der absoluten Mehrheit getroffene Entscheidung, d. h. die Hälfte + 1, was uns vernünftig scheint, daß diese Entscheidung für die Bruderschaft verbindlich wird. Denn es ist fast unmöglich, daß die Mehrheit und der Generalobere der Bruderschaft – nach einer offenen Diskussion und einer gründlichen Untersuchung aller Gesichtspunkte und aller näheren Umstände – es ist undenkbar, daß sich die Mehrheit in einer Angelegenheit irrt, die große Klugheit gebietet. [VON DICI WEGGELASSEN:] Und wenn durch Zufall das Unmögliche eintreten sollte, nun, dann werden wir auf jeden Fall das tun, was die Mehrheit beschließt.

Kommentar:

Man versteht leicht, warum DICI diesen allzu progressistischen Satz absichtlich nicht übertragen hat. Dieser Satz ist furchtbar. Wir danken Gott, daß er es zugelassen hat, daß Mgr de Galarreta ihn aussprach, nicht weil wir uns über das Böse freuen, sondern weil wir hier allen klar vor Augen führen können, daß dieser Bischof, den wir doch schätzen, absolut nicht mehr vertrauenswürdig ist. Hier wird eine Erklärung der Rechtmäßigkeit des Prinzips des allgemeinen Willens (volonté générale) abgegeben, der jetzt vorherrschen soll. Man strebt nicht mehr nach der Wahrheit. Was zählt, ist das, was die Mehrheit denkt.  
Gott sei Dank hat Monseigneur Lefebvre, der allein gegen die Gesamtheit der Bischöfe aus aller Welt stand, diesen Rat Mgr de Galarretas nach dem II. Vatikanischen Konzil nicht befolgt.


„...wir haben uns gesagt: Angenommen, es gäbe zunächst keine Umkehr von Rom, eine Rückkehr eines künftigen Papstes zur Tradition, zur Theologie, zu den Ursprüngen, zum Glauben, zur Lehre. Nehmen wir an, der Papst ließe in einem solchen Fall die Tradition zu, unter welchen Bedingungen könnten wir in einem solch fraglichen Fall dann eine kanonische Normalisierung erreichen? Und zwar in Hinsicht auf das unermeßlich Gute, das wir bewirken können!  Das dürfen wir nicht leugnen.“


Kommentar:

Als Antwort auf dieses Argument zitiert Herr Pater Girouard (Minute 1:21:10 im Video) den Katechismus von Pater Gaudron, in dem steht, daß die Ecclesia Dei-Gemeinschaften von den Bischöfen verfolgt werden und daß auch wir verfolgt würden; Mgr Fellay sagt nämlich in seinem Interview in DICI vom 8. Juni, daß uns von seiten der Bischöfe, die die Eröffnung sämtlicher neuer Kapellen verbieten könnten, Einschränkungen auferlegt würden.

Und so würde, ganz im Gegenteil, der Wirkungsbereich unseres Apostolats eingeschränkt.

Außerdem hat Mgr Lefebvre gesagt (Fideliter Nr. 70): „Von welcher Kirche ist überhaupt die Rede? Wenn es die Konzilskirche ist, so müßten wir, die wir sie 20 Jahre lang bekämpft haben, weil wir die katholische Kirche wollen, in diese Konzilskirche eintreten, um sie angeblich katholisch zu machen. Das ist völlig illusorisch. Nicht die Untergebenen prägen die Oberen, sondern die Oberen prägen die Untergebenen.“

„Wir haben genau festgelegt, unter welchen Bedingungen wir hinsichtlich des Glaubens und des Kampfes für den Glauben gänzlich abgesichert werden könnten.“


Kommentar:

