Kommentar zum Vortrag von Mgr de Galarreta
in Villepreux
von InDominoSperavi
Übersetzung von Anne-Catherine
Diesen
Vortrag muß man sehr genau lesen, denn er bedeutet einen wichtigen Wendepunkt
in der Einstellung
von Mgr de Galarreta. Darüber hinaus haben wir bemerkt, daß zwei Passagen von
DICI gestrichen wurden, die wir uns genauer ansehen werden.
Am 13. Oktober 2012, hat Mgr de Galarreta in
Villepreux einen Vortrag gehalten, in dem er ankündigte, daß er für ein
praktisches Abkommen mit Rom eintritt, ohne daß diesem ein lehramtliches
Abkommen vorausgeht.
„Was ich Ihnen sagen kann, ist, daß uns die göttliche
Vorsehung während des Kapitels auf spürbare Art und Weise beigestanden hat. Es
ist alles sehr gut verlaufen, das kann ich Ihnen ganz einfach sagen. Wir haben
in Ruhe, frei und offen miteinander reden können.“
Kommentar:
Mgr Williamson wurde aus dem Kapitel
ausgeschlossen, aber es ist alles sehr gut verlaufen... Laut Aussage von Pater
Pfluger anläßlich seiner Rundreise durch die Vereinigten Staaten hat sich Mgr
Tissier de Mallerais in aller Schärfe gegen Mgr Fellay ausgesprochen, aber es
ist alles sehr gut verlaufen. Das entspricht nicht der Meinung von Mgr Tissier
de Mallerais, der der Meinung war: „Das
Generalkapitel war eine Katastrophe; ich habe namentlich unterschrieben, hat
er Pater Chazal anvertraut, weil es eine
kollegiale Handlung war, aber gewiß nicht, um damit zum Ausdruck zu bringen,
daß ich mit dem Inhalt einverstanden war.“ ( War aims )
„Wir haben die entscheidenden Probleme ansprechen können,
auch wenn wir die anderen ursprünglich vorgesehen Punkte beiseite lassen
mußten. Wir haben uns die nötige Zeit zur Erörterung genommen und unsere
Standpunkte verglichen, wie es sich unter Mitgliedern der gleichen
Ordensgemeinschaft und der gleichen Armee ziemt. Es gab dabei kein Problem.(...)“
Kommentar:
Die Feststellung, daß es kein Problem gab, ist
falsch. Sie ist umso falscher als Sie, Monseigneur, selbst sagten, man müsse die Büchse der
Pandora schnell wieder schließen. Noch vor nicht allzu langer Zeit waren Sie
überzeugt, daß es ein sehr großes Problem gab. Was ist inzwischen geschehen?
Was hat man Ihnen gesagt, was Sie dazu hat bringen können, Ihre Meinung zu
ändern? Wir möchten es gern wissen, um die Falle öffentlich aufzudecken zu
können...
„Das Kapitel ist demnach so verlaufen, und ich glaube,
daß wir dort wirklich nützliche Lehren aus den Prüfungen, die wir durchmachen
mußten, gezogen haben, auch wenn es nicht perfekt ist.“
Kommentar:
Interessant ist die Feststellung, daß Mgr de
Galarreta sagt, daß das Kapitel nicht perfekt war. Das sind andere Töne als die
von DICI, das einen sehr lobenden Artikel über die Erklärung des Kapitels mit
folgendem Titel gedruckt hat: Wir freuen
uns über diese Klarheit.
„Abgesehen von dieser äußerst wichtigen und umfangreichen
Diskussion haben wir Bedingungen festgelegt, die eventuell eine kanonische
Normalisierung möglich machen könnten. Und wenn Sie über das, was getan
wurde, genau nachdenken, dann haben wir aus der ganzen lehrmäßigen und
liturgischen Frage eine praktische Bedingung gemacht.“
Kommentar:
Der rot gedruckte Teil dieses Zitates ist
außergewöhnlich: lesen Sie noch einmal genau nach. Mgr de Galarreta greift hier zu einem wahren Taschenspielertrick, auf
den selbst einige von uns hereinfallen könnten. Er setzt als
selbstverständlich voraus, daß das Prinzip: kein
praktisches Abkommen ohne lehrmäßiges Abkommen in die erste der praktischen
Bedingungen aufgenommen wird und daß wir daher gewonnen haben.
Lassen Sie uns nachdenken und die Begriffe
noch einmal erläutern: Was ist ein lehrmäßiges Abkommen mit Rom? Bedeutet ein lehrmäßiges Abkommen mit Rom die Erlaubnis von Rom, die richtige Lehre zu predigen? NEIN. Ein
„lehrmäßigs Abkommen“ mit Rom bedeutet, daß wir uns mit Rom über die Lehre
einig sein müssen, d. h. um ein Abkommen zu unterschreiben, müssen wir die gleiche
Lehre haben wie Rom, was etwas ganz anderes ist... Ein lehrmäßiges
Abkommen mit Rom ist daher ein Synonym für die Bekehrung von Rom. Das ist es, was wir verlangen. Die
Erlaubnis, die Lehre zu predigen als sine
qua non-Bedingung zu stellen, heißt überhaupt nicht, mit Rom lehrmäßig
übereinzustimmen. Und daher entspricht das Prinzip: kein praktisches Abkommen ohne lehrmäßiges Abkommen absolut nicht
der Bedingung Nr. 1, wie Mgr de Galarreta geschickt suggeriert.
„Wie ich Ihnen bereits sagte, ist das sicher nicht
perfekt. Wir haben selbst kurz danach gesehen, daß die Unterscheidung zwischen
sine qua non-Bedingungen und wünschenswerten Bedingungen nicht sehr angemessen,
nicht wünschenswert war. Und tatsächlich gibt es unter den Bedingungen, die wir
als wünschenswert angegeben haben, auch sine qua non-Bedingungen, aber eher
praktischer, kirchenrechtlicher, konkreter Art.“ (...) Rom war bereit, [die wünschenswerten
Bedingungen, und die meisten] zu gewähren, selbst jetzt noch.“
Kommentar:
Mgr de Galarreta setzt hier das fort, was
bereits beim Vortrag von Mgr Fellay in Ecône am
7. September 2012 durchgesickert war. Die sechs Bedingungen des
Rundschreibens von Pater Thouvenot dürften nicht mehr in sine qua non-Bedingungen und wünschenswerte Bedingungen unterteilt werden. Alle, oder wenigstens
bestimmte andere wünschenswerte Bedingungen sollten zu sine
qua non-Bedingungen werden.
Herr Pater Schmidberger ist allerdings nicht
dieser Meinung. In seinem Interview vom 18. September 2012, zehn Tage nach dem
Vortrag von Ecône, hat er sich beeilt, die Dinge richtigzustellen, ohne jedoch
diesen Anschein zu erwecken:
„Ich
meine, daß wir uns auf die wichtigen Punkte konzentrieren können, die wir
unbedingt von Rom erbitten werden müssen, wenn es zu einer Normalisierung
kommen soll. Das sind vor allem drei
Punkte : erstens, daß wir auch weiterhin gewisse Irrtümer des II.
Vatikanischen Konzils an den Pranger stellen, d. h. offen darüber reden dürfen;
zweitens, daß wir ausschließlich die liturgischen Bücher von 1962, insbesondere
das Missale, benutzen dürfen; und drittens, daß in der Bruderschaft
immer ein Bischof aus unseren Reihen seinen Platz haben muß.“ Es herrscht also Uneinigkeit unter den Abkommensbefürwortern; da sind
zum einen diejenigen, welche die sechs Bedingungen ändern wollen, zum anderen
diejenigen, die sich an den ursprünglichen Text halten wollen.
Wir
können also feststellen, daß die Bruderschaft St. Pius X. nicht mehr einer
Meinung ist.
Seit dieser Krise vertritt jeder eine andere
Meinung. Mgr Galarreta ist in seinen Aussagen zwar etwas traditionalistischer
als DICI oder Pater Pfluger, aber damit können wir uns nicht zufriedengeben.
[Was die
ersten beiden sine qua non-Bedingungen
angeht], so sagt Mgr de Galarreta: „ Es
ist ganz klar, daß darin alles enthalten ist.“
Kommentar:
Mgr de Galarreta meint also, daß wir, wenn wir
die Liturgie von 1962 (2. Bedingung) beibehalten und wenn wir das Recht haben,
die Irrtümer des II. Vatikanums, des nachkonziliaren Lehramtes und diejenigen,
die sie verbreiten, zu kritisieren (1. Bedingung), im Falle eines praktischen
Abkommens vollkommen abgesichert sind.