Die Bedingungen sind nicht genau festgelegt. Mgr de Galarreta widerspricht sich selbst, denn er wiederholt imVortrag mehrmals, daß die Bedingungen nicht perfekt sind. Man weiß nicht, welche sine qua non sind und welche nicht, denn Mgr de Galarreta drückt sich diesbezüglich nicht klar aus. DICI und Pater Schmidberger handeln im Sinne der alten (schriftlichen!) Formulierung des Briefes vom 18. Juli an die Distriktoberen. Die dritte furchtbare Bedingung nur eines Bischofs wird laut Mgr de Galarreta nicht gelten. Er behauptet, alle seien sich einig, daß es mehrere Bischöfe geben wird. Wenn sich alle einig sind, müssen die sechs Bedingungen geändert werden: es muß schriftlich festgelegt werden, daß alle sine qua non werden und die Anzahl der geforderten Bischöfe muß geändert werden. Monseigneur, diese Bedingungen sind wahrlich weder ernsthaft noch genau festgelegt; Ihr Vortrag beweist das genaue Gegenteil.

P.S.: Was uns betrifft, so wären die sechs Bedingungen, selbst wenn alle sine qua non würden, keinesfalls ausreichend, selbst nicht mit vier Bischöfen statt einem, denn die einzig richtige Voraussetzung für ein Abkommen lautet: kein praktisches Abkommen ohne Bekehrung von Rom, laut den von Mgr Lefebvre festgelegten Kriterien: Fideliter 66, S. 12-14, zitiert in diesem Artikel. Das Generalkapitel von 2006 hat übrigens auf dieser Grundlage gearbeitet.


„Nehmen wir an, es gäbe künftig einen Papst (...), der in seiner Theologie, seinem Denken und seinem Herzen nicht modernistisch wäre und der wirklich zur Tradition zurückkehren wollte (...) Falls dieser Papst weder die Überzeugung, noch die Kraft oder die Mittel hätte, um die Kirchenkrise und die Glaubenskrise zu überwinden, so könnte er sich unser als Stoßtrupp bedienen. Er könnte uns sehr wohl die von uns geforderten Bedingungen gewähren, damit wir als Speerspitze diesen Abszeß aufbrechen könnten.


Kommentar:   

Die Vorstellung, ein modernistisches und freimaurerisches Kardinalskollegium würde eines Tages einen Papst wählen, der zur Tradition zurückkehren will, ist utopisch. Und angenommen sie täten es wirklich oder der Papst bekehre sich nach seiner Wahl, so würde er ermordet wie Johannes Paul I. Die Vorstellung eines traditionalistischen Papstes angesichts von 5000 modernistischen Bischöfen ist kurios und derzeit kaum von Belang. Hier lebt das  trügerische Bild von Benedikt XVI weiter, er sei ein traditionalistischer Papst, aber von schlechten Mitarbeitern umgeben.

Wenn wirklich ein von solchem Geist beseelter Papst käme, brauchte man keine Bedingungen mehr zu stellen. Er würde die schlechten Mitarbeiter entlassen und die ganze Bruderschaft in Schlüsselpositionen einsetzen. Die Kurie würde dann aus Mitgliedern der Bruderschaft bestehen.


„Übrigens, wenn Sie einmal genau nachdenken: falls ein Papst uns das ein Tages zugesteht, dann ist er es doch, der den ersten Schlag gegen die Festung des II. Vatikanums und der Konzilskirche führt, denn er gäbe ja dann bereits zu, das das Konzil Fehler enthält und daß man es zurückweisen kann und zur Tradition zurückkehren muß.


Kommentar:

Uns scheint, daß der Papst ebensowenig einen Schlag gegen das II. Vatikanum führen würde, wie er ihn geführt hat, als er die Ecclesia Dei-Gemeinschaften anerkannte. Das Beispiel der Ecclesia Dei-Gemeinschaften, die alle weiterhin die Irrtümer anprangern wollten und von denen keine standgehalten hat, die bereits zitierten Auszüge aus dem Vortrag von Pater Girouard und das Zitat von Mgr Lefebvre aus Fideliter Nr. 70 („es sind nicht die Untergebenen, die die Oberen prägen...“) zeigen uns, daß die erste Bedingung gar nichts ändern und die FSSPX in keiner Weise vor der modernistischen Ansteckung schützen würde.