Zunächst können wir uns noch einmal die Worte
von Monseigneur Lefebvre anhören (das Video hat eine Länge von 2 Minuten), die Antwort geben auf das Argument der 2. Bedingung und teilweise
auch auf andere Argumente: „Selbst wenn
Sie uns die ganze Liturgie von 1962 gewähren etc.“
Was die 1. Bedingung angeht, so genügt es,
sich folgendes in Erinnerung zu rufen: Die Petrus-Bruderschaft, Campos und Dom
Gérard, alle haben sie gesagt, sie
würden den Irrtum bekämpfen... Aber wie stehen sie jetzt zum II.
Vatikanum und zur neuen Messe... Das Institut zum Guten Hirten, das sich vor
der Unterordnung etwas widerspenstiger gezeigt hatte, ist jetzt zerrüttet. Die
Konzilskirche hat ihm durch den Mund von Mgr Pozzo zu verstehen gegeben, daß
es Fortschritte machen müßte.
Mgr Lefebvre sagte bezüglich Dom Gérard
folgendes: „Wenn sie sagen, daß sie nichts aufgegeben haben, so ist das falsch. Sie haben die Möglichkeit aufgegeben, sich
gegen Rom aufzulehnen. Sie können jetzt nichts mehr sagen; sie sind aufgrund
der ihnen gewährten Vergünstigungen zum Schweigen verurteilt.“ (Fideliter
Nr. 79, S. 4-5) Mgr Lefebvre hatte das richtig gesehen. Seither hat Dom Basile
Valuet von Le Barroux eine Abhandlung geschrieben, in der er das II.
Vatikanische Konzil verteidigt.
- Ja, aber wir werden uns anders verhalten,
Sie werden sehen, wie fest wir bleiben werden...
- Sehr gut! Dann sollen aber die Generäle (um
den Ausdruck Mgr Tissier de Mallerais zu verwenden), bevor sie den Papst
kritisieren, zunächst einmal die ungeheuerlichen Aussagen des Generaloberen
kritisieren, die Pater Chazal in seinem Text Ich entschuldige das Konzil aufgedeckt hat. Wenn sie davor Angst haben, wie kann man dann glauben, daß sie es
wagen werden, den Papst zu kritisieren?
- Ja aber, man kritisiert doch nicht den Oberen.
Das ist revolutionär.
- Sehr gut! Kann man uns dann vielleicht
erklären, inwieweit es weniger revolutionär sein wird, in unserem künftigen
römischen Radiosender und in den Palästen, die uns vielleicht von Rom
versprochen wurden, den Papst zu kritisieren?
Die Generäle sollten denjenigen Priestern der
FSSPX, die Assisi III verteidigen, indem sie sagen, daß es so schlecht doch
nicht war, eine strenge Rüge erteilen. Pater Celier, der die Deutung des
sozialen Königtums Jesu Christi stark abschwächt, sollte auf eine Kaplanstelle
versetzt werden statt Schlüsselpositionen einzunehmen. Und DICI sollte
aufhören, die vom Papst verursachten Skandale zu vertuschen...
Alle Generäle haben Urlaub genommen und
kritisieren nicht einmal die Irrtümer innerhalb ihrer eigenen Kongregation. Wir
vertrauen daher nicht darauf, daß sie die Irrtümer künftig korrigieren werden.
In seinem Vortrag zitiert Pater Girouard Papst
Benedikt XVI., der erklärt, er wolle uns an das konziliare Rom anbinden, um
unsere Einstellung zu ändern, wie es bei den Ecclesia Dei-Gemeinschaften der
Fall war. (Min. 1:18:35)
Monseigneur de Galarreta bedient sich jetzt
eines weiteren Taschenspielertricks; schauen Sie genau hin. Er kommentiert die
erste sine qua non-Bedingung:
Ich glaube, man kann schwerlich noch etwas hinzufügen.
Alles ist bereits enthalten. Es geht um die Freiheit, die Irrtümer öffentlich zu bekennen und zu
bekämpfen, um die Freiheit, die geleugneten oder unterschlagenen Wahrheiten
öffentlich zu lehren, aber auch darum, uns öffentlich denjenigen zu
widersetzen, die diese Irrtümer verbreiten, auch wenn es sich dabei um
kirchliche Autoritäten handelt.
Welche Irtümer? Die modernistischen und liberalen
Irrtümer, die des II. Vatikanischen Konzils und der daraus hervorgegangenen
Reformen oder die der Auswirkungen des Konzils auf Lehramt, Liturgie und
Kirchenrecht. Alles ist darin enthalten. Selbst öffentlicher Widerstand gegen das neue Kirchenrecht bis zu einem
gewissen Grad, insoweit es vom kollegialen, ökumenischen und
personalistischen Geist durchdrungen ist...“
Kommentar:
Das ist außerordentlich geschickt. Ich
wiederhole noch einmal, daß selbst einige von uns darauf hereinfallen können.
Durch diesen scheinbar energischen Satz macht Mr de Galarreta zum ersten Mal
einen revolutionären Kurswechsel in der Bruderschaft St. Pius X. gültig: Das
neue, von Mgr Lefebvre verurteilte Kirchenrecht (der Erzbischof sagte, es sei
schlimmer als die neue Messe) wird von nun an offiziell von der Bruderschaft
anerkannt, selbst wenn bestimmte Paragraphen abgelehnt werden. Wenn man das
neue Kirchenrecht bis zu einem gewissen
Punkt ablehnen muß, heißt das doch, daß man die Paragraphen annehmen muß,
die unproblematisch sind...Wer entscheidet, welche Paragraphen anzunehmen und
welche abzulehnen sind? Wer stellt die neuen Regeln auf, die ab jetzt für die
Bruderschaft gelten? Wo ist das vermerkt? Jetzt herrschen Willkür und
Verschwommenheit. Als geschickter Diplomat hat Mgr Fellay diese schreckliche
Nachricht von Mgr de Galarreta verkünden lassen.
[Was die zweite Bedingung angeht, d. h. die
Liturgie und die sakramentale Praxis von 1962 beizubehalten:] „Und
dort haben wir bestimmte Aspekte der sakramentalen und kanonischen Praxis mit
eingeschlossen, die wir benötigen, um in einem Fall, der weiterhin mehr oder
weniger modernistisch wäre, praktische und wirkliche Freiheit zu haben, falls
es es zu einem Abkommen oder einer Anerkennung käme. Wir werden, falls
notwendig, Priester nachweihen, wir werden nachfirmen, und was die Ehe angeht, werden wir
selbstverständlich bestimmte neue Nichtigkeitsursachen nicht anerkennen.“
Kommentar:
Gegen den letzten Satz, der der Tradition
entspricht, läßt sich nichts einwenden. Aber leider ist er nur da, um ein
Gegengewicht zu dem furchtbaren Eingeständnis zu bilden, das wir oben
unterstrichen haben. Mgr de Galarreta gesteht uns also hier, daß er seine
Meinung geändert hat und daß er nichts einzuwenden hat gegen ein praktisches
Abkommen ohne lehrmäßiges Abkommen mit denjenigen, die „mehr oder weniger modernistisch“ sind.
„Dann gibt es in den sine qua non-Bedingungen die
Zusicherung mindestens eines Bischofs. Sie sehen, wie ich Ihnen schon sagte,
daß das nicht perfekt ist. Aber wir sind uns in der Bruderschaft wirklich alle
einig, daß wir mehrere Weihbischöfe verlangen müssen, eine Prälatur und die Unabhängigkeit
von den Bischöfen.“ [Anm. d. Red.:
merkwürdigerweise hat DICI „vergessen“, die von uns rot gedruckten Worte zu
übertragen. Warum wohl? Weil DICI, d. h. Pater Lorans, genau wie Pater
Schmidberger, sehr wahrscheinlich gegen die sechs sine qua non-Bedingungen ist. DICI hält sich an den schriftlichen
Text mit den sechs Bedingungen, der nur drei sine qua non-Bedingungen enthält. Mgr de Galarreta wird also von
DICI der Zensur unterworfen. Wir werden später sehen, daß die Zensur damit
nicht endet...]
Wir sind uns alle einig. Da gibt es kein Problem. Es war
vorher kein Problem und es ist auch jetzt keins. Man
soll also da nicht kleinlich sein. Der Unterschied besteht darin, daß wir
klar definiert haben, was ein Problem war, weil es nicht definiert war und weil
seitens Rom eine Doppeldeutigkeit vorlag.“
Kommentar:
Dieser Kommentar der dritten sine qua non-Bedingung ist unglaublich
leichtfertig und läßt intellektuelle Schärfe vermissen. Es läuft darauf hinaus,
zu sagen: wir haben alle „schwarz“ geschrieben, aber in Wirklichkeit sind wir
uns alle einig, daß wir „weiß“ brauchen. Es fällt uns schwer, das nicht als
Lüge zu deuten. Die Lüge ist in der Tat offensichtlich, denn wir wissen, daß
über die sechs Bedingungen abgestimmt wurde. Das heißt also, daß die Mehrheit
des Kapitels diese schlechte Bedingung gewollt und dafür gestimmt hat. Es ist
daher falsch, zu behaupten, daß sich alle über das Gegenteil dieser Bedingung
einig seien.