Es gilt nicht nur den Glauben zu bewahren und zu bekennen. Es geht um die Barmherzigkeit, um die Liebe, um Klugheit, um Stärke, es geht um die Liebe zur heiligen Kirche. Wir sind katholisch und wir  wollen ganz katholisch bleiben und dazu genügt es nicht, den Glauben zu bewahren.


Kommentar:

Mgr de Galerreta kommt hier auf das Schreckgespenst des Sedisvakantismus zurück, der uns unter Umständen drohe. Wir sind nicht sedisvakantistischer als Mgr Lefebvre, der z. B. in seiner Erklärung vom 21. November 1974 sagte: „Wir hängen mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele am katholischen Rom, der Hüterin des katholischen Glaubens und der für die Erhaltung dieses Glaubens notwendigen Traditionen, am ewigen Rom, der Lehrerin der Weisheit und Wahrheit.

Wir lehnen es hingegen ab und haben es immer abgelehnt, dem Rom der neo-modernistischen und neo-protestantischen Tendenz zu folgen, die im II. Vatikanischen Konzil und nach dem Konzil in allen Reformen, die daraus hervorgingen, klar zum Ausdruck kam.“


Bitten wir vor allem heute, am Samstag, den 13.Oktober, am Jahrestag der Erscheinung in Fatima, als das Sonnenwunder stattfand, die Heilige Jungfrau, uns die Gnade zu gewähren, am wahren Glauben, am Kampf für den Glauben, aber auch am wahren Geist der Kirche festzuhalten, daß wir täglich treuer zur Gnade und zu Gott stehen und daß wir den Anforderungen der Heiligkeit in dieser Zeit genügen.“

Kommentar:

Das Sonnenwunder ist eine eindeutige Warnung vor dem, was uns bevorsteht, wenn wir Gott beleidigen. Die Tatsache, daß Mgr de Galarreta offiziell gerade an diesem Tag den guten Kampf aufgibt, erscheint uns wie eine Warnung des Himmels. Gottes Zorn wird noch zunehmen. Wir haben jedoch die Gewißheit, daß nach der Strafe, die Christus Schwester Lucia von Fatima in Rianjo angekündigt hat, der Himmel endgültig siegen wird. Bewahren wir das Vertrauen in Gott, unseren allmächtigen Herrscher, ganz gleich was geschieht und trotz der Abtrünnigkeit.


Wir kommentieren jetzt einige Passagen vom Anfang des Vortrages, denn einige sehr schöne  Gedanken aus der Einleitung werden in der zweiten Hälfte des Vortrages widerrufen.

„Ich bin der Meinung, daß wir die übernatürliche Sicht auf den Glaubenskampf bewahren müssen.“

Kommentar:

Damit sind wir ganz einverstanden, es scheint uns aber, daß Mgr de Galarreta diese übernatürliche Sicht verliert. Tatsächlich strebt er ja eine kanonische Regelung durch Personen an, die für den Verlust Tausender Seelen pro Tag verantwortlich sind und die nicht für Gott arbeiten. Aus übernatürlicher Sicht ist es abwegig, sich unter die Autorität jener zu stellen, die sich wahrhaft wie Feinde Christi verhalten.


„In diesem Erdenleben kämpfen wir um die Krone des ewigen Lebens. Sie dürfen daher nicht aufgeben, denn ein Christ, ein Katholik weiß, daß der Kampf, denn es handelt sich tatsächlich um einen Kampf, in diesem Leben geführt werden muß.“

Kommentar:

Diese Gedanken sind sehr schön, aber wenn sie wirklich die unseren sind, kann sich Mgr de Galarreta mit seiner neuen Einstellung dann noch darauf berufen? Einem Abkommen mit Rom zuzustimmen, heißt das nicht abzurüsten? - Nein, wird uns Mgr de Galarreta zur Antwort geben, denn dank der ersten sine qua non-Bedingung können wir die Irrtümer entschlossen bekämpfen! Wir haben weiter oben gezeigt, wie trügerisch dieses Argument ist.