Es ist empörend, daß Mgr de Galerreta uns für
„kleinlich“ hält, wenn wir über diese Dinge reden. Es handelt sich im Gegenteil
um ein äußerst ernstes Thema, denn es umfaßt zwangsläufig die häufige
Bevormundung durch die Konzilsbischöfe, die unsere Firmungen vornehmen werden
und die daher, zumindest bei dieser Gelegenheit, bei uns ihre Irrtümer
verkünden werden. Das schließt ein, daß unsere Kinder Kontakt zu manchmal mehr
als fragwürdigen Persönlichkeiten haben werden. Man wird dem Bischof auch sagen
müssen: „Wir haben kein Vertrauen zu
Ihrem Chrisam
auf Erdnußölbasis; die Materie Ihrer Sakramente ist nicht einwandfrei; nehmen
Sie unseren Chrisam auf Olivenölbasis.“
[Mgr de Galarreta fährt fort und erklärt, daß,
sollte Rom uns aufgrund dieser Bedingungen einen interessanten Vorschlag
machen, ein beschlußfassendes Kapitel einberufen wird.] Beschlußfassend heißt, daß die
von der absoluten Mehrheit getroffene Entscheidung, d. h. die Hälfte + 1, was
uns vernünftig scheint, daß diese Entscheidung für die Bruderschaft verbindlich
wird. Denn es ist fast unmöglich, daß die Mehrheit und der Generalobere der
Bruderschaft – nach einer offenen Diskussion und einer gründlichen Untersuchung
aller Gesichtspunkte und aller näheren Umstände – es ist undenkbar, daß sich
die Mehrheit in einer Angelegenheit irrt, die große Klugheit gebietet. [VON DICI WEGGELASSEN:] Und
wenn durch Zufall das Unmögliche eintreten sollte, nun, dann werden wir auf
jeden Fall das tun, was die Mehrheit beschließt.
Kommentar:
Man versteht leicht, warum DICI diesen allzu
progressistischen Satz absichtlich nicht übertragen hat. Dieser Satz ist
furchtbar. Wir danken Gott, daß er es zugelassen hat, daß Mgr de Galarreta ihn
aussprach, nicht weil wir uns über das Böse freuen, sondern weil wir hier allen
klar vor Augen führen können, daß dieser Bischof, den wir doch schätzen,
absolut nicht mehr vertrauenswürdig ist. Hier wird eine Erklärung der
Rechtmäßigkeit des Prinzips des allgemeinen Willens (volonté générale)
abgegeben, der jetzt vorherrschen soll. Man strebt nicht mehr nach der
Wahrheit. Was zählt, ist das, was die Mehrheit denkt.
Gott
sei Dank hat Monseigneur Lefebvre, der allein gegen die Gesamtheit der Bischöfe
aus aller Welt stand, diesen Rat Mgr de Galarretas nach dem II. Vatikanischen
Konzil nicht befolgt.
„...wir haben uns gesagt: Angenommen, es gäbe zunächst
keine Umkehr von Rom, eine Rückkehr eines künftigen Papstes zur Tradition, zur
Theologie, zu den Ursprüngen, zum Glauben, zur Lehre. Nehmen wir an, der Papst
ließe in einem solchen Fall die Tradition zu, unter welchen Bedingungen könnten
wir in einem solch fraglichen Fall dann eine kanonische Normalisierung
erreichen? Und zwar in Hinsicht auf das unermeßlich Gute, das wir bewirken
können! Das dürfen wir nicht leugnen.“
Kommentar:
Als Antwort auf dieses Argument zitiert Herr
Pater Girouard (Minute 1:21:10 im Video) den Katechismus von Pater Gaudron, in
dem steht, daß die Ecclesia Dei-Gemeinschaften von den Bischöfen verfolgt
werden und daß auch wir verfolgt würden; Mgr Fellay sagt nämlich in seinem
Interview in DICI vom 8. Juni, daß uns von seiten der Bischöfe, die die
Eröffnung sämtlicher neuer Kapellen verbieten könnten, Einschränkungen
auferlegt würden.
Und so würde, ganz im Gegenteil, der
Wirkungsbereich unseres Apostolats eingeschränkt.
Außerdem hat Mgr Lefebvre gesagt (Fideliter
Nr. 70): „Von welcher Kirche ist überhaupt die Rede? Wenn es die Konzilskirche
ist, so müßten wir, die wir sie 20 Jahre lang bekämpft haben, weil wir die
katholische Kirche wollen, in diese Konzilskirche eintreten, um sie
angeblich katholisch zu machen. Das ist völlig illusorisch. Nicht die
Untergebenen prägen die Oberen, sondern die Oberen prägen die Untergebenen.“
„Wir haben genau festgelegt, unter welchen
Bedingungen wir hinsichtlich des Glaubens und des Kampfes für den Glauben
gänzlich abgesichert werden könnten.“
Kommentar:
Die Bedingungen sind nicht genau festgelegt.
Mgr de Galarreta widerspricht sich selbst, denn er wiederholt imVortrag
mehrmals, daß die Bedingungen nicht perfekt sind. Man weiß nicht, welche sine qua non sind und welche nicht, denn
Mgr de Galarreta drückt sich diesbezüglich nicht klar aus. DICI und Pater
Schmidberger handeln im Sinne der alten (schriftlichen!) Formulierung des
Briefes vom 18. Juli an die Distriktoberen. Die dritte furchtbare Bedingung nur
eines Bischofs wird laut Mgr de Galarreta nicht gelten. Er behauptet, alle
seien sich einig, daß es mehrere Bischöfe geben wird. Wenn sich alle einig
sind, müssen die sechs Bedingungen geändert werden: es muß schriftlich festgelegt
werden, daß alle sine qua non werden
und die Anzahl der geforderten Bischöfe muß geändert werden. Monseigneur, diese
Bedingungen sind wahrlich weder ernsthaft noch genau festgelegt; Ihr Vortrag
beweist das genaue Gegenteil.
P.S.: Was uns betrifft, so
wären die sechs Bedingungen, selbst wenn alle sine qua non würden, keinesfalls ausreichend, selbst nicht mit vier
Bischöfen statt einem, denn die einzig richtige Voraussetzung für ein Abkommen
lautet: kein praktisches Abkommen ohne Bekehrung von Rom, laut den von
Mgr Lefebvre festgelegten Kriterien: Fideliter 66, S. 12-14, zitiert in diesem Artikel.
Das Generalkapitel von 2006 hat übrigens
auf dieser Grundlage gearbeitet.
„Nehmen wir an, es gäbe künftig einen Papst (...), der in
seiner Theologie, seinem Denken und seinem Herzen nicht modernistisch wäre und
der wirklich zur Tradition zurückkehren wollte (...) Falls dieser Papst weder
die Überzeugung, noch die Kraft oder die Mittel hätte, um die Kirchenkrise und
die Glaubenskrise zu überwinden, so könnte er sich unser als Stoßtrupp
bedienen. Er könnte uns sehr wohl die von uns geforderten Bedingungen gewähren,
damit wir als Speerspitze diesen Abszeß aufbrechen könnten.
Kommentar:
Die Vorstellung, ein modernistisches und
freimaurerisches Kardinalskollegium würde eines Tages einen Papst wählen, der
zur Tradition zurückkehren will, ist utopisch. Und angenommen sie täten es
wirklich oder der Papst bekehre sich nach seiner Wahl, so würde er ermordet wie
Johannes Paul I. Die Vorstellung eines traditionalistischen Papstes angesichts
von 5000 modernistischen Bischöfen ist kurios und derzeit kaum von Belang. Hier
lebt das trügerische Bild von Benedikt
XVI weiter, er sei ein traditionalistischer Papst, aber von schlechten
Mitarbeitern umgeben.
Wenn wirklich ein von solchem Geist beseelter
Papst käme, brauchte man keine Bedingungen mehr zu stellen. Er würde die
schlechten Mitarbeiter entlassen und die ganze Bruderschaft in Schlüsselpositionen
einsetzen. Die Kurie würde dann aus Mitgliedern der Bruderschaft bestehen.
„Übrigens, wenn Sie einmal genau nachdenken: falls ein
Papst uns das ein Tages zugesteht, dann ist er es doch, der den ersten Schlag
gegen die Festung des II. Vatikanums und der Konzilskirche führt, denn er gäbe
ja dann bereits zu, das das Konzil Fehler enthält und daß man es zurückweisen
kann und zur Tradition zurückkehren muß.