„Und es gibt die beiden Geisteshaltungen, die beiden Staaten. Wir müssen uns auf diesen unvermeidlichen Kampf einlassen und ihn weiterführen.“

Kommentar:

Wie kann man den Kampf des Gottesstaates weiterführen, wenn man sich unter die Führung der modernistischen Bischöfe und eines noch teilweise modernistischen Papstes begibt, die den Rauch Satans in die Kirche eindringen lassen?

„Man darf auch bestimmte Dinge nicht dramatisieren. Ein Drama wäre es, wenn wir vom Glauben abfielen. Aber es muß über die Zweckmäßigkeit, über die Klugheit, über dieses und jenes diskutiert werden. Es gibt unterschiedliche Temperamente und Situationen.

Kommentar:

Pater Chazal und Pater Pfeiffer haben ganz im Gegenteil bewiesen, daß es um den Glauben geht. Man muß beispielsweise Ich entschuldige das Konzil von Pater Chazal und den sehr guten Artikel von Arsenius Das Problem ist der Glaube und es ist schwerwiegend lesen.

Ich entschuldige das Konzil (auf franzözisch)

Das Thema der letzten Predigt von Pater Pfeiffer ist übrigens: Die neue Theologie der Bruderschaft St. Pius X

Mgr de Galarreta führt also das ganze Zerwürfnis, das die Bruderschaft seit letzten April erschüttert, auf unterschiedliche Temperamente zurück, obwohl doch klar bewiesen ist, daß es sich um ein Glaubensproblem handelt... Lesen wir noch einmal den Brief der drei Bischöfe an Mgr Fellay; einer dieser drei Bischöfe war Mgr de Galarreta!

„Es gibt auch Leidenschaften, selbst bei uns. Aber in diesen Fragen darf man nicht kleinlich sein. Man muß auf das Wesentliche achten. Und meiner Meinung nach haben wir die Krise wirklich überwunden.Wir haben sie überwunden und zwar so, wie es sich gehört. (...)

Kommentar:

Es geht nicht um Leidenschaften, sondern um Vernunft. Wir haben von Beginn an für unseren Standpunkt Beweise erbracht. Wir sind nicht „kleinlich“, wenn wir feststellen, daß die Erklärung des Kapitels doppeldeutig ist und daß die sechs Bedingungen verheerend sind. Wir haben den Beweis dafür:

Wann ist man kleinlich? Wenn man Kleinigkeiten bestreitet, die keine Auswirkungen haben. Ist es eine Kleinigkeit ohne Auswirkung, wenn man die Bruderschaft der Führung eines modernistischen
Papstes und dem Einfluß teilweise sehr schlechter Bischöfe unterstellt?

Ennemond, der Administrator des Forums Fecit, versicherte am 21. September 2012, daß „Mgr de Galarreta  im Einvernehmen mit dem Generalhaus handelt“. Da Ennemond gut informiert ist, können wir ihm in diesem Punkt vertrauen.

Machen wir uns jetzt einmal Gedanken über die Zukunft. Mgr de Galarreta hat versichert, daß die Einheit wiederhergestellt worden sei und daß es keine Probleme mehr gäbe. Abgesehen von Mgr Tissier de Mallerais, dessen Einstellung wir kennen, meinen wir, daß das im Grunde genommen
stimmt, zumindest was die überwältigende Mehrheit der Mitglieder des Kapitels betrifft, denn es hat niemand protestiert. Auch Pater Morgan, der als Abkommensgegner gilt, fand die Erklärung des Kapitels sehr gut... Wie ist es vor diesem Hintergrund um die Zukunftsaussichten für die Bruderschaft bestellt? Auf mehr oder weniger lange Sicht ist ein Abkommen unvermeidbar. Zum Glück haben einige das vorausgesehen und so werden „die Rettungsboote“ gebaut, wie Pater Chazal es ausdrücken würde.