Kommentar:
Uns scheint, daß der Papst ebensowenig einen
Schlag gegen das II. Vatikanum führen würde, wie er ihn geführt hat, als er die
Ecclesia Dei-Gemeinschaften anerkannte. Das Beispiel der Ecclesia
Dei-Gemeinschaften, die alle weiterhin die Irrtümer anprangern wollten und von
denen keine standgehalten hat, die bereits zitierten Auszüge aus dem Vortrag
von Pater Girouard und das Zitat von Mgr Lefebvre aus Fideliter Nr. 70 („es sind nicht die Untergebenen, die die
Oberen prägen...“) zeigen uns,
daß die erste Bedingung gar nichts ändern und die FSSPX in keiner Weise vor der
modernistischen Ansteckung schützen würde.
Es gilt nicht nur den Glauben zu bewahren und zu
bekennen. Es geht um die Barmherzigkeit, um die Liebe, um Klugheit, um Stärke, es
geht um die Liebe zur heiligen Kirche. Wir sind katholisch und wir wollen ganz katholisch bleiben und dazu
genügt es nicht, den Glauben zu bewahren.
Kommentar:
Mgr de Galerreta kommt hier auf das
Schreckgespenst des Sedisvakantismus zurück, der uns unter Umständen drohe. Wir
sind nicht sedisvakantistischer als Mgr Lefebvre, der z. B. in seiner Erklärung
vom 21. November 1974 sagte: „Wir hängen
mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele am katholischen Rom, der Hüterin des
katholischen Glaubens und der für die Erhaltung dieses Glaubens notwendigen
Traditionen, am ewigen Rom, der Lehrerin der Weisheit und Wahrheit.
Wir
lehnen es hingegen ab und haben es immer abgelehnt, dem Rom der
neo-modernistischen und neo-protestantischen Tendenz zu folgen, die im II.
Vatikanischen Konzil und nach dem Konzil in allen Reformen, die daraus
hervorgingen, klar zum Ausdruck kam.“
„Bitten wir vor allem heute, am Samstag, den
13.Oktober, am Jahrestag der Erscheinung in Fatima, als das Sonnenwunder
stattfand, die Heilige Jungfrau, uns die Gnade zu gewähren, am wahren Glauben,
am Kampf für den Glauben, aber auch am wahren Geist der Kirche festzuhalten,
daß wir täglich treuer zur Gnade und zu Gott stehen und daß wir den
Anforderungen der Heiligkeit in dieser Zeit genügen.“
Kommentar:
Das Sonnenwunder ist eine eindeutige Warnung
vor dem, was uns bevorsteht, wenn wir Gott beleidigen. Die Tatsache, daß Mgr de
Galarreta offiziell gerade an diesem Tag den guten Kampf aufgibt, erscheint uns
wie eine Warnung des Himmels. Gottes Zorn wird noch zunehmen. Wir haben jedoch
die Gewißheit, daß nach der Strafe, die Christus Schwester Lucia von Fatima in
Rianjo angekündigt hat, der Himmel endgültig siegen wird. Bewahren wir das
Vertrauen in Gott, unseren allmächtigen Herrscher, ganz gleich was geschieht
und trotz der Abtrünnigkeit.
Wir kommentieren jetzt einige Passagen vom
Anfang des Vortrages, denn einige sehr schöne
Gedanken aus der Einleitung werden in der zweiten Hälfte des Vortrages
widerrufen.
„Ich bin der Meinung, daß wir die übernatürliche Sicht
auf den Glaubenskampf bewahren müssen.“
Kommentar:
Damit sind wir ganz einverstanden, es scheint
uns aber, daß Mgr de Galarreta diese übernatürliche Sicht verliert. Tatsächlich
strebt er ja eine kanonische Regelung durch Personen an, die für den Verlust Tausender Seelen pro Tag
verantwortlich sind und die nicht für Gott arbeiten. Aus übernatürlicher Sicht ist es
abwegig, sich unter die Autorität jener zu stellen, die sich wahrhaft wie
Feinde Christi verhalten.
„In diesem Erdenleben kämpfen wir um die Krone des ewigen
Lebens. Sie dürfen daher nicht aufgeben, denn ein Christ, ein Katholik weiß,
daß der Kampf, denn es handelt sich tatsächlich um einen Kampf, in diesem Leben
geführt werden muß.“
Kommentar:
Diese Gedanken sind sehr schön, aber wenn sie
wirklich die unseren sind, kann sich Mgr de Galarreta mit seiner neuen
Einstellung dann noch darauf berufen? Einem Abkommen mit Rom zuzustimmen, heißt
das nicht abzurüsten? - Nein, wird uns Mgr de Galarreta zur Antwort geben, denn
dank der ersten sine qua non-Bedingung
können wir die Irrtümer entschlossen bekämpfen! Wir haben weiter oben gezeigt,
wie trügerisch dieses Argument ist.
„Und es gibt die beiden Geisteshaltungen, die beiden
Staaten. Wir müssen uns auf diesen unvermeidlichen Kampf einlassen und ihn
weiterführen.“
Kommentar:
Wie kann man den Kampf des Gottesstaates
weiterführen, wenn man sich unter die Führung der modernistischen Bischöfe und
eines noch teilweise modernistischen Papstes begibt, die den Rauch Satans in
die Kirche eindringen lassen?
„Man darf auch bestimmte Dinge nicht dramatisieren. Ein
Drama wäre es, wenn wir vom Glauben abfielen. Aber es muß über die
Zweckmäßigkeit, über die Klugheit, über dieses und jenes diskutiert werden. Es
gibt unterschiedliche Temperamente und Situationen.
Kommentar:
Pater Chazal und Pater Pfeiffer haben ganz im
Gegenteil bewiesen, daß es um den Glauben geht. Man muß beispielsweise Ich entschuldige das Konzil von Pater
Chazal und den sehr guten Artikel von Arsenius Das Problem ist der Glaube und es ist schwerwiegend lesen.
Ich entschuldige das Konzil (auf franzözisch)
Das Thema der letzten Predigt von Pater
Pfeiffer ist übrigens: Die neue Theologie der Bruderschaft St. Pius X
Fr Pfeiffer sermon : new theology in sspx (in english)
Mgr de Galarreta führt also das ganze
Zerwürfnis, das die Bruderschaft seit letzten April erschüttert, auf
unterschiedliche Temperamente zurück, obwohl doch klar bewiesen ist, daß es
sich um ein Glaubensproblem handelt... Lesen wir noch einmal den Brief der drei
Bischöfe an Mgr Fellay; einer dieser drei Bischöfe war Mgr de Galarreta!
„Es gibt auch Leidenschaften, selbst bei uns. Aber in diesen Fragen darf man nicht kleinlich sein. Man muß
auf das Wesentliche achten. Und meiner Meinung nach haben wir die Krise
wirklich überwunden.Wir haben sie überwunden und zwar so, wie es sich
gehört. (...)
Kommentar:
Es geht nicht um Leidenschaften, sondern um
Vernunft. Wir haben von Beginn an für unseren Standpunkt Beweise erbracht. Wir
sind nicht „kleinlich“, wenn wir feststellen, daß die Erklärung des Kapitels
doppeldeutig ist und daß die sechs Bedingungen verheerend sind. Wir haben den
Beweis dafür:
Sechs Bedingungen - Mgr Williamson (auf Deutsch)
Wann ist man kleinlich? Wenn man Kleinigkeiten
bestreitet, die keine Auswirkungen haben. Ist es eine Kleinigkeit ohne
Auswirkung, wenn man die Bruderschaft der Führung eines modernistischen
Papstes und dem Einfluß teilweise sehr
schlechter Bischöfe unterstellt?
Ennemond, der Administrator des Forums Fecit, versicherte am 21. September
2012, daß „Mgr de Galarreta im Einvernehmen mit dem Generalhaus handelt“.
Da Ennemond gut informiert ist, können wir ihm in diesem Punkt vertrauen.
Machen wir uns jetzt einmal Gedanken über die
Zukunft. Mgr de Galarreta hat versichert, daß die Einheit wiederhergestellt
worden sei und daß es keine Probleme mehr gäbe. Abgesehen von Mgr Tissier de
Mallerais, dessen Einstellung wir kennen, meinen wir, daß das im Grunde
genommen
stimmt, zumindest was die überwältigende
Mehrheit der Mitglieder des Kapitels betrifft, denn es hat niemand protestiert.
Auch Pater Morgan, der als Abkommensgegner gilt, fand die Erklärung des
Kapitels sehr gut... Wie ist es vor diesem Hintergrund um die
Zukunftsaussichten für die Bruderschaft bestellt? Auf mehr oder weniger lange
Sicht ist ein Abkommen unvermeidbar. Zum Glück haben einige das vorausgesehen
und so werden „die Rettungsboote“ gebaut, wie Pater Chazal es ausdrücken würde